13 Spiele ohne Sieg: Holstein Kiel auf dem Weg zum Negativrekord

Am vergangenen Samstag war der SV Darmstadt 98 bei Holstein Kiel zu Gast, die gegen die Hessen endlich mal wieder dreifach punkten wollten. Ernüchterung in Kiel nach der erneuten Niederlage und große Freude in Darmstadt, die durch den 0:2-Auswärtssieg nun auf dem vierten Tabellenplatz stehen und so für ihr Saisonziel „Klassenerhalt“ eine durchaus ordentliche Ausgangslage geschaffen haben. Kiel hingegen verweilt auf Platz 17 und stand somit, wegen des guten Saisonstarts und der Ausgeglichenheit der diesjährigen dritten Liga, trotz nun 13 sieglosen Spielen in Folge in dieser Saison noch nie auf einem Abstiegsplatz.

Engagierte Störche gegen effiziente Gäste

Die Kieler agierten nach dem Ausfall von Kapitän Kazior in dieser Saison erstmal in einem 4-2-3-1-System. Hinter Heider sollten, so Holsteins Trainer Karsten Neitzel, die drei offensiven Kräfte Johansen, Breitkreuz und Siedschlag ständig rochieren. Seine Mannschaft begann das Spiel auch gewohnt engagiert, lauf-, und kampfstark. Die Gäste aus Darmstadt standen zu Beginn tief und ließen Kiel kommen. Sobald der Ball erobert wurde, konterten die Lilien meist per hohem Ball auf Stroh-Engel, der fast jedes Kopfballduell für sich entscheiden konnte, oder über einen Steilpass auf den starken Marco Sailer, den wohl besten Mann in der Partie. Sailer war überall auf dem Platz zu finden, immer anspielbar und übte stetig Druck auf die Kieler Defensive aus. Mitten hinein in die Druckphase der KSV fiel das Gegentor durch Milan Ivana. In der 20. Minute durch einen Rückpass nach einem abgewehrten Kieler Eckball ins Spiel gebracht, schlug Holstein-Keeper Niklas Jakusch einen Befreiungsschlag direkt in Darmstädter Füße. Lilien-Stürmer Dominik Stroh-Engel drang auf halbrechter Position in den Strafraum der Störche ein, behauptete den Ball und hob dann mit Übersicht einen Pass über die Kieler Verteidigung, den Ivana am zweiten Pfosten souverän per akrobatischem Dropkick in die Maschen jagte.

Angriff um Angriff doch der entscheidende Ball fehlt

Durch den Rückstand ließen sich die Männer von Karsten Neitzel nicht beirren und drückten weiter auf das Tor von Gäste-Schlussmann Jan Zimmermann. Einzig eine klare Torchance konnte nicht heraus gespielt werden, dennoch hatte Kiel in die ersten Hälfte die optischen Überlegenheit. Darmstadt spielte routiniert und konnte sich vor allem auf ihren Stürmer Stroh-Engel verlassen, der sich bei eigenen Abstößen tief ins Mittelfeld fallen ließ und dort den Ball verlängerte. Eine taktische Variante, auf die sich Kiel in den gesamten 90 Minuten nicht effektiv einstellen konnte. Nach der Pause begannen die Kieler mit einem Paukenschlag. Nach einer Ecke stieg Innenverteidiger Marcel Gebers hoch, scheiterte aber mit seinem wuchtigen Kopfball am Torwart. Holstein und die Eckbälle waren auch in diesem Spiel wieder ein Thema für sich. Trotz eines Eckenverhältnisses von 16:5 für Kiel strahlten sie doch nur in dieser einen Szene dabei Gefahr aus. Nach dem verheißungsvollen Einstand in die zweite Halbzeit lief das Spiel weiter wie in den ersten 45 Minuten. Die KSV konnte ihre Feldüberlegenheit nicht in Tore ummünzen und die Lilien trafen erneut. Bezeichnenderweise konnten die Gäste ihr zweites Tor nach einem Eckball erzielen. Nach großem Durcheinander im Strafraum stocherte Innenverteidiger Gorka den Ball zur 0:2-Führung über die Linie.

Nach diesem abermaligen Rückschlag blieb Kiel dennoch die spielbestimmendere Mannschaft, brachte aber keine gefährliche Situation für das Gästetor mehr zu Stande. Die Norddeutschen schlugen viele hohe Bälle, die der nun hinten geforderte Gorka sicher weg köpfte. Darmstadts Trainer Dirk Schuster zeigte sich nach dem Spiel mit dem Ergebnis zufrieden, sah jedoch auch Verbesserungsbedarf: „Wir wussten […], dass Kiel natürlich nicht die sicherste Mannschaft derzeit ist. Daher haben wir uns vorgenommen, Kiel früh unter Druck zu setzen und haben defensiv gut gearbeitet. Wir haben kaum Chancen zugelassen, unsere gut genutzt. Mit dem Konterverhalten bin ich ebenso wenig zufrieden wie mit den gefühlten 30 Ecken für Kiel. Aber im Großen und Ganzen sind wir hier ordentlich aufgetreten.“

Darmstadt im Soll und Kiel auf Rekordjagd

Nicht spielbestimmend aber taktisch klug aufgestellt kamen die Lilien bei zwei Chancen zu zwei Treffern. Mit den nun 29 Punkten aus 19 Spielen steht der SV Darmstadt gut da im Rennen um den Aufstieg, dennoch bleiben sie in Hessen bei der Vorgabe des Klassenerhalts. Eine durchaus legitime Haltung, denn in der letzten Saison waren die Lilien eigentlich sportlich schon abgestiegen, blieben aber durch den Lizenzentzug der Kickers aus Offenbach in der Liga. Holstein Kiel jagt dieser Tage den eigenen Negativrekord aus der Saison 2009/10 von 14 sieglosen Spielen in Folge. Am kommenden Spieltag geht es nach Saarbrücken, wo sich der 1. FCS ebenfalls in akuter Abstiegsgefahr befindet, aber mit einem Sieg die Kieler überholen würde. Am vergangenen Wochenende konnte das Team von Trainer Milan Sasic schon drei Punkte gegen Rot-Weiß Erfurt holen. Sollte Holstein Kiel auch dieses Spiel gegen den direkten Konkurrenten verlieren, wird die kommende Winterpause nicht nur eine harte Zeit für die Fans, die ihre Mannschaft wahrscheinlich auf einem Abstiegsplatz überwintern sehen werden müssen, sondern auch für Trainer Karsten Neitzel, der vor der Saison den wegen der anstehenden Doppelbelastung aus Trainerlehrgang und 3. Liga zurückgetretenen Aufstiegstrainer Thorsten Gutzeit beerbte. Eine erneute Niederlage würde die Stimmung vor dem letzten Spiel des Jahres zuhause gegen Hansa Rostock wohl noch mehr aufheizen, waren doch nach dem Duell gegen Darmstadt schon vereinzelt erste „Neitzel raus“-Rufe zu hören.

FOTO: calcio-culinaria.de

   
Back to top button