Kauczinski im Interview: "Wir sind erst ganz am Anfang"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Dresdens Cheftrainer Markus Kauczinski über den Saisonauftakt nach Maß, die Rückkehr der Zuschauer ins Dynamo-Stadion, den Status als Aufstiegsfavorit und die anstehende Partie gegen Waldhof Mannheim.
"Gute Spieler alleine reichen nicht aus"
liga3-online.de: Erst der 4:1-Sieg gegen den Zweitligisten Hamburger SV im DFB-Pokal und dann der 1:0-Auftakterfolg beim 1. FC Kaiserslautern in der 3. Liga: Ein optimaler Saisonstart, oder Herr Kauczinski?
Markus Kauczinski: Zumindest ergebnistechnisch kann ich das unterschreiben. Wir haben beide Spiele gewonnen, aber es gibt noch viel zu verbessern. Sowohl spielerisch als auch in der Defensivarbeit ist noch Luft nach oben. Vor allem gegen den HSV gab es einige Unachtsamkeiten von uns, die hätten bestraft werden können.
Gegen den HSV waren exakt 10.053 Zuschauer im Dynamo-Stadion. Es war die größte Kulisse in Deutschland seit Anfang März. Wie sehr haben Sie die Atmosphäre genossen?
Wir hatten uns im Vorfeld alle extrem auf das Spiel und die Kulisse gefreut. Es war für die aktuell ungewöhnliche Zeit definitiv etwas Besonderes und wir haben es absolut genossen, dass uns endlich wieder einige tausend Zuschauer anfeuern durften. Ich glaube, dass das derzeit jeder Beteiligte mehr denn je zu schätzen weiß.
Mit dem starken Auftakt unterstrich Ihr Team die großen Ambitionen. Die Konkurrenz sieht Dresden als klaren Aufstiegsfavoriten, 14 Ihrer 19 Trainerkollegen nannten die SGD. Sehen Sie sich auch selbst als Aufstiegsfavorit?
Nein. Es ist einfach viel zu früh, darüber zu reden. Wir müssen erst einmal konstant unsere Leistungen abrufen. Unsere Kaderzusammenstellung ist top, aber gute Spieler alleine reichen nicht aus. Es kommt darauf an, eine gute Mannschaft zu werden. Wir sind zwar auf einem guten Weg, aber erst ganz am Anfang. Die Siege gegen den HSV und in Kaiserslautern geben natürlich trotzdem Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben.
"Das war einzigartig"
Der Abstieg aus der 2. Bundesliga war in besonderen Zeiten ohne Fans sehr emotional. Haben Sie sich im Verein alle bereits vollständig davon erholt?
Definitiv. Der Abstieg ist kein Thema mehr, wir haben ihn komplett hinter uns gelassen. Wir schauen nur nach vorne. Was passiert ist, können wir ohnehin nicht mehr ändern.
Unmittelbar nach dem letzten Saisonspiel gegen den VfL Osnabrück (2:2) feierten rund 4.000 Dresden-Fans Ihre Mannschaft, obwohl Sie als Schlusslicht den Gang in die 3. Liga hinnehmen musste.
Das war einzigartig und hat gezeigt, wie sehr die Fans unseren Kampf und Einsatz in den letzten Saisonwochen honoriert haben. Wir haben in einer kräfteaufreibenden Phase nach dem Re-Start alles gegeben. Dafür wurden wir zwar nicht mit dem Klassenverbleib, aber dafür mit der uneingeschränkten Unterstützung unserer Anhänger belohnt.
Ist der direkte Wiederaufstieg nun das klare Ziel?
Das kann man so nicht sagen. Wir haben natürlich die Ambition, das Maximum herauszuholen. Ob das der Aufstieg ist, werden wir sehen. Wie schon gesagt: Zum jetzigen Zeitpunkt über mögliche Saisonausgänge zu sprechen, macht keinen Sinn. Außerdem hat durchs Reden noch niemand seine Ziele erreicht. Sondern durchs Machen. Und das tun wir. Wir sind fleißig und wollen uns Woche für Woche verbessern.
Am Sonntag geht es mit dem ersten Saison-Heimspiel gegen Waldhof Mannheim weiter. Erneut sind Fans zugelassen, rund 10.000 Zuschauer werden erwartet. Wie sehr freuen Sie sich darüber?
Das ist eine sehr gute Nachricht und alles andere als selbstverständlich. Die Corona-Lage kann sich beinahe täglich ändern und wer weiß, wie lange wir noch Heimspiele vor 10.000 Zuschauern austragen dürfen. Deshalb freuen wir uns extrem, dass wir auch gegen Mannheim vor einem größeren Publikum auflaufen dürfen.
Mannheim startete mit einem 2:2 gegen Viktoria Köln in die Saison. Was erwarten Sie für eine Partie?
Ich erwarte ein hart umkämpftes Spiel gegen einen Gegner, der temporeich und leidenschaftlich agiert. Allerdings ist jedes Drittligaspiel ein hartes Stück Arbeit. Die Liga ist meiner Meinung nach noch einmal enger zusammengerückt und es gibt keine Underdogs. Das macht es auch so schwierig, Saisonprognosen zu treffen und Ziele zu definieren.