Halil Savran: Ex-Torjäger jetzt Versicherungskaufmann

Im Interview mit liga3-online.de spricht Halil Savran, erster Torschütze in der Geschichte der 3. Liga, über die ersten Jahre nach seiner 2018 verletzungsbedingt beendeten Karriere, berufliche Pläne, seine vielen Jahre in der 3. Liga und die aktuelle Situation in der Corona-Pause.

"Bin sehr dankbar für diese Chance"

liga3-online.de: Im Sommer 2018 beendeten Sie verletzungsbedingt Ihre Spielerkarriere. Was haben Sie seitdem gemacht, Herr Savran?

Halil Savran: Ich habe direkt nach meinem Karriereende eine zweijährige Umschulung zum Versicherungskaufmann bei der Berliner Firma Alpha Sports Insurance begonnen. Wir betreuen und beraten Profisportler, kümmern uns beispielsweise um Angelegenheiten bei Gehaltsausfällen. Ende August endet meine Umschulung. Dann geht das Berufsleben für mich erst so richtig los.

Wie geht es Ihnen aktuell – in Zeiten der Corona-Krise?

Sowohl mir als auch meiner Familie, die ebenfalls in Berlin lebt, geht es zum Glück gut. In meinem Umfeld ist niemand mit dem Virus infiziert. Beruflich bedingt habe aber auch ich mit Corona zu kämpfen. Da wir in unserer Firma mit Profisportlern arbeiten und derzeit die Sportwelt größtenteils still steht, haben wir weniger zu tun. Wir hoffen, dass bald wieder Normalität einkehrt. Aber die Gesundheit der Menschen hat natürlich Priorität.

Was sind Ihre beruflichen Pläne, wollen Sie ins Fußballgeschäft zurückkehren?

Stand jetzt ist das nicht geplant. Ich bin mit meinem Job sehr zufrieden und es ist ja auch nicht so, dass ich – was den Fußball angeht – komplett raus bin. Ich habe durch meinen Beruf regelmäßig Kontakt zu Spielern, Beratern und Vereinen und verfolge die Profiligen intensiv.

Wie finden es die Spieler, dass sich mit Ihnen ein ehemaliger Profi um ihre Versicherungen kümmert?

Sie freuen sich darüber. Grund dafür ist, dass ich mich genau in ihre Situation hineinversetzen kann und ihnen nur das anbiete, was ich auch selbst abgeschlossen hätte. Ich hätte früher gerne jemanden gehabt, der Fußball-Profi war und sich im Versicherungs-Dschungel auskennt. Ein Spieler braucht nicht tausende unterschiedliche Versicherungen. Ich erkläre unseren Kunden, was sie wirklich benötigen und welche Versicherungen verbranntes Geld sind.

Sie scheinen für Ihren Job Feuer und Flamme zu sein. Eine Rückkehr ins Vereinsleben schließen Sie also aus?

Man sollte bekanntlich niemals nie sagen. Ich weiß nicht, was in fünf oder zehn Jahren passiert. Jetzt gilt der Fokus aber erst einmal meinem Job als Versicherungskaufmann. Es ist nicht selbstverständlich, im Anschluss an seine Sportlerkarriere direkt im Berufsleben Fuß fassen zu können. Ich bin sehr dankbar für diese Chance.

 

"Die 3. Liga ist für mich Heimat"

Während Ihrer Laufbahn spielten Sie unter anderem für Dynamo Dresden, Hansa Rostock und den VfL Osnabrück. Wo hatten Sie ihre schönste Zeit?

Da möchte ich mich ungerne festlegen. Aber die zwei Jahre in Dresden waren natürlich unvergesslich. Bei Dynamo habe ich meine ersten Profischritte gemacht, erstmals vor tausenden Zuschauern gespielt. Besonders war auch meine Zeit in Osnabrück, wo ich zum Ende meiner Karriere Kapitän bei einem fantastischen Klub sein durfte. Es ist nur schade, dass ich aufgrund meiner vielen Knieverletzungen nicht noch länger für den VfL kicken konnte.

Als erster Torschütze der eingleisigen 3. Liga gingen Sie 2008 in die Geschichte ein. Wie stolz sind Sie darauf und werden Sie darauf heute noch angesprochen?

Ich bin schon stolz darauf. Schließlich war es ja auch mein erstes Profispiel, in dem ich prompt das 1:0-Siegtor im prestigeträchtigen Duell gegen Rot-Weiß Erfurt erzielt habe. Besser hätte meine Profikarriere nicht beginnen können und es ist eine sehr schöne Erinnerung. Tatsächlich werde ich immer noch hin und wieder mit dem Tor konfrontiert. Wenn wir bei uns in der Firma einen Neuankömmling haben, wird spaßeshalber erst einmal sein Fußball-Wissen geprüft. Dabei wird auch gefragt, wer das erste Tor in der 3. Liga geschossen hat. Die meisten neuen Kollegen stehen auf dem Schlauch, das ist dann immer ziemlich amüsant. (lacht)

In der 3. Liga verbrachten Sie die meisten Jahre Ihrer Karriere. Was verbinden Sie mit dieser Liga und wie aktiv erfolgen Sie sie noch?

Die 3. Liga ist für mich Heimat. Dort habe ich meine Profi-Laufbahn gestartet und beendet. Es war damals eine sehr gute Idee, eine eingeleisige 3. Liga zu gründen. Das hat die Spielklasse aufgewertet und deutlich interessanter gemacht. Verfolgen tue ich die 3. Liga selbstverständlich noch sehr aktiv, über den Osnabrücker Aufstieg in der letzten Saison habe ich mich wahnsinnig gefreut. Ob 2008 oder heute, eines hat sich in der 3. Liga nicht geändert: Die extreme Ausgeglichenheit. Es geht immer sehr eng zu und der Großteil der Mannschaften hat zu Saisonbeginn den Anspruch, um den Aufstieg mitzuspielen. Die 3. Liga ist und bleibt unfassbar spannend.

Was sagen Sie zur aktuellen Entwicklung in der Corona-Pause – welche Notlösung würden Sie bevorzugen?

Es steht mir nicht zu, mir diesbezüglich ein Urteil zu erlauben. Klar ist nur, dass es definitiv keine Lösung geben wird, die alle Beteiligten zufriedenstellt. Egal, welche Entscheidung der DFB letztendlich trifft: Große Diskussionen sind vorprogrammiert und viele Vereinsverantwortliche werden sich benachteiligt fühlen. Aber irgendeine Lösung muss gefunden werden. Und das möglichst bald, damit endlich Klarheit herrscht.

   
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