Janßen im Interview: "Habe mit der Viktoria große Ziele"

Im Interview mit liga3-online.de spricht Viktoria-Trainer Olaf Janßen über die Siegesserie seines Teams, den mittlerweile großen Vorsprung auf die Abstiegszone und seine nun zweite Amtszeit bei der Viktoria.
"Bin durchaus überrascht"
liga3-online.de: Dank zuletzt drei Siegen in Folge machte Viktoria Köln einen großen Schritt in Richtung Klassenverbleib. Wie ist der aktuelle Aufschwung zu erklären, Herr Janßen?
Olaf Janßen: Erst einmal muss ich mich bei meinem Vorgänger Pavel Dotchev bedanken, der mir eine intakte Mannschaft hinterlassen hat. Anders wäre ein so schneller Aufschwung gar nicht möglich gewesen. Ich muss auch zugeben, dass ich durchaus überrascht bin. Um die Qualität und den großen Zusammenhalt unseres Teams wusste ich zwar. Aber dass wir es so zügig schaffen, eine Siegesserie zu starten, ist beeindruckend. Chapeau an unsere Jungs! Um nun aber auch mal genauer auf Ihre Frage einzugehen: Wir waren vom ersten Tag an sowohl auf dem Platz als auch bei der Videoanalyse fleißig. Es ist uns gelungen, aggressiv nach vorne zu verteidigen und ein gutes Umschaltspiel aufzuziehen. Hinzu kommt die unbändige Gier der Mannschaft, jedes Spiel zu gewinnen. In allen bisherigen sieben Partien hätte man vom Einsatzwillen her meinen können, es wäre das letzte in dieser Saison.
Auch insgesamt fällt die Bilanz seit Ihrer Rückkehr positiv aus. Von sieben Begegnungen unter Ihrer Regie gewann die Viktoria vier. Wie zufrieden sind Sie damit?
Ich bin überglücklich mit den zwölf Punkten! Natürlich verliefen einige Partien bitter, in Ingolstadt haben wir den Sieg beispielsweise erst in der Nachspielzeit hergeschenkt und dabei sogar ein Gegentor von FCI-Keeper Fabijan Buntic kassiert. So etwas passiert nicht allzu oft. Aber insgesamt waren es sehr erfolgreiche Wochen für uns und wir haben wichtige Schritte in Richtung Klassenverbleib gemacht.
Für Sie ging es nach dem Aus als Co-Trainer bei Bundesligist Hertha BSC Ende Januar schnell. Nicht einmal eine Woche später kehrten Sie zurück zur Viktoria, die sie bereits 2018 ein halbes Jahr gecoacht hatten. Wie kam es dazu?
Das stimmt, viel Zeit verging nach meiner Amtszeit in Berlin nicht. Als der Anruf von Sportvorstand Franz Wunderlich kam, musste ich aber nicht lange überlegen. Ich kannte bereits alle handelnden Personen im Verein und wusste, dass ich keine Eingewöhnungszeit brauche. Außerdem ist Köln meine Stadt und ich bin mit den Perspektiven des Klubs bestens vertraut. Ich dachte mir: Eine solche Chance, erneut bei der Viktoria Cheftrainer zu werden, bekommst du vielleicht nicht noch einmal.
In Ihrer vorherigen Amtszeit hatte die Viktoria noch in der Regionalliga West gespielt, 2019 schaffte der Verein den lange ersehnten Aufstieg in die 3. Liga. Wie sehr hat Sie das aus der Ferne gefreut?
Extrem! Ich stand mit den Vereinsverantwortlichen ja auch in meiner Zeit bei Wolfsburg und Hertha in Kontakt. Die Viktoria war beispielsweise für ein Freundschaftsspiel zu Gast in Berlin. Die Verbindung ist nie abgebrochen. Dass sich die Viktoria für den enormen Aufwand, den sie jahrelang für die Rückkehr in den Profifußball betrieben hat, endlich belohnen konnte, war fantastisch. Nach mehreren dramatischen Niederlagen in den Spielzeiten zuvor hatte sich der Verein den Aufstieg absolut verdient.
Wir gehen davon aus, dass Sie diesmal länger als ein halbes Jahr bei der Viktoria bleiben möchten?
Definitiv. Mit der Viktoria habe ich große Ziele. Zunächst einmal wollen wir natürlich die Klasse halten. Mittelfristig geht es darum, den Verein weiter zu stabilisieren und im Profifußball zu etablieren. Wir möchten hinter dem 1. FC Köln die zweite starke Kraft in der Domstadt bleiben.
"Jede Partie so angehen, als wäre es die letzte"
Durch die jüngste Siegesserie beträgt der Vorsprung auf die Abstiegszone zehn Zähler. Ein komfortables Polster, oder?
Jein. (lacht) Einerseits ja, weil es nicht zu erwarten war, dass wir uns so schnell einen Vorsprung auf die Abstiegszone erarbeiten. Andererseits aber auch nein. In der engen und ausgeglichenen 3. Liga darf man sich nie in Sicherheit wiegen. Folgt nun eine Niederlagenserie, sind wir schlimmstenfalls schon nach drei bis vier Spielen wieder unten drin. Wir müssen weiterhin jede Partie so angehen, als wäre es die letzte.
Als Nächstes geht es am Freitagabend zum starken Aufsteiger 1. FC Saarbrücken. Was erwarten Sie dort für ein Spiel?
Mein Bauchgefühl sagt mir, dass es das bisher schwierigste Spiel seit meiner Rückkehr wird. Saarbrücken befindet sich ebenfalls in starker Verfassung und verspürt wenig Druck. Absteigen kann das Team kaum noch. Dafür hat Saarbrücken die Chance, oben anzugreifen und den Durchmarsch zu schaffen. Diese vielleicht einmalige Möglichkeit will sich der Klub nicht entgehen lassen.
Überrascht es Sie, dass mit Saarbrücken, Verl und Türkgücü München drei der vier Aufsteiger unter den Top 10 sind?
Schon ein wenig. Aber es beweist einmal mehr, wie eng die Liga ist und dass Aufsteiger nicht unbedingt die ersten Abstiegskandidaten sind. Die drei genannten Teams haben es allesamt verdient, so weit oben zu stehen und haben eindrucksvoll gezeigt, dass sie in den Profifußball gehören.