Hallescher FC: 45 Minuten perfekter Fußball

Der Auswärtsherbstmeister hat wieder zugeschlagen. Auch mit Beginn der Rückrunde konnte sich der Hallesche FC in Chemnitz auf seine Auswärtsstärke verlassen – diesmal jedoch mit einem Paukenschlag. Denn der HFC zeigte die beste Halbzeitleistung, die seit dem Aufstieg in die 3. Liga bei der Mannschaft von Sven Köhler zu sehen war. 45 Minuten Power-Fußball, gefolgt von einer hochkonzentrierten zweiten Halbzeit, in der der Auswärtssieg zu keiner Zeit in Gefahr war. Und doch vermied es Trainer Köhler, von „perfektem Fußball“ zu sprechen. Man sei hochzufrieden, dass man sich bei den Chemnitzern für die schmerzhafte Hinspiel-Niederlage revanchieren und gleichzeitig drei Spiele in Folge gewinnen konnte, gab Köhler zu Protokoll.

Furuholm hält sein Versprechen

Dabei hätte der, noch vor einigen Wochen massiv kritisierte, Cheftrainer durchaus euphorischer auf die Leistung seines Teams reagieren dürfen, denn dem HFC gelang in Durchgang eins so ziemlich alles. Lediglich der Pfosten und die Latte des Chemnitzer Gehäuses verhinderten, dass es bereits zur Pause 4:0 für die Gäste stand. Schon nach vier Minuten sorgte ein erster Warnschuss von Linksaußen Maximilian Jansen für Gefahr. Nur wenig später folgte dann der krachende Lattenschuss von Sturm-Finne Timo Furuholm, der zwar weiterhin auf das Ende seiner Ladehemmung warten muss, in Chemnitz aber eine fantastische Leistung bot. Nach Querelen mit Trainer und Mitspielern hätten viele Fußballspieler schon das Weite gesucht. Furuholm versprach sich zu sammeln und hielt sein Wort. Am Samstag war er mit seinem Laufpensum und seiner routinierten Spielweise schon wieder ganz der Furuholm, den man an der Saale so verehrt.

Fußball fürs Lehrvideo

So gelang dem Stürmer zwar, wie erwähnt, kein Treffer, jedoch gab er die Vorlage zum perfekt herausgespielten 2:0 durch Akaki Gogia, dem man eigentlich für seine Vorvorarbeit zu diesem Tor ebenfalls einen zusätzlichen Scorerpunkt hätte gutschreiben müssen. Die gesamte Szene stand dabei symptomatisch für den HFC-Samstag: Maximilian Jansen gewinnt als linker Stürmer weit in der Tiefe den Zweikampf um den Ball, gibt mit einem klugen Pass sofort auf Gogia weiter. Dieser dribbelt sich mit Vollgas durch die Chemnitzer Hintermannschaft und lässt diese wie Slalomstangen stehen, passt auf den mitgelaufenen Furuholm, der mit seiner körperlichen Präsenz ein weiteres Mal das Spielfeld auseinanderzieht und Gogia damit den Raum gibt, am Ende zu vollstrecken. Fußball fürs Lehrvideo.

Überragende Spielverlagerung

Dass das Führungstor durch Marcel Franke zuvor eher harter Arbeit und nachdrücklichem Willen entsprang, tat der Spielfreude keinen Abbruch. In Zeiten, in denen die vielzitierte Spielverlagerung nicht mehr nur auf Trainerkonferenzen besprochen und verstanden wird, zelebrierte der HFC diese Spielweise für Drittligaverhältnisse perfekt. Man kann nur mutmaßen, wie der Chemnitzer FC taktisch an diese Partie herangegangen war, dass der HFC sein Spiel nach Belieben aufziehen würde, war jedoch nachweislich nicht eingeplant. So drängten die Chemnitzer panisch auf den ballführenden Hallenser und legten dabei regelmäßig die komplette Gegenseite frei, womit die Abwehr mit einem langen Pass mehrfach übertölpelt wurde. Ein gutes Beispiel dafür, wie lange Bälle nicht nur als letzter Strohhalm dienen können.

Banovic wohl gegen Bielefeld dabei, Bertram rückt in die Mannschaft

Doch nicht nur in der Offensive wurde toller Fußball gespielt. Florian Brügmann zeigte erneut auf seiner ungewohnten linken Verteidigerseite  eine starke Leistung, Marcel Baude vertrat den gesperrten Dominic Rau rechts so gut, dass wieder ein Stammplatz winken könnte. Baude gab auch verbal Vollgas, stürmte nach dieser genialen ersten Hälfte mit Kampfgeschrei zur zweiten Halbzeit aus der Kabine und trieb selbst Minuten vor Schluss noch Mitspieler an, lobte, dirigierte. Das galt selbstverständlich auch für die eigentlichen Leitwölfe. Ivica Banovic ist und bleibt der Klebstoff zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen, der Schutzgeist der Saalestadt. Als er nach gut 80 Minuten verletzt vom Feld musste, hielt der Gästeblock den Atem an. Nach dem Spiel gab es jedoch die Entwarnung: Nur eine Muskelquetschung, Spiel gegen Bielefeld nicht so unwahrscheinlich. Verzichten werden muss der HFC jedoch definitiv auf Sascha Pfeffer und Tim Kruse, beide sahen in Chemnitz ihre fünfte gelbe Karte. Das müsste wiederum Sören Bertram in die Startelf spülen, was gegen den Tabellenführer nicht die schlechtesten Aussichten sind.

   
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