"Großer Tag für Rostock": So lief die Rückkehr der Hansa-Fans

Erstmals seit Ende Oktober waren beim Spiel zwischen Hansa Rostock und dem Halleschen FC am Samstag wieder Fans in einem Stadion – und sahen einen Arbeitssieg der Kogge, die damit einen weiteren Schritt Richtung Aufstieg machte. Wie die Rückkehr der Zuschauer lief, wie die Atmosphäre klang und was die ersten Erkenntnisse sind.

"Einfach überragend"

Genau 140 Tage ist es her, als am 31. Oktober 2020 beim Spiel zwischen Dresden und Meppen das letzte Mal Fans in ein Stadion durften – 999 waren es seinerzeit. Und wie haben wir es vermisst! Das Klatschen, das Singen der Hymne, die Gesänge während des Spiels und der Jubel beim Tor. "Wenn die Hymne gespielt wird und alle mitsingen, ist das etwas anderes, als es in den letzten Monaten der Fall war", schwärmte Trainer Jens Härtel in der "Sportschau" und strahlte: "Wenn die Fans dich pushen, ist das einfach überragend."

Genau 702 Anhänger waren am Samstag gekommen – allesamt Dauerkarten-Inhaber mit Wohnsitz in Rostock. "Man bekommt ein Stück Leben zurück. Ich freue mich riesig, dabei zu sein", sagte eine Zuschauerin dem NDR. Dass nicht alle der 777 zugangsberechtigen Fans kamen, war erwartet worden – und fließt nun die Auswertung des Testlaufs ein. "Ich hatte mit einer höheren Quote gerechnet", sagte Vorstandschef Robert Marien im Nachgang der Partie. "Jetzt müssen wir nachfragen, weshalb sie nicht gekommen sind. Ob es an der Kurzfristigkeit lag oder an den Maßnahmen lag."

Kein positiver Test

Bereits am frühen Vormittag hatte Hansa mit den Corona-Schnelltests begonnen: Die Fans auf der Nordtribüne (370 Personen) waren in Schnellstraßen auf dem Stadionvorplatz getestet worden, für die Anhänger auf der Westtribüne (120 bis 150 Personen) hatte die Kogge Tests in drei Abstrichzentren eingerichtet und die VIP-Gäste waren über ein Drive-In-Konzept in ihren Autos getestet worden. Das Ergebnis: "Von den 1.100 durchgeführten Tests war keiner positiv", so Marien. Mit eingerechnet waren auch die Hansa-Mitarbeiter sowie Balljungen und Pressevertreter.

Entsprechend fiel auch seine erste Zwischenbilanz aus: "Wir haben bei allen Strategien negative und positive Dinge erlebt. Sicherlich gibt es noch Verbesserungspotenzial, aber im Großen und Ganzen können wir ein sehr gutes Fazit ziehen." In den Schnellteststraßen und den Testzentren sei alles "reibungslos" abgelaufen, dort lagen die Ergebnisse spätestens nach 15 Minuten vor. Einzig beim Drive-In habe es Probleme gegeben, "weil zu viele Leute gleichzeitig kamen". Künftig soll auf Timeslots umgestellt werden. Die Polizei vermeldete derweil "keine besonderen Vorkommnisse."

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Eine weitere Erkenntnis: "Mit der gleichen Infrastruktur hätten wir doppelt so viele Zuschauer reinlassen können", so Marien. Eine Kulisse von 3.000 Zuschauern sei ebenfalls "locker machbar". Im Stadion hielten die Fans Abstand, trugen Masken – und machten ordentlich Stimmung. Besonders laut wurde es nach sieben Minuten, als John Verhoek das Tor des Tages erzielte. "Für die Leute zu treffen, ist ein geiles Gefühl", sagte der Niederländer bei "MagentaSport". Als sich die Mannschaft am Ende für die Unterstützung bedankte, brandete großer Applaus auf. "Wie haben wir das vermisst", twitterte Hansa.

"Den Fans etwas zurückgegeben"

Die gelungene Fan-Rückkehr und drei weitere Punkte für den Aufstieg gesammelt: ein rundum perfekter Nachmittag für Hansa. "Wir haben es genossen", sagte Härtel über die Atmosphäre im Stadion. "Mit dem Sieg haben wir den Fans etwas zurückgegeben." Es war der sechste Heimsieg in Folge und der elfte Sieg in den letzten 13 Partien insgesamt. Und dennoch: Ganz zufrieden war Härtel mit dem Auftritt nicht: "Wir haben leider nicht nachgelegt, daher ist es bis zum Schluss eng geblieben." Auch Verhoek fand kritische Worte zum Auftritt im zweiten Durchgang: "Da haben wir eigentlich keinen Fußball mehr gespielt. Das war gar nicht gut, das müssen wir besser machen. Aber am Ende haben wir gewonnen – und das ist das Wichtigste." Nach der Länderspielpause am kommenden Wochenende steht das absolute Spitzenspiel gegen Tabellenführer Dynamo Dresden an. "Wir haben nichts zu verlieren", blickte Härtel der Partie entgegen.

Wobei das nicht ganz stimmt, schließlich könnte Hansa auf Rang drei abrutschen. Die gute Nachricht allerdings: Der Vorsprung auf Platz vier beträgt derzeit bereits zwölf Zähler. Ein mehr als komfortables Polster, um am Ende wenigstens in die Relegation einzuziehen. Das nächste Heimspiel steht derweil am 10. April an, wenn der 1. FC Magdeburg zu Gast ist.

Erster Schritt ist gemacht

Ob dann ebenfalls Fans zugelassen werden, möglicherweise sogar noch ein paar mehr, ist noch offen. Zunächst soll der erste Testlauf ausgewertet werden, zudem müssen die bundesweit wieder steigenden Infektionszahlen im Fokus bleiben – wenngleich Rostock mit 22,9 derzeit die drittniedrigste Inzidenz in Deutschland aufweist. "Wir können aber nicht so tun, als wenn wir nicht Bestandteil des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern und von Deutschland wären", sagte Hansa-Boss Marien am Freitag und ergänzte nun: "Wir wollen auch für weitere Sportarten und die Kultur Vorreiter sein."

Das hat am Samstag geklappt, Rostocks Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen (parteilos) sprach von einem "großen Tag" für Rostock. Auch Vertreter anderer Klubs und des DFB waren vor Ort, um sich ein Bild zu machen – es dürfte positiv ausgefallen sein. Am Dienstag, sobald Hansa die Ergebnisse an Stadt und Land übermittelt hat, ist ein erneutes Gespräch zwischen allen Beteiligten geplant. Durchaus möglich, dass mit dem Hansa-Konzept künftig auch weitere Klubs wieder vor Fans spielen dürfen. Ein erster Schritt in diese Richtung ist in jedem Fall gemacht.

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