Historischer Energie-Sieg auf dem Betze: "Mehr als verdient"
Überraschungserfolg für Energie Cottbus: Beim 2:0 in Kaiserslautern feierte der Aufsteiger am Freitagabend seinen zweiten Auswärtssieg und den ersten Sieg auf dem Betzenberg überhaupt. Es war eine taktische Meisterleistung von Trainer Claus-Dieter Wollitz, dem eine teure Rückfahrt bevorstand.
Fünferkette als Erfolgsschlüssel
Im Vorfeld der Partie hatte der Energie-Coach eine "Top-Leistung" angekündigt – und die zeigte sein Team schließlich auch. Defensiv überzeugte der Aufsteiger mit starkem Stellungsspiel, vielen gewonnen Zweikämpfen und großem Kampf – so zog der Aufsteiger dem 1. FC Kaiserslautern am Freitagabend den Zahn. Zudem ließ Wollitz erstmals in dieser Saison mit einer Fünferkette in der Abwehr spielen – ein taktischer Kniff, der sich als Erfolgsschlüssel erweisen sollte. Denn der FCK hatte zwar mehr vom Spiel, konnte sich aber abgesehen von einer Phase in der zweiten Halbzeit kaum Chancen erarbeiten.
So hielt Energie erst zum zweiten Mal in dieser Saison auswärts die Null. Und vorne schlug der Aufsteiger zweimal eiskalt zu: Zunächst brachte Marc Stein einen Freistoß von Fabian Holthaus trotz gebrochener Nase per Kopf im Tor unter (48.), dann vollendete der eingewechselte Lasse Schlüter in der 73. Minute einen blitzsauberen Konter zum 2:0.
"Marc Stein ist brutal"
Wollitz sprach nach Abpfiff von einem "mehr als verdienten Sieg" und fand am "Telekom"-Mikrofon lobende Worte für den Auftritt seiner Schützlinge: "Die ganze Mannschaft hat sehr gut gegen den Ball gearbeitet." Vor allem der 18-jährige Leon Schneider, der erst seinen dritten Einsatz hatte, hinterließ Eindruck beim Chefcoach: "Er hat das sehr gut gemacht und keinen Zweikampf verloren." Insgesamt war Wollitz nicht nur glücklich über den Sieg, sondern auch stolz: "Die Jungs haben die Sachen genau so umgesetzt, wie wir das besprochen haben."
Ein Lob, das Kapitän Marc Stein im Interview mit "Telekom Sport" nur zurückgeben konnte: "Wir waren sehr gut aufgestellt, der Trainer hat das gut gemacht." Kurios: Bei einem Zweikampf mit Dominik Schad brach sich der 33-Jährige in der sechsten Minute wohl das Nasenbein, spielte aber trotzdem weiter und traf sogar. "Die Schmerzen waren in Ordnung", gab Stein zu Protokoll. Fabio Viteritti zeigte sich gegenüber der "Lausitzer Rundschau" beeindruckt: "Marc Stein ist brutal – er köpft mit einer gebrochenen Nase das Ding da rein. Er ist ein absoluter Führungsspieler, der Leader in der Mannschaft. Er bringt uns voran und pusht die Mannschaft immer wieder, es ist unglaublich was er leistet."
Aufwärtstrend bestätigt
Kritik übte Wollitz derweil an Lauterns Jan Löhmannsröben, der über 90 Minuten schwimmende Cottbuser sah. "Wir waren sehr gut organisiert", widersprach der Energie-Coach. Auch Löhmannsröbens Aussage, Cottbus habe die Mauer wieder hochgezogen, kam bei Wollitz nicht gut an: "So etwas hat auf dem Platz nichts zu suchen." Doch wirklich ärgern brauchte sich der Cottbuser Übungsleiter über den saloppen Spruch nicht, schließlich lobte Löhmannsröben damit auf seine Weise die starke Abwehrleistung des Aufsteigers.
Mit dem Erfolg in Kaiserslautern bestätigte das "gallische Dorf", wie es FCK-Coach Michael Frontzeck im Vorfeld der Partie titulierte, seinen Aufwärtstrend der letzten Wochen. Nach drei Siegen aus den letzten fünf Spielen haben sich die Lausitzer ins Mittelfeld der Tabelle vorgearbeitet und die Abstiegszone vor den Samstagsspielen auf beruhigende fünf Punkte distanziert. Mit diesem Wissen gestaltete sich am Abend auch die knapp neunstündige Rückfahrt nach Cottbus wesentlich angenehmer. Nur für einen dürfte sie nicht so entspannt gewesen sein: "Ich muss jetzt auf der Autobahn alles bezahlen, das wird nicht günstig", wusste Wollitz schon nach dem Spiel. Doch diese Umstände wird der Energie-Coach angesichts des historischen und denkwürdigen Erfolgs auf dem Betzenberg gerne auf sich genommen haben.