Hansa in der Krise: Was für und gegen Brinkmann spricht

Nur zehn Punkte aus neun Spielen und in der Tabelle lediglich auf Platz 15: es läuft nicht bei Hansa Rostock. Angesichts der schwachen Bilanz gerät auch Trainer Daniel Brinkmann zunehmend unter Druck, ein klares Bekenntnis vermied Sportchef Amir Shapourzadeh bereits. liga3-online.de analysiert, was für und was gegen Brinkmann spricht.
Was für Brinkmann spricht
Die Mannschaft lebt: Kann Hansa besser spielen als am Dienstagabend gegen Energie Cottbus? Viel Luft nach oben war nicht – abgesehen natürlich von der fehlenden Effektivität vor dem Tor. Einsatz, Einstellung, Leidenschaft – die sogenannten Basics stimmten. Vom Anpfiff weg war der Kogge anzumerken, dass die dieses Heimspiel unbedingt gewinnen will. Auch in den Wochen davor war der Einsatz der Einsatz der Spieler meist nicht das Problem. Das belegen auch die Zweikampfwerte, bei denen Hansa zu den Topteams der Liga zählt.
Rückhalt: Trotz des bisher enttäuschenden Abschneidens in dieser Saison genießt Brinkmann bei den Spielern den vollen Rückhalt. Das betonte der 39-Jährige zuletzt nicht nur selbst ("U
sondern auch die Spieler. Zudem ließ der Aufritt gegen Cottbus nicht im Ansatz erkennen, dass die Mannschaft gegen den Trainer spielen würde. Auch bei vielen Fans steht der gebürtige Ostwestfale weiterhin hoch im Kurs.Kämpferisch und selbstkritisch: Trotz der bisher enttäuschenden Saison versteckte sich Brinkmann nicht hinter Durchhalteparolen ("Es lässt mich nicht kalt, wenn wir keinen Erfolg haben") und wollte selbst das große Verletzungspech im Sturm nicht als Ausrede verwenden. Der 39-Jährige zeigte sich zuletzt immer wieder selbstkritisch, gab sich eine Teilschuld für den Misserfolg und betonte, sich auch selbst hinterfragen zu müssen. Zudem gab er sich kämpferisch und entschlossen, das Ruder bei der Kogge unbedingt herumreißen zu wollen: "Ich habe in sieben Jahren als Cheftrainer bislang immer meine Lösungen gefunden, und ich habe keine Angst davor, die auch jetzt zu finden."
Was gegen Brinkmann spricht
Bilanz: Mit nur zehn Punkten aus neun Spielen läuft Hansa seinen Ansprüchen deutlich hinterher. Das räumte auch Brinkmann selbst zuletzt mehrfach ein. Insgesamt ist die Bilanz des 39-Jährigen bei der Kogge mit einem Punkteschnitt von 1,73 aus 40 Spielen überaus positiv (21 Siege, sechs Unentschieden, 13 Niederlagen). Allerdings konnte der FCH von den letzten elf Ligaspielen unter dem Ex-Profi nur zwei gewinnen, nachdem Hansa schon die letzten beiden Spiele der Vorsaison verloren hatte. Darunter auch gegen Energie Cottbus.
Torausbeute: Sie ist das große Problem der Kogge in dieser Saison, die Torausbeute. Gerade mal sechs Treffer bekam Hansa in neun Spielen zustande. Nur Schlusslicht Schweinfurt ist (bei einem Spiel weniger) noch schwächer (fünf Tore). Zudem erspielt sich der FCH die wenigsten Großchancen aller Klubs und hat darüber hinaus auch die schwächste Chancenverwertung der gesamten Liga. Zwar kann Brinkmann die Bälle nicht selbst über die Linie drücken, hat bislang aber auch keinen Weg gefunden, die offensichtlich vorhandene mentale Blockade in den Köpfen der Spieler zu lösen.
Geduld: Bei vielen Klubs würde sich die Trainerfrage in der Situation, in der sich Hansa derzeit befindet, vermutlich nicht stellen, da die Leistungen absolut stimmen. Die Kogge hat jedoch große Ambitionen, gerade nach der letzten Saison, sodass am Ende nur die Ergebnisse zählen. Und die stimmen derzeit eben nicht. Dass sich Brinkmann daran messen lassen muss, ist ihm bewusst. Zumal er auch selbst andere Ansprüche hat.
Fazit
Mit Blick darauf, wie Hansa gegen Cottbus aufgetreten ist, wäre es fast schon Wahnsinn, Brinkmann jetzt freizustellen. Denn er erreicht die Mannschaft noch voll und ganz. Anderseits zählen am Ende nur die Ergebnisse. Auch Vorgänger Bernd Hollerbach hatte aus neun Spielen nur zehn Punkte geholt, ehe er zwei Spiele später gehen musste.
Entscheidend wird sein, wie groß die Geduld von Shapourzadeh und den Gremien ist. Glauben die Verantwortlichen noch daran, mit Brinkmann die Wende zu schaffen? Oder muss ein neuer Impuls her, um die Ladehemmung auch im Kopf zu lösen? Fakt ist: Dass Trainerwechsel nicht immer zum Erfolg führen, haben die letzten Jahre gezeigt. Man denke nur an Arminia Bielefeld, das entgegen vieler kritischer Stimmen an Mitch Kniat festhielt und sich ein Jahr später mit dem Aufstieg und der Meisterschaft belohnte.