Hinrundenfazit Erzgebirge Aue: Hinten top, vorne flop

Nach dem Abstieg aus der zweiten Liga wurde beim FC Erzgebirge Aue der große Umbruch eingeleitet, lediglich vier Spieler aus dem Vorjahreskader blieben dem Team erhalten. Die neu zusammengestellte Mannschaft etablierte sich früh in der Spitzengruppe der Liga und überwintert auf dem dritten Tabellenplatz – der sofortige Wiederaufstieg scheint möglich. liga3-online.de zieht ein Fazit. 

Das lief gut

Der große Erfolgsfaktor der Veilchen war die Defensive. Lediglich 13 Mal musste Martin Männel in den 21 bisher absolvierten Punktspielen hinter sich greifen – in der Geschichte der Dritten Liga hatte lediglich Eintracht Braunschweig in der Saison 2010/11 einen besseren Wert. Besonders im heimischen Erzgebirgsstadion war der 27-jährige Torhüter kaum zu überwinden und kassierte nur zwei Gegentore. Aufgrund der Abwehrstärke sollten es die Gegner der Auer tunlichst vermeiden, gegen die Truppe von Pavel Dotchev in Rückstand zu geraten: Lediglich ein einziges Mal (beim Auswärtsspiel in Mainz, das 1:1 endete) gaben die Sachsen nach einer 1:0-Führung die drei Punkte noch her. Auch die Überraschungserfolge im Pokal gegen Greuther Fürth und Eintracht Frankfurt liefen nach dem Schema „vorne ein Tor und hinten dicht machen“ ab. Eine erstaunliche Souveränität für das junge Team, das allerdings in Person von Christian Tiffert einen erfahrenen Leitwolf zur Verfügung gestellt bekam. Die Verpflichtung des ehemaligen Bundesliga-Spielers hat sich voll bezahlt gemacht, Tiffert gehört zu den Führungsfiguren der Mannschaft und bereichert mit seiner Routine das Auer Spiel.

Das lief nicht gut

Der starken Defensive steht eine unzureichende Offensive gegenüber. Die Veilchen erzielten lediglich 17 Tore, die wenigsten aller Drittligateams. Max Wegner konnte seinen Ruf als Knipser noch nicht endgültig bestätigen, auch, weil er hin und wieder von Verletzungen geplagt war. Nicky Adler setzte seine Erfahrung zu selten in Tore um, der 30-Jährige ließ oftmals seine Abschlussstärke vermissen. Einsatzfreude gehörte zu den Tugenden des Auer Teams, gerade zu Saisonbeginn übertrieb es die junge Mannschaft jedoch stellenweise mit ihrem Eifer. Drei Platzverweise in den ersten sieben Punktspielen sprechen eine deutliche Sprache. "Ich muss die Jungs manchmal etwas bremsen“, sagte Trainer Dotchev und tat dies offenbar auch – in den folgenden Partien flog kein Auer mehr vom Platz.

Bewertung der Neuzugänge

Sportdirektor Steffen Ziffert und Trainer Pavel Dotchev hatten im Sommer alle Hände voll zu tun, schließlich musste ein nahezu komplett neuer Kader zusammengestellt werden. Dabei hieß die Einkaufsphilosophie: Jung und preiswert, aber erfolgshungrig. Zum Jahreswechsel kann festgehalten werden: Die sportliche Führung hat einen guten Job gemacht. Menschlich scheint es im Team zu stimmen, die vielen jungen Spieler fügten sich hervorragend zu einer Mannschaft zusammen, auch die Reanimation von Tiffert aus dem sportlichen Ruhestand war erfolgreich.

Bester Spieler

Martin Männels Rolle im Abstiegskampf der vergangenen Saison war eine besondere, schließlich erzielte er im Saisonfinale der zweiten Liga das bislang letzte Tor des FC Erzgebirge in dieser Spielklasse. Zum Klassenerhalt reichte es nicht, seinem Klub hielt Männel trotzdem die Treue – spätestens jetzt war dem dienstältesten Spieler der Veilchen die Liebe der Fans sicher. Männel wurde zum Kapitän befördert, zeigte sich stets nervenstark und wurde zum großen Rückhalt der jungen Mannschaft.

Größe Enttäuschung

Der 25-jährige Pole Pawel Baranowski leistete einen äußerst geringen Beitrag zur starken Auer Defensivbilanz. In den ersten beiden Saisonspielen wurde der Neuzugang noch von Beginn an aufgeboten, doch bereits in seinem zweiten Einsatz kassierte Baranowski nach einem brutalen Foul eine Rote Karte. Nach der Sperre folgte eine Verletzung, anschließend schmorte der Innenverteidiger lediglich auf der Bank. Bereits im November endete sein kurzes Gastspiel im Erzgebirge mit einer Vertragsauflösung.

Fazit

Der Aufstieg war vor Saisonbeginn eigentlich kein Thema im Erzgebirge, zu groß schien der Umbruch, zu unerfahren das neue Team. Dass die Rückkehr in die zweite Liga nun doch im Bereich des Möglichen scheint, ist der guten Arbeit des Führungstrios Ziffert und Dotchev zu verdanken – darüber hinaus aber natürlich den Spielern selbst. Diese haben den Gedanken der „Kumpelelf“, seit Saisonbeginn ist dieser Begriff auch auf dem Trikot verankert, offenbar verinnerlicht. Die Mannschaft wirkt sportlich und mental gefestigt, auch ein Ausrutscher wie die 4:0-Niederlage bei der U23 von Werder Bremen beschädigt diesen Eindruck nicht.

Ausblick & Prognose

Mit Cebio Soukou hat der FCE in der Winterpause bereits einen Offensivmann verpflichtet. Außer dem Mittelfeldspieler soll der Kader aber auch um eine echte Sturmspitze verstärkt werden. Kann die Offensive entscheidend aufgebessert werden, scheint der Wiederaufstieg möglich. Ein Selbstläufer wird es jedoch nicht, und daher wäre auch eine weitere Saison in der Dritten Liga keine Schande. Dessen sind sich die Veilchen bewusst, das Jahr war eigentlich als Übergangssaison angedacht. Wird die junge Mannschaft im Sommer zusammengehalten, gehört der FC Erzgebirge spätestens in der Spielzeit 2016/17 zu den ganz heißen Aufstiegskandidaten.

   

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