Hinrundenfazit Kiel: Gegen den Zickzackkurs

Hinter den Kielern liegt eine kräftezehrende zweite Jahreshälfte. Auf den knapp verpassten Zweitliga-Aufstieg folgte eine schwache Hinrunde in Liga drei: Rang 15 ist definitiv eine enttäuschende Platzierung. Was aber ist noch drin für Holstein Kiel? Liga3-online.de nimmt die Störche unter die Lupe.

Das lief gut:

Positive Aspekte lassen sich nicht viele ausmachen bei der Mannschaft von Trainer Karsten Neitzel – zumindest dann nicht, wenn man die rein sportlichen Ergebnisse analysiert. Ein Pluspunkt ist sicherlich die – nach außen hin gewahrte – Ruhe an der Förde: Die schwachen Resultate veranlassten die Verantwortlichen nicht zur Entlassung von Neitzel. Sie behielten die Ruhe. Auch dann, als der Sportliche Leiter Ralf Heskamp sein Amt Anfang Oktober aus privaten Gründen aufgab. Sein Nachfolger wird Uwe Stöver, der zuletzt sechs Jahre lang hervorragende Arbeit beim FSV Frankfurt ablieferte. Ein Hoffnungsschimmer für die KSV: Stöver und Neitzel können nun gemeinsam die notwendigen Korrekturen für die Rückrunde vornehmen. Dann aber müssen Spieler und Trainer Ergebnisse liefern, sonst dürfte es ungemütlich werden an der Küste…

Das lief nicht gut:

Es wäre zu einfach, die Tabelle allein für sich sprechen zu lassen. Klar, 24 Zähler nach 21 Spielen sind ganz sicher nicht die Ausbeute, die von diesem eigentlich hochkarätig besetzten Kader zu erwarten war. Das Auftreten der Störche aber war nicht so schlecht, wie es diese Ausbeute vermuten lässt: Individuelle Fehler, fehlende Konstanz und eine schwache Chancenverwertung waren die größten Störfaktoren in einem kräftezehrenden Halbjahr – vom riesigen Verletzungspech einmal abgesehen.

Durch diese Faktoren und die Leistungseinbrüche vermeintlicher Führungsspieler bzw. Leistungsträger wie Marc Heider, Manuel Schäffler oder Dominik Schmidt wurde auch die Integration der Neuzugänge erheblich erschwert. Lebte Holstein Kiel in der ersten Jahreshälfte 2015 noch vom ausgefeilten Spiel gegen den Ball und der guten Umschaltbewegung, ist davon nicht mehr allzu viel zu sehen. Genau zu dieser Balance trugen mit Ex-Kapitän Rafael Kazior und Mikkel Vendelbo vor allem zwei Spieler bei, die mittlerweile beim Ligakonkurrenten Werder Bremen II und bei Silkeborg IF unter Vertrag stehen. Ihre Abgänge haben die Störche bis zuletzt nicht verwunden.

Bewertung der Neuzugänge:

Elf externen Neuzugängen standen im Sommer zwölf Abgänge gegenüber – ein heftiger Umbruch im Lager von Holstein Kiel. Zumal, wie oben erwähnt, unter den Abgängen einige eigentlich unverzichtbare Leistungsträger waren. Von den Neuzugängen schlugen Rafael Czichos, Fabian Schnellhart und Steven Lewerenz voll ein. Czichos hat sich mittlerweile zur Konstanten in der Innenverteidigung gemausert, zudem ist er mit sechs Treffern bester KSV-Schütze. Direkt hinter ihm in der internen Rangliste ist Lewerenz postiert, der nicht nur wegen seiner fünf Treffer und fünf Vorlagen das Flügelspiel belebt. Schnellhardt ist wegen seiner Technik und Übersicht nicht mehr aus der Anfangself wegzudenken, zudem hat auch er schon vier Treffer erzielt und deren fünf aufgelegt.

Denis Weidlich, Robin Zentner, Manuel Janzer und Evans Nyarko sind bislang höchstens Mitläufer, der fest aus Paderborn unter Vertrag genommene Saliou Sanè ruft sein Potential kaum einmal ab. Bernd Schipmann kam als klare Nummer drei, Milad Salem bestritt nach seinem Kreuzbandriss bislang kein Spiel für die Störche. Dominik Schmidt, der eins für Werder Bremen sogar zweimal Champions-League-Luft schnupperte, ist dagegen trotz dreier erzielter Treffer eine Enttäuschung. Bislang wies der 28-Jährige nur selten nach, dass er die erhoffte Verstärkung für die Innenverteidigung sein kann.

Bester Spieler:

Wenn es einen Nutznießer der schwachen Leistungen der Angreifer um Marc Heider und Manuel Schäffler gibt, dann ist es Fabian Schnellhardt. Der 21-Jährige kam nach einer durchwachsenen Spielzeit beim MSV Duisburg nach Kiel, sicherte sich dank seiner Spielintelligenz direkt einen Stammplatz und gehört so zu den wenigen klaren Gewinnern bei Holstein Kiel.

Größte Enttäuschung:

Zwölf bzw. zehn Treffer erzielten Heider und Schäffler in der letzten Spielzeit, zusammen mit dem lange verletzten Sanè bilden sie nominell eine der stärksten Sturmreihen der Liga. In dieser Spielzeit erzielten sie bislang magere vier Treffer – zusammen wohlgemerkt. Deshalb ist der Angriff der Störche bislang die Enttäuschung der Saison.

Fazit:

Holstein Kiel kann in diesem zweiten Halbjahr des Jahres 2015 als Paradebeispiel dafür herhalten, wie nah im Fußball Erfolg und Misserfolg beieinander sind. Wichtige Spieler verließen den Verein im Sommer, etliche langwierige Verletzungen wichtiger Stammspieler und der in letzter Sekunde verpasste Aufstieg taten ihr Übriges: So trudeln die Störche im Zickzackkurs durch die Liga – anstatt wie erwartet erneut ganz oben mitzuspielen. Die Vorbereitung inklusive des Trainingslagers in Belek (10.-17. Januar) bietet Neitzel und seinem Trainerteam die Möglichkeit, intensiv an den Schwachpunkten der vergangenen Monate zu arbeiten. Das Spiel gegen den Ball, das Umschaltspiel und die Chancenverwertung werden dabei sicherlich eine Rolle spielen, ebenso wie die Psyche der Spieler. Erfolge in den Testspielen mit dem einen oder anderen Treffer eines Angreifers wären sicherlich eine gute Basis für den Pflichtspielauftakt ins neue Jahr am 24. Januar bei Werder Bremen II.

Ausblick und Prognose:

Viel wird davon abhängen, wie die Vorbereitung der Störche verläuft. Kommt die Mannschaft mit neuem Selbstbewusstsein, wiederentdeckten Automatismen und der einen oder anderen Verstärkung aus der Winterpause, dann könnte sich Holstein Kiel recht schnell Luft im Abstiegskampf verschaffen. In den ersten drei Spielen bei Bremen II, gegen Chemnitz und bei Fortuna Köln sollte die Mannschaft ordentlich punkten, sprich, fünf mindestens fünf Zähler einfahren. Ansonsten droht ein Fehlstart ins neue Jahr und Abstiegskampf bis zur letzten Minute.

   
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