Heraf über Elf-Punkte-Abzug für Türkgücü: "Das war eine Ohrfeige"

Dass es einen Punktabzug aufgrund der Insolvenz und einer nicht geschlossenen Finanzlücke geben würde, war klar. Dass es gleich elf Punkte sein würden, überraschte die Verantwortlichen bei Türkgücü München dann doch. Der Abstieg in die Regionalliga scheint nun unausweichlich.

"Ein Schlag ins Gesicht"

Die Mannschaft saß im Bus und war auf der Fahrt zum Spiel nach Duisburg, als am Freitagabend um 18 Uhr die Bombe platzte: Gleich elf Punkte zieht der DFB den Münchnern ab, wodurch diese auf den letzten Tabellenplatz zurückfallen. "Das war eine Ohrfeige", sagte Trainer Andreas Heraf nach dem Spiel beim MSV (0:2). "Wir haben mit maximal neun Punkten gerechnet und aufgrund der Corona-Situation eigentlich auf sechs Punkte gehofft." Dass es nun gleich elf Zähler wurden, "ist ein Schlag ins Gesicht", so der Österreicher.

Doch die Regularien sind eindeutig: Ein Insolvenzantrag geht gemäß Paragraf 6 der DFB-Spielordnung stets mit einem Abzug von neun Punkten einher. Die coronabedingte Minderung auf null (Saison 2019/20) beziehungsweise drei Zähler (2020/21) greift in dieser Saison nicht mehr. Und auch dass eine weniger als 50 Prozent geschlossene Finanzlücke einen Abzug von zwei Punkten bedeutet, ist im DFB-Statut klar geregelt. Entsprechend würde ein Widerspruch, der innerhalb einer Woche möglich ist, wohl keinen Aussicht auf Erfolg haben.

Nur 15 Spieler im Kader

"Chancenlos", wie es Heraf formulierte, waren die Münchner auch am Samstagnachmittag. "Ich dachte eigentlich, dass die Mannschaft die Nachricht des Punktabzugs besser verkraften würde, dem war aber nicht so. Die Jungs waren im Kopf ziemlich leer." Von der ersten Minute an seien die Zebras den Münchnern überlegen gewesen, sodass am Ende eine 0:2-Niederlage zu Buche stand. Das habe aber nicht nur am Kopf, sondern auch an den vielen Englischen Wochen der letzten Zeit gelegen: "Dem mussten wir Tribut zollen. Wir haben ganz viele Spiele in den Beinen gehabt, und das hat man gemerkt."

Hinzu kam die angespannte Personallage: Aufgrund von mehreren Verletzungen und drei Corona-Verdachtsfällen unmittelbar vor dem Spiel standen lediglich 15 Spieler im Kader – darunter nur ein Keeper. Als Ersatzmann für Michael Wagner, der als Nummer 3 zwischen den Pfosten stand, wurde Mittelfeldspieler Eric Hottmann auf dem Spielberichtsbogen geführt. Trotz der schwachen Leistung und der Niederlage betonte Heraf aber: "Ich bin niemandem böse. Das sind alle junge Menschen." Als Reaktion auf die anstrengenden Wochen gab der 54-Jährige der Mannschaft drei Tage frei. "Die Jungs müssen mal den Kopf frei bekommen." Erst am 28. Februar ist Türkgücü im Heimspiel gegen den 1. FC Saarbrücken wieder gefordert.

Kann Türkgücü die Saison zu Ende spielen?

Wie und ob es danach weitergeht, ist derzeit noch offen. Sollte Türkgücü den Spielbetrieb nach der Partie gegen die Saarländer einstellen, würden alle Partien der Münchner annulliert und aus der Wertung genommen werden. Dann stünde Türkgücü endgültig als Absteiger fest. Doch schon jetzt ist der Abstieg in die Regionalliga angesichts von bereits zwölf Punkten Rückstand bei nur noch elf ausstehenden Spielen eigentlich nicht mehr zu verhindern. Um doch noch in der Liga zu bleiben, müssten die Münchner mindestens acht bis neun Partien gewinnen – ein wohl aussichtsloses Unterfangen.

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