Kaiser: Wollen eine gute Ausgangslage für die Rückrunde
Lassen Sie uns mal ein bisschen genauer auf Ihre bisherige Karriere schauen. Sie sind 2009 nach Hoffenheim gewechselt und haben für die TSG insgesamt 10 Bundesligaspiele gemacht. Wieso kam 2012 dann der doch recht krasse Schritt nach Leipzig in die Regionalliga?
Es war einfach so, dass sich durch den Trainerwechsel von Holger Stanislawski zu Markus Babbel meine Perspektive in Hoffenheim mit einem Tag zum Schlechten gewendet hat. Ich hatte kurz zuvor meinen Vertrag verlängert, dann kam der Trainerwechsel und ab diesem Zeitpunkt lief es leider nicht mehr so gut. Allerdings hat mir Markus Babbel immerhin recht früh klar mitgeteilt, dass er nicht mehr mit mir plant und ich bei ihm eher weniger Chancen in der Bundesliga bekomme. Deshalb wusste ich immerhin ganz klar, wo ich stehe und konnte selbst entscheiden, ob ich in Hoffenheim für die U23 spiele oder den Verein wechsle. Und dann kam die Möglichkeit RB Leipzig mit dem Hintergrund, dass hier mit Alex Zorniger und Ralf Rangnick zwei Personen an der sportlichen Spitze stehen, mit denen ich schon vorher zusammengearbeitet habe. So kam der Wechsel schließlich zustande. Am Anfang war es für mich aber natürlich schon schwer, von der erweiterten Bundesliga in die 4. Liga zu wechseln, aber im Nachhinein bin ich mit der Entscheidung sehr zufrieden. Wir haben vergangene Saison den extrem wichtigen Schritt in die 3. Liga gemacht und jetzt alle Chancen, den nächsten Step zu machen. Ich fühle mich hier sehr wohl und spiele eine gute Rolle, von daher war es die richtige Entscheidung.
Gab es für Sie vor Ihrem Wechsel nach Leipzig denn auch konkrete Angebote aus deutlich höheren Ligen?
Ich hatte vor der Vertragsverlängerung in Hoffenheim schon die Möglichkeit, zu diversen Erst- oder Zweitligisten zu wechseln. Bevor ich zu RB gegangen bin, wäre es auch noch mal möglich gewesen, in der 2. Liga unterzukommen. Aber ich habe mich dann bewusst für diesen Schritt und den Neuanfang entschieden. Gerade dank Alex Zorniger und Ralf Rangnick hatte ich einfach ein gutes Gefühl und dachte mir, dass es eine gute Möglichkeit für mich ist, perspektivisch auch wieder höherklassig zu spielen.
Werden Sie trotzdem manchmal wehmütig, wenn Sie Bundesligaspiele im Fernsehen sehen?
Wehmütig nicht unbedingt. Ich verfolge natürlich gerade die Hoffenheimer schon, mit vielen habe ich ja noch engen Kontakt. Ich hoffe einfach, dass ich möglichst bald auch mit RB in der Sportschau mal deutlich später als direkt um 18 Uhr auftauche. Ich sehe das nicht so sehr mit einem weinenden Auge, sondern eher als Ziel und Anreiz, da wieder hinzukommen.
Glauben Sie denn, dass Sie jetzt sofort nahtlos wieder in der Bundesliga mithalten könnten, wenn man Sie einfach mal in ein Spiel reinwerfen würde? Wie weit ist die 3. Liga denn qualitativ vom Oberhaus entfernt?
Das ist schwer zu sagen. Aber gerade in den Pokalspielen sieht man schon immer wieder, wie schwer sich Bundesligisten auch gegen Vereine aus der 3. Liga tun. Natürlich ist es schon noch mal ein großer Schritt, aber ich traue ganz vielen Drittligaspielern zu, auch in einem Bundesligaverein eine ordentliche Rolle zu spielen. Körperlich und athletisch sind wir in der 3. Liga auf einem sehr guten Niveau, zumal ja auch fast alle Vereine unter Profibedingungen trainieren. Deshalb ist es glaube ich schon machbar. Aber natürlich ist es noch mal ein Unterschied, Woche für Woche konstant Topleistungen in der Bundesliga zu bringen. Trotzdem ist die 3. Liga da auf einem guten Weg.
RB Leipzig und Ihr Ex-Klub 1899 Hoffenheim werden in der öffentlichen Wahrnehmung ja gerne mal in einen Topf geworfen. Ihr Sturmkollege Dennis Thomalla kam ja im vergangenen Sommer aus dem Kraichgau und hat zuletzt gesagt, dass es zwischen beiden Vereine durchaus Ähnlichkeiten gibt. Sehen Sie das genauso oder gibt es schon größere Unterschiede?
Auf den ersten Blick gibt es natürlich auf beiden Seiten einen großen Geldgeber und ein Umfeld mit vermeintlich wenig Unterstützern und vielen Gegnern. Aber ich denke es gibt auch sehr viele positive Gemeinsamkeiten. Beide Vereine versuchen extrem, auf die Jugend zu setzen und gerade RB ist da auf einem guten Weg, um langfristig eine sehr gute Adresse für den Fußball zu werden. Die Kunst ist eben, mit den finanziellen Mitteln auch gut und vernünftig umzugehen. Der Unterschied ist sicherlich, dass hier in Leipzig durch die große Tradition der Stadt in Sachen Fußball, das Publikum oder beispielweise auch das Stadion eine brutale Fußballbegeisterung existiert. Und auch, wenn RB selbst noch keine große Tradition vorweisen kann, müssen wir versuchen, diese Dinge wieder in die Köpfe der Leute zu kriegen und sie für den Verein zu begeistern. Hier ist einfach ein viel größeres Potential an Menschen, die für diesen Sport leben und sich über höherklassigen Fußball sehr freuen würden. In Hoffenheim ist das sicherlich schwieriger, zumal es in der Region ja auch sehr viele höherklassige Vereine in verschiedensten Sportarten gibt.
Lassen Sie uns zum Abschluss noch ein wenig vorausblicken: In der Liga wartet bis zur Winterpause mit Rostock, Saarbrücken, den Stuttgarter Kickers, Münster und Halle ein bunt gemischtes und durchaus unangenehmes Programm.
Das ist es mit Sicherheit. Diese Mannschaften werden alle unangenehm und wollen uns natürlich schlagen. Allerdings ist das ja seit Beginn der Runde schon so. Das werden knallharte Spiele bei immer schwierigeren Witterungsbedingungen. Aber wir haben in Darmstadt schon gezeigt, dass wir schwere Spiele annehmen und dagegenhalten können. Deshalb bin ich auch optimistisch, dass wir die restlichen Spiele erfolgreich bestreiten. Es muss einfach unser Ziel sein, dort so viele Punkte wie möglich zu holen und uns eine gute Ausgangslage für die Rückrunde zu verschaffen.
Vielen Dank für das ausführliche Interview!
Von: Benni Zander // Fotos: GEPA Pictures