"Haben am Tropf gehangen": Stolz beim Waldhof überwiegt
Was für ein starker Auftritt des SV Waldhof Mannheim im DFB-Pokal gegen Union Berlin! Am Ende reichte es zwar nicht ganz, weil in der Verlängerung die Kräfte ausgingen, dennoch überwog im Anschluss der Stolz.
Glöckner lobt die Einstellung
Minutenlang feierten die Fans ihr Team nach Spielende vor der Otto-Siffling-Tribüne und wollten es gar nicht mehr gehen lassen. 90 Minuten lang war der Waldhof mit dem Erstligisten auf Augenhöhe, ehe sich in der Verlängerung die fehlende Frische nach der Corona-Quarantäne bemerkbar machte. "Wir haben am Tropf gehangen", sagte Trainer Patrick Glöckner auf der Pressekonferenz im Anschluss an die Partie. "Dennoch hat sich meine Mannschaft weiter gequält. Hut ab vor den Jungs. Sie haben sich präsentiert wie die Löwen. Eine geile Einstellung." Bereits nach vier Minuten hatte Alexander Rossipal den Waldhof in Führung gebracht.
Während das corona-ausverkaufte Carl-Benz-Stadion förmlich explodierte, dachte Glöckner dagegen: "Oh je, das war vielleicht ein bisschen früh." Der Waldhof-Coach hatte Angst, dass seine Mannschaft im Anschluss überpacen würden. "Doch das war überhaupt nicht so. Wir haben Union das Leben schwer gemacht." Überrascht ob der starken Leistung war Glöckner trotz der Corona-Thematik aber nicht: "Ich war davon ausgegangen, dass meine Mannschaft mit dieser Leidenschaft agieren würde." Entsprechend zeigte sich der 44-Jährige "sehr stolz" auf seine Mannschaft, die sich dem Bundesligisten erst in der Verlängerung geschlagen geben musste, nachdem Kevin Behrens nach 18 Minuten für den Ausgleich gesorgt hatte.
"Haben das komplett aufgesaugt"
"Das war Ekstase pur", hatte auch Marcel Costly im Vereins-TV leuchtende Augen, als er auf die Kulisse zu sprechen kam. "Das haben wir komplett aufgesaugt. Hut ab vor den Fans." Gerrit Gohlke verspürte "eine Gänsehaut" und gestand ein: "Das habe ich auf dem Platz noch nicht erleben dürfen. Dafür spielt man Fußball." Auch Rossipal sprach von einer "unfassbaren Stimmung" und war "einfach nur stolz auf die Mannschaft. Jeder ist an sein Limit gegangen". Selbst Union-Coach Urs Fischer stellte den Kurpfälzern ein "Kompliment" aus und meinte: "Ihr habt uns das Leben richtig schwer gemacht."
Mit jeder Menge positiver Gefühle, aber auch mit schweren Beinen geht der Waldhof nun in das Derby gegen den 1. FC Saarbrücken am Samstag. "Ich kann meine Mannschaft nur aufbauen und versuchen, sie für Samstag frisch zu bekommen", blickte Glöckner voraus. "Ich muss schauen, wer überhaupt spielen kann." Dass man die Auswirkungen eines 120-minütigen Abnutzungskampfes merken wird, glaubt Rossipal nicht: "Da machen wir uns überhaupt keine Sorgen." Und auch Gohlke kündigte an: "Wir sind bereit, ein Feuerwerk abzubrennen." Musik in den Ohren der Fans, die das Team sicherlich ähnlich lautstark unterstützen werden, wie es am Mittwochabend der Fall war.