Keine "sportlichen Gründe": Warum Kleine in Bayreuth gehen musste

Mit der Entscheidung, sich drei Spieltage vor Saisonende in einer aussichtslosen Situation von Trainer Thomas Kleine zu trennen, sorgte die SpVgg Bayreuth am Sonntag für eine große Überraschung. Wie Gesellschafter Wolfgang Gruber nun aber erklärt, sei die Trennung nicht aus sportlichen Gründen erfolgt. Kleine selbst gab sich unterdessen gefasst.

Von "Zäsur" ist die Rede

Letzter und sieben Punkte sowie 28 Tore hinter dem rettenden Ufer: Nein, realistisch ist der Klassenerhalt der SpVgg Bayreuth spätestens nach der 2:5-Klatsche in Elversberg am Samstag nicht mehr. Dass Kleine dennoch ausgerechnet jetzt gehen musste, und nicht etwa vor zwei, drei Wochen, als der Liga-Verbleib noch möglich gewesen wäre, kam unerwartet. Zumal sich die Verantwortlichen zuletzt immer wieder hinter den 45-Jährigen gestellt hatten – und das mit derart deutlichen Worten, wie sie nur selten zu hören sind.

Doch wie Gruber gegenüber dem "Kurier" betont, hätten keine "sportlichen Gründe" zur Trennung geführt. Vielmehr sei Kleines Freistellung als "Zäsur" zu verstehen, zumal der frühere Bundesliga-Profi "uns beim Abstieg ja ohnehin verlassen hätte", so Gruber. "Wenn es bei vier Punkten geblieben wäre und wir noch eine realistische Chance gesehen hätten, hätten wir einen Plan B mit einem anderen Trainer gehabt." Nun aber gelte es, die Blicke auf die kommende Saison zu richten – in der Regionalliga. "Da sind wir auch schon spät dran, aber wir müssen uns jetzt konkrete Gedanken machen und Gespräche mit Trainern und Spielern führen."

"Ambitionierter Neuanfang" angepeilt

Durch den bevorstehenden Abstieg, der bereits am kommenden Samstag besiegelt sein könnten, droht den Altstädtern ein großer Umbruch. Lediglich Torhüter Luca Petzold verfügt derzeit über einen Vertrag für die Regionalliga. Alle anderen Spieler können den Klub ablösefrei verlassen. Dennoch will Gruber einen "ambitionierten Neuanfang" forcieren. "Wir wollen in der Regionalliga vorne anklopfen. Natürlich müssen wir auch schauen, was wir finanziell leisten können, aber die vorherigen Aussagen sind ein bisschen in die falsche Richtung gegangen, um offensichtlich Motivation durch Angst auszulösen."

Gemeint sind Äußerungen von Geschäftsführer Michael Born, der vor drei Wochen davon gesprochen hatte, dass im Abstiegsfall nur noch "ambitionierter Amateurfußball" möglich sei und dass der Etat aus der Regionalliga-Saison 2023/24 nicht mal im Ansatz erreicht werden könne. Aussagen, die Gruber gar nicht gefallen hatten und die er schon unmittelbar danach kassiert hatte. 

Gruber spricht von "Gängeleien durch den DFB"

Einfach so abschenken will Bayreuth die restliche Saison aber nicht. Ziel müsse sein, nicht Tabellenletzter zu werden und "wieder Spaß am Fußball" zu haben, sagt Gruber. Platz 17 hält der frühere Geschäftsführer noch für realistisch. "Zwei Siege sollten unser Anspruch sein, die Mannschaft kann sich noch einmal beweisen. Vor allem in den zwei Heimspielen sind wir es dem Publikum schuldig."

Dass es nach nur einem Jahr zurück in die Regionalliga geht, habe viele Gründe: "Wir haben viele Fehler gemacht in der Führung, im Umfeld, der Trainer, die Spieler", zeigt sich Gruber selbstkritisch, führt das schwache Abschneiden aber auch auf die Platzverhältnisse im Hans-Walter-Wild-Stadion, Schiedsrichter-Entscheidungen und "Gängeleien durch den DFB" zurück, ohne diese genau zu bennen. Er habe das Gefühl, "dass wir nicht gewollt sind in der Liga".

Trotzdem hätte es mit fünf bis zehn Prozent mehr Spielglück klappen können, so der Gesellschafter. "Am Schluss waren wir mit einigen Dingen nicht zufrieden, während andere Mannschaften sich gefunden haben, haben wir keinen eigenen Charakter entwickelt und die Konstanz nicht reingebracht mit einem Stammkader, sondern hatten immer wieder neue Konzepte und Aufstellungen." Als Vorwurf an Kleine will er dies aber nicht verstanden wissen, habe der 45-Jährige doch "1000 Prozent Einsatz ohne Ende“ gezeigt.

31 Punkte "fast wie eine Meisterschaft"

Kleine selbst gab sich gegenüber der Zeitung gefasst: "Der Verein hat die Entscheidung getroffen, und ich akzeptiere das so. Ich kann nur sagen, dass die Mannschaft jeden Tag Gas gegeben hat, auch in den letzten Spielen, auch wenn die Ergebnisse nicht so waren, wie wir es uns vorgestellt haben. Wir waren überzeugt, dass wir es schaffen können, wussten aber auch, dass es nicht einfach wird, die Liga zu halten." Angesichts der Bedingungen seien die bisherigen 31 Punkte "fast wie eine Meisterschaft", meint der 45-Jährige.

Vorerst wird nun Co-Trainer Julian Kolbeck die Mannschaft betreuen. Da der 29-Jährige aber nicht über die nötige Fußballlehrer-Lizenz verfügt, darf er das Team maximal für 15 Werktage betreuen – und somit bis zum 25. Mai. Beim Saisonfinale gegen Aue müsste dann entweder der neue Coach, oder ein Fußballehrer aus dem Verein auf der Bank sitzen.

   

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