Heiko Herrlich im Interview: "Jeder hat sich aufgeopfert"
Regensburg-Trainer Heiko Herrlich spricht im Interview mit liga3-online.de über die Erfolgsformel für den Aufstieg, einen besonderen "Geist" und über die Planungen für die kommende Saison.
[box type="info"]Hintergrund: Heiko Herrlich hat Anfang Januar die Nachfolge von Christian Brand angetreten und den Jahn zum souveränen Aufstieg in die 3. Liga geführt. In der 3. Liga trainierte der 44-Jährige in der Saison 2011/12 bereits die SpVgg Unterhaching.[/box]
liga3-online.de: Hallo Herr Herrlich, der Jahn ist der allererste Verein, der über die Relegation den direkten Wiederaufstieg in die 3. Liga geschafft hat. Was war das Geheimnis, was der Schlüssel im Spiel gegen Wolfsburg II?
Heiko Herrlich: Eine hohe mannschaftliche Geschlossenheit. Es stand ein Team auf dem Platz, jeder hat sich für den anderen aufgeopfert. Vor allem im zweiten Spiel konnte man das sehen: Die absolute Siegermentalität!
Nach der überragenden Anfangsphase der Saison kam im Herbst der Einbruch, das Polster von 12 Punkten Vorsprung auf Burghausen wurde hergeschenkt, zur Winterpause der Relegations-Platz an den Erzrivalen abgegeben – was auch zur Entlassung ihres Vorgängers Christian Brand führte. Wie haben Sie diesen Negativlauf stoppen können?
Als ich hier angefangen habe, habe ich mir die Tabelle angeschaut und die hat gezeigt, dass wir in 21 Spielen 27 Gegentoren kassiert haben – natürlich viel zu viel! Hochgerechnet auf die Saison war klar, dass das nicht reichen würde. Daran mussten wir arbeiten, und das haben wir getan. In den 13 Spielen danach haben wir dann nur noch 9 Gegentore bekommen. Das ist auch nicht überragend, aber gut und hat dann am Ende gereicht, die Meisterschaft ein Spiel vor Saisonende einzufahren. Wir hatten dabei auch fünf Spiele zu null, auch eines in der Relegation, das war letztendlich die Basis.
Trotzdem war nicht alles Gold, was glänzt, besonders auswärts tat sich die Jahnelf bis zuletzt schwer. Woran lag das?
Allerdings haben wir die entscheidenden Auswärtsspiele gewonnen: In Burghausen und den Matchball in Fürth. Auch in Wolfsburg gab es ein ordentliches Spiel, auch wenn das Ergebnis nicht gepasst hat. Wir haben uns verbessert und ich bin sicher, dass wir in der 3. Liga auch auswärts wieder ein anderes Gesicht zeigen werden.
Für Sie ist die 3. Liga kein Neuland, 2011/12 haben Sie mit Unterhaching den Klassenerhalt geschafft. Wo landet der Jahn am Ende?
Man muss dazu sagen, dass sich die Liga qualitativ verbessert hat, sie ist heute so stark wie zweite Liga vor fünf Jahren. Aber ich bin überzeugt, dass wir mithalten können, wir sind gut aufgestellt. Der Blick nach Würzburg zeigt ja, dass mit Aufsteigern zu rechnen ist, aber für uns ist nichts anderes als der Klassenerhalt das Ziel.
23 Spieler aus dem Aufstiegs-Kader sind weiter mit an Bord – ist das ein Vorteil, wenn das Team im Grunde schon beim Trainingsauftakt eingespielt ist?
Absolut. Auch, wenn man sich die anderen Vereine mal ansieht, die haben zum Teil ganz andere Probleme, kaum Spieler unter Vertrag…
Aber reichen vier Neuzugänge? Hat der leicht aufgebesserte Kader aus der letzten Saison die Qualität die Klasse zu halten?
Es stimmt schon, es ist zum Teil der Kader, der vor einem Jahr aus der 3. Liga abgestiegen ist. Aber die Spieler haben die Chance bekommen zu zeigen, was sie können und es besser zu machen – das haben sie geschafft. Mit dem Aufstieg hat sich dann ein Geist entwickelt, in der Relegation mit den 15.000 Fans im Rücken. Diesen Geist muss man wie ein Baby behandeln, wir müssen das in jedem Spiel von neuem beweisen und daran arbeiten, damit dieses Baby heranwächst. Denn sonst kann man sich das schnell kaputt machen, wenn wir in den ersten Spielen nicht überzeugen. Viele von denen, die uns vorher auf die Schulter geklopft haben, sind dann die ersten, die unzufrieden sind. Das wissen die Spieler. Aber die Qualität haben sie auf alle Fälle.
Ein Wort zu den Neuzugängen?
Marco Grütter ist torgefährlich und erfahren, hat viele Drittliga-Spiele auf dem Buckel. Er ist technisch stark und ein absoluter Teamplayer mit starker Mentalität. Er wird eine riesige Verstärkung sein. Bastian Lerch wird es hinter Philipp Pentke sicher nicht einfach haben, aber er ist ein sehr zuverlässiger, sicherer zweiter Mann. Man weiß nie, was im Fußball so passiert, wie es sich entwickelt. Aber wenn wir ihn brauchen, dann wird er uns helfen.
Was passiert noch beim Jahn auf dem Transfermarkt?
Wir beobachten den Markt, fest steht aber, dass Neuzugänge absolute Verstärkungen sein müssen.