Gorenzel: "Geht um das Überleben des deutschen Fußballs"
Bedroht die Coronakrise die Existenz der 3. Liga? Eine Frage, die sich in diesen Tagen unweigerlich aufdrängt. Viele Klubs müssen sich mächtig strecken, um nicht Pleite zu gehen. Günther Gorenzel, Sport-Geschäftsführer bei 1860 München, schlägt Alarm.
Saisonabbruch keine Option
Noch ist er nicht vollständig absehbar, der finanzielle Schaden der Coronakrise für die 3. Liga und den TSV 1860. Doch für Gorenzel geht es nicht nur um das Überleben des Vereins, "sondern vielleicht sogar um das Überleben des deutschen Fußballs insgesamt", schlägt er auf der Löwen-Homepage Alarm. Oberstes Ziel müsse es daher sein, "unter rechtlichen Auflagen und gesundheitspolitischer Verantwortung am Ende zu einer Wertung zu kommen, um die Chance zu erhöhen, dass wir nächstes Jahr alle Vereine der 3. Liga im Profifußball wiedersehen." Ein Abbruch der Saison, den mehrere Klubs zuletzt gefordert hatten, ist für den Österreicher keine Option: "Wir müssen zu einem Modus kommen, wie die Meisterschaft zu Ende gespielt werden kann. Egal ob mit stetigen Englischen Wochen oder auch in Turnierform." Denn: Bei einem Abbruch "wäre für uns, neben dem Verlust einer möglicherweise historischen Aufstiegschance, auch der wirtschaftliche Schaden am größten." Gorenzel spricht dabei vom "Worst Case".
Um diesen zu verhindern, sieht er auch den DFB in der Verantwortung: "Für mich ist Fakt, dass der Fußball in Deutschland, in der Form in der wir ihn alle lieben und schätzen, nur dann eine Chance auf Fortbestand hat, wenn nicht stetig Zuständigkeiten weitergeschoben werden und jeder in seinem Verantwortungsbereich konkrete Lösungen anbietet.“ Gerade die Rolle der 3. Liga als Ausbildungsliga dürfe nicht unterschätzt werden. "Deshalb erhoffen wir uns, nachdem die erste Ankündigung für finanzielle Hilfen verpufft ist, dass auch der DFB Lösungen gerade für die 3. Liga anbietet", betont Gorenzel.
Kurzarbeit ist ein Thema
Parallel hat der 48-Jährige zusammen mit Finanz-Geschäftsführer Michael Scharold ein Modell erstellt, "das aus heutiger Sicht sportlich und wirtschaftlich die beste Perspektive bietet". Konkrete Aussagen will Gorenzel aber erst tätigen, "wenn das Ausmaß der gegenwärtigen Situation einigermaßen klar ist und Zukunftsszenarien abschätzbar sind." Unter anderem denken die Löwen über Kurzarbeit nach: "Kurzarbeit ist eine der Lösungen, die wir gerade diskutieren. Wir haben ein tragfähiges Modell entwickelt, mit dem wir – wenn alle mithelfen – den Fortbestand von 1860 München sichern können."
Die Vertragsverhandlungen stocken derweil: "Die Spieler sind darüber informiert und wissen auch, dass es nicht aus der Welt ist." Gleichzeitig hofft Gorenzel, dass die momentane Ungewissheit keine negativen Folgen haben wird: "Wir arbeiten dagegen täglich an. Michael Köllner macht das sehr gut mit dem Trainerteam, schreibt jeden Tag E-Mails und kümmert sich um jeden Einzelnen. Wir sprechen mit den Spielern, wollen ihnen auch vermitteln, dass es auf jeden ankommt."