Kevin Pannewitz: ein Talent mit Schwächen
Wir schreiben die 36. Minute im Rostocker Ostseestadion, an diesem kalten November Abend – es spielt der FC Hansa gegen FC St. Pauli im „Spitzenspiel" der 2.Bundesliga. Noch ist nicht viel passiert, Hansa beherrscht das Spiel zwar weitestgehend, bleibt aber ohne größere Tormöglichkeit. Doch in dieser 36. Spielminute schnappte sich Kevin Pannewitz den Ball, legte ihn sich aus 25 Metern selber vor und zielt aufs Tor. Der Ball fliegt über Freund und Feind hinweg, über Torhüter Matthias Hain. „Perfekt getroffen", würde Pannewitz den Reportern nach dem Spiel grinsend in die Kamera sagen. Man bereitet sich zum Jubeln vor – wie wichtig dieses Tor wäre, steht außer Frage, denn der FC Hansa befand sich zu diesem Zeitpunkt im hinteren Drittel der Bundesligatabelle. Der Ball wird schneller, fliegt hoch in den Rostocker Nachthimmel und kracht gegen den Querbalken. Weiterhin 0:0.
Rückblick: 60 Minuten vorher hatten sich die meisten Anhänger auf den Rängen verwundert die Augen gerieben, als sie einen neuen Namen in der Startformation lasen: Kevin Pannewitz. Zum damaligen Zeitpunkt spielte er mit 18 Jahren noch in der A-Jugend des FC Hansa – er spielte sehr erfolgreich, immerhin belegte die Mannschaft bereits mit einem deutlichen Vorsprung den 1. Tabellenrang in der Bundesliga Nord/Nordost.
Begonnnen hatte seine Karriere beim MSV Normannia 08 in Berlin, wo der Mittelfeldspieler 1995 die Kunst des Fußballspielens erlernte. In diesem Jahr stieg der FC Hansa gerade in die 1.Bundesliga auf und an einem Spieler Pannewitz war zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu denken. Nach mehreren Berliner Stationen, gelang ihm 2008 der Wechsel zum FC Hansa, wo er sich gleich in den Jugendmannschaften einspielen konnte. Am 20. 09.2009 absolvierte er sein erstes Pflichtspiel in der Reservemannschaft des FC Hansa (Regionalliga Nord).
Sein Start verlief denkbar schlecht: An jenem September Tag, sah er in einem schwachen Spiel gegen Plauen (0:3) nach 69 Minuten wegen einer Notbremse die rote Karte. Doch gerade diese rote Karte gab seiner Karriere einen Sprung, denn nun war er für weitere Spiele in der Regionalliga gesperrt. Um sich weiter zu entwickeln, gab ihm Andreas Zachhuber die Möglichkeit im Trainingsbetrieb der Lizenzspieler Mannschaft mitzuwirken. Da der FC Hansa aufgrund eines dünnen Kaders, sowie mit Verletzungen zu kämpfen hatte, war es dem Rostocker Coach gerade Recht, dass er einen starken A-Jugend Spieler die Möglichkeit geben konnte sich weiter zu entwickeln.
Nach seinem Debüt am 2.11.2009, unterschrieb er wenige Tage (25.11.2009) später seinen ersten Profivertrag, der bis 2013 Bestand hat. Die Saison aus Sicht des FC Hansa verlief holprig, in der Rückrunde verspielte man einen zwischenzeitlichen 10 Punkte-Vorsprung auf den Relegationsrang. Doch Kevin Pannewitz etablierte sich, kam auf 16 Einsätze in der abgelaufenen 2.Liga Saison. Doch auch er konnte den Abstieg des FC Hansa nicht verhindern – er stieg am 17.05.2010 aus der 2.Bundesliga ab! Im Relegationsrückspiel musste er nach 15 Minuten dem Stürmer Enrico Kern weichen und sah das Drama 75 Minuten weinend von der Bank aus.
In den Wochen nach dem Abstieg herrschte Chaos beim Ostesse Club. Die meisten Spieler suchten schnell das Weite – Kevin blieb. Bereits am 9.6.2010 beschloss er auch in der 3.Liga für den FC Hansa aufzulaufen und sich dort weiter zu etablieren. Gerade in diesem Zeitpunkt des Umbruchs, war es wichtig eine junge, hungrige Mannschaft aufzubauen. Kevin Pannewitz passte hier genau in das Konzept des FC Hansa.
Mitten in die Abstieg Depressionen spielte die A-Jugend um die deutsche Meisterschaft. Im Finale gegen Leverkusen durfte Kevin Pannewitz spielen, auch als Anerkennung für sein Geleistetes. Er zeigte eine starke Partie und Hansa gewann mit 1:0. Seit Wochen sah man ihn wieder einmal lachen, als er am 27.06.2010 die Meisterschale in die Höhe streckte.
Doch auch die Schattenseiten eines Kevin Pannewitz blieben nicht verborgen: Beim Trainingsstart hatte er mehrere Kilo Übergewicht, was ihm Neu Trainer Vollmann negativ anrechnete und ihm einen speziellen Ernährungsplan mit nach Hause gab. Auch seine Sauf Geschichten sorgten immer wieder für Unruhe im Umfeld – nach der 0:4 Klatsche zuhause gegen Hoffenheim, soll er von einigen Fans in einer Rostocker Diskothek beobachtet worden sein. Den Gipfel schoss er am 6.9.2010 ab, als mit einer Alkoholfahne zum Vormittagstraining erschien. Vollmann suspendierte ihn, für 2 Tage – und setzte den allerletzten Warnschuss! Mangels Alternativen blieb Pannewitz beim FC Hansa und ist weiterhin in der Startelf zu finden.
Die Ära Pannewitz befindet sich nach wie vor in seinem Anfangsstadium. Wenn er es schafft, nicht nur um auf dem Platz seine Professionalität zu bewahren, sondern auch sein Privatleben nicht mehr negativ in den Fokus der Öffentlichkeit stellt, dann wird der FC Hansa noch viel Freunde an ihm haben. Denn eins ist sicher: Kevin Pannewitz zählt zu den tragenden Säulen im Team Hansa Rostock 2010/2011!
