Irrer Last-Minute-Sieg: Energie platzt vor Freude
Was für ein Spiel, was für ein Sieg! In einer unfassbaren Schlussphase drehte der FC Energie Cottbus das Heimspiel gegen Fortuna Köln am Samstag zu seinen Gunsten, nachdem die Mannschaft von Claus-Dieter Wollitz bereits zwei Führungen verspielt hatten. Streli Mamba verwandelte das Stadion der Freundschaft kurz vor Schluss in ein Tollhaus.
Cottbuser Enttäuschung zur Halbzeit
Das Publikum feuerte ein dreifaches, explosives "Streli Mamba" in den blauen Nachmittagshimmel, als Energie-Trainer Claus-Dieter Wollitz der Erste war, der zum 4:3-Torschützen sprintete. Der Fußballlehrer sprang dem 24-Jährigen in die Arme, dieser hatte das Stadion der Freundschaft nach einer Achterbahn der Gefühle zum Beben gebracht. "Wenn wir einfach an uns glauben, dann ist das der Verdienst dafür!", strotzte Mamba am Mikrofon der "Telekom" vor Freude, denn Cottbus hatte binnen sechs Minuten einen Rückstand gegen Fortuna Köln gedreht.
Der Wahnsinn kündigte sich bereits in der ersten Hälfte an, als der FCE zwei Führungen durch individuelle Fehler verschenkte – trotz Traumtor von Marcelo de Freitas hingen die Köpfe nach dem ersten Abschnitt herunter. "Ich habe gemerkt, dass bei den meisten die Enttäuschung unfassbar groß ist", erzählte Claus-Dieter Wollitz in der Pressekonferenz, dem Ausgleich zur Halbzeit folgte der Rückstand durch einen abgefälschten Ball von Dimitar Rangelov. Cottbus lag zu diesem Zeitpunkt mit fünf Punkten hinter dem rettenden Ufer, doch dann kam alles anders.
Traumtor und Siegtreffer in sechs Minuten
Fabian Holthaus stand bereit und feuerte einen Freistoß aus rund 30 Metern hauchdünn neben dem rechten Innenpfosten an Gäste-Keeper Nicolai Rehnen vorbei ins Tor – es war bereits die 80. Minute. "Nach dem 3:3 war alles da: Der Mut, die Überzeugung, die Kraft, die Emotion, die Leidenschaft", zeigte sich der Trainer begeistert von der Moral seiner Mannschaft, die noch einen weiteren Pfeil im Köcher hatte. Und an dieser Stelle kam Streli Mamba ins Spiel, der die Türe zum Tollhaus in Cottbus weit aufstieß. "Das zeigt einfach, was für eine geile Mannschaft wir sind", begeisterte der 24-Jährige Trainer, Mitspieler und Publikum. Durch den Sieg hat Cottbus den Rückstand zum rettenden Ufer auf zwei Punkte reduziert – und sich damit im Abstiegskampf zurückgemeldet.
Wollitz gestand ein, dass es am Ende ein glücklicher Sieg war. "In den letzten Spielen hatten wir so oft den Sieg verdient, dafür muss man sich am Ende auch nicht entschuldigen", akzeptierte er das Ergebnis, die Freude über die Leistung seines Teams überwog: "Ich bin schon die ganze Zeit stolz, diese Mannschaft hat mir über drei Jahre schon so viel gegeben." Dass ausgerechnet Streli Mamba für den furiosen Sieg sorgte, damit hatte Wollitz schon gerechnet. "Er hat mir heute morgen eine unfassbare WhatsApp geschickt. Fantastisch, einfach seine positive Überzeugung in der Situation. Seine Körpersprache, obwohl ich es ja nicht gesehen habe, ich habe es in den Zeilen gelesen", erzählte der Coach und schrieb seinem Schützling zurück, dass er so weiterspielen und sich belohnen solle.
"Die beschissensten 90 Minuten meiner Laufbahn"
Streli Mamba machte selbst kein Geheimnis draus, was er seinem Coach am Morgen vor der Partie mitteilte: "Ich habe reingeschrieben, dass ich bereit bin, dass ich auf jeden Fall spielen möchte. Weil wir gestern schon besprochen haben, wie ich mich fühle." Und er belohnte sich, genauso wie seinen Keeper Kevin Rauhut, der "die beschissensten 90 Minuten meiner Laufbahn" absolvierte. Den ersten Ausgleich spielte der Keeper in die Füße von Hamdi Dahmani, den Strafstoß zum 2:2 verschuldete der 29-Jährige ebenfalls. "Ich war heut der Fremdkörper der Mannschaft", zeigte sich der Torwart gegenüber der "Lausitzer Rundschau" sichtlich enttäuscht, doch die Mannschaft ließ ihren Schlussmann nicht hängen: "Heute kann ich froh sein, dass wir eine starke Familie sind."
Die Jubel- und Fangesänge im Stadion waren noch nicht abgeebbt, als FCE-Cheftrainer Wollitz dann doch noch leicht wehmütig wurde: "Mamba hat bei uns eine super Entwicklung gemacht. Er wird alles dafür tun, dass wir am 38. Spieltag über dem Strich sind und dann hat er eine fantastische, gemeinsame Entwicklung mit uns genommen. Und dann lassen wir ihn gehen", kündigte der Coach überraschend an, doch dazu bedarf es noch einen weiten Weg. Denn wenn es nicht klappen sollte, so sagte Wollitz mit einem Lachen: "Dann bleibt er, dann sperren wir ihn ein." Mit dem Auswärtsspiel in Jena steht am kommenden Samstag das nächste Sechs-Punkte-Spiel an.