FC Ingolstadt trennt sich von Köllner – U19-Trainerin übernimmt

Paukenschlag beim FC Ingolstadt: Michael Köllner ist nicht länger Trainer der Schanzer. Wie der FCI am Donnerstag bekanntgab, wurde der 54-Jährige mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden. Mit der Freistellung reagiert der FCI auf die Negativserie in der bisherigen Rückrunde. Bis zum Saisonende übernimmt U19-Trainerin Sabrina Wittmann. Die 32-Jährige ist damit die erste Cheftrainerin im deutschen Profifußball.

"Sportliche Weiterentwicklung" ausgeblieben

Nur zwei Siege aus den vergangenen elf Spielen, nur Tabellenplatz elf, zuletzt mit 0:4 in Essen untergegangen und den anvisierten Aufstieg frühzeitig aus den Augen verloren: Das Jahr 2024 verlief bislang alles andere als zufriedenstellend für den FC Ingolstadt. Die Folge: Cheftrainer Michael Köllner muss mit sofortiger Wirkung gehen. Nach Angaben der Schanzer seien dieser Entscheidung "interne Gespräche" sowie eine "tiefgehende Situationsanalyse der Verantwortlichen" mit dem ausscheidenden Übungsleiter vorausgegangen. Mit der Freistellung ziehe der FCI die "Konsequenzen aus der negativen sportlichen Leistungs- und Ergebnisentwicklung in der bisherigen Rückrunde", heißt es.

"Nachdem die sportliche Weiterentwicklung unserer Mannschaft, die nötig ist, unsere Ziele zu erreichen, im Jahr 2024 weitestgehend ausgeblieben ist, sind wir nach eingehender sportlich-inhaltlicher Analyse und Gesprächen mit Michael Köllner zu der Entscheidung gelangt, dass wir auf der Position des Cheftrainers für die Saison 2024/25 eine Veränderung vornehmen müssen", begründet Geschäftsführer Dietmar Beiersdorfer die Entscheidung. Aufgrund der Klarheit und der Verantwortung dem Trainer und der Mannschaft gegenüber, "vollziehen wir diese Entscheidung mit sofortiger Wirkung", so der 60-Jährige. "Bei Michael Köllner, der in unserem Klub trotz des zuletzt ausbleibenden Erfolgs viele positive Impulse setzen konnte, möchten wir uns an dieser Stelle herzlich bedanken."

Grlic spricht von "Stagnation"

Köllner hatte den Job beim FCI im April 2023 von Guerino Capretti übernommen und die Schanzer in der vergangenen Saison nach einer Negativphase zum Klassenerhalt geführt. Zu Beginn der laufenden Saison spielte Ingolstadt lange oben mit und belegte zum Ende der Hinrunde den vierten Platz – bei nur zwei Punkten Rückstand auf den Relegationsrang. Seitdem kamen in 16 Partien allerdings nur noch 18 Punkte hinzu, was die Schanzer ins Niemandsland der Tabelle abstürzen ließ. "Als Vierter der Hinrunde war es unser Plan, bis zum Saisonende zumindest oben mitzumischen. Doch seit dem Start in das Jahr 2024 glichen unsere unstetigen Leistungen vielmehr einer Achterbahnfahrt, was auch der aktuell 15. Rang in der Rückrundentabelle belegt. Aufgrund der sportlichen Stagnation haben wir nun gehandelt", so Sportdirektor Ivo Grlic.

Insgesamt stand Köllner bei 51 Partien an der Seitenlinie. Dabei gelangen 23 Siege und elf Unentschieden, was einen Punkteschnitt von 1,57 bedeutet. "Ich bedanke mich ausdrücklich für das Vertrauen und die gemeinsame Zeit hier", so der 54-Jährige. "Wir haben den freien Fall in der letzten Saison gemeinsam gestoppt und gleichzeitig mit viel Engagement den erfolgreichen Umbruch des Kaders angestoßen, der mit Platz vier in der Hinrunde bereits andeutete, wohin der Weg in der Zukunft führen kann. Ich drücke den Schanzern für die Zukunft weiterhin die Daumen." Wer den gebürtigen Oberpfälzer ersetzen wird, ist noch offen.

U19-Trainerin Sabrina Wittmann übernimmt

Bis zum Saisonende übernimmt U19-Cheftrainerin Sabrina Wittmann, die am vergangenen Wochenende mit ihrem Team die Vize-Meisterschaft in der A-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest feierte. Unterstützt wird sie von ihrem langjährigen Co-Trainer Fabian Reichler und dem bisherigen Trainerteam um Maniyel Nergiz und Julian Kolbeck. "Sabrina Wittmann kennt unseren Klub wohl besser als kaum eine andere, ist Schanzerin durch und durch", betont Beiersdorfer. Als Cheftrainerin der U19 habe sie sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich – fachlich wie menschlich – weiterentwickelt und genieß bei allen im Verein einen extrem hohen Stellenwert. "Wir sind davon überzeugt, dass Sabrina aufgrund ihrer inhaltlichen Kompetenz, Fußball zu vermitteln und auch dank ihrer Emotionalität genau die Richtige ist, um die Saison unserer ersten Mannschaft positiv zu Ende zu bringen."

Nachdem die gebürtige Ingolstädterin zunächst in der Region Eichstätt beim SC Steinberg das Fußballspielen erlernte, zog es sie schließlich in die B-Jugend der Schanzerinnen. Aufgrund eines Schüleraustausches kehrte Wittmann Deutschland mit 16 Jahren vorerst den Rücken, da sie fortan an der Highschool in Kentucky (USA) selbst gegen den Ball trat sowie jüngere Semester ausbildete. Nach einem Jahr Aufenthalt in den Vereinigten Staaten kam die damalige Abwehrspielerin in ihre Heimat zurück und widmete sich dem Fußball auf der Schanz. 2009 zeichnete sie sich zunächst als Coach bei der Audi Schanzer Fußballschule verantwortlich, ehe sie drei Jahre später die U15 der Frauenabteilung übernahm. Es folgten weitere Posten im Nachwuchsbereich der Schanzer, nun steht sie erstmals bei den Profis an der Linie.

"Etwas ganz Besonderes"

"Es gibt keinen Ort, an dem ich lieber hätte debütieren wollen", sagt Wittmann. Der FC Ingolstadt sei als Heimatverein "etwas ganz Besonderes" für sie. "Hier habe ich vor 19 Jahren angefangen, selbst gespielt und erste Schritte als Trainerin machen dürfen. Von Beginn an haben mir die Verantwortlichen Vertrauen geschenkt und mich stets gefördert. Durch all die Jahre an der Seitenlinie vieler Nachwuchsmannschaften, bin ich zu der Trainerin gereift, die ich heute bin." Nun interimsweise die Drittliga-Mannschaft coachen zu dürfen, sei "eine große Chance" sowie "ein Vertrauensbeweis". Wittmann sagt: "Nun gehen wir die verbleibenden vier Spiele (dreimal 3. Liga, einmal Landespokal) voller Energie und Einsatz an, um die laufende Saison so positiv wie möglich zu beenden. Darauf fokussieren wir uns jetzt voll und ganz." Ihre erste Trainingseinheit leitet die 32-Jährige am Donnerstagnachmittag, erstmals auf der Bank sitzen wird sie am Sonntagabend (19:30 Uhr) im Heimspiel gegen Waldhof Mannheim. Mit Wittmann ist erstmals im deutschen Profifußball eine Frau für eine Männer-Mannschaft hauptverantwortlich.

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