Glöckner im Interview: "Umbruch vollenden und Einheit werden"

Im Interview mit liga3-online.de spricht Mannheims Cheftrainer Patrick Glöckner über die zwei Remis zum Saisonauftakt, die jüngste Atmosphäre in Dresden, den kommenden Gegner Türkgücü München und den Plan, weitere Spieler zu verpflichten.

"Wird noch dauern, bis wir uns alle blind verstehen"

liga3-online.de: Zwei Spiele, zwei Remis: Wie fällt Ihr Fazit zum Saisonauftakt aus, Herr Glöckner?

Patrick Glöckner: Wir haben mit Viktoria Köln und Dynamo Dresden gegen zwei sehr starke Gegner gespielt. Im Vorfeld wäre ich mit den Unentschieden sicher zufrieden gewesen. Nach den Spielverläufen sieht das etwas anders aus. Wir hatten in beiden Begegnungen genügend Chancen, um zu gewinnen. Mit unserem Einsatz und unseren Leistungen bin ich aber insgesamt zufrieden.

Zuletzt gab es ein 1:1 bei Zweitliga-Absteiger Dynamo Dresden, erst spät musste Ihr Team dort den Ausgleich hinnehmen. Wie bitter war das?

Schon sehr. Es hat sich ein bisschen angefühlt wie eine Niederlage. Vor dem Gegentor waren wir drauf und dran, das 2:0 zu erzielen und haben es trotz zahlreicher Kontermöglichkeiten nicht geschafft, uns für unseren Aufwand zu belohnen. Im Fußball wirst du dann leider häufig dafür bestraft.

Mehr als 10.000 Zuschauer durften im Stadion dabei sein. An eine so große Kulisse muss man sich erstmal wieder gewöhnen, oder?

Das stimmt. Wir alle hatten uns extrem darauf gefreut, wieder mal vor so vielen Zuschauern zu spielen. Während der Partie habe ich die Kulisse dann aber gar nicht so wirklich wahrgenommen. Ich war absolut im Tunnel. (lacht) Den Spielern ging das genauso. Wir haben uns nicht von den vielen Dresdner Fans beeindrucken lassen. Im Gegenteil: Das Selbstvertrauen war enorm und das haben wir auch in weiten Teilen der Partie gezeigt.

Denken Sie, dass die Präsenz der Zuschauer grundsätzlich einen großen Effekt auf die Leistung der Spieler hat?

Auf jeden Fall. Die Zuschauer können einem den entscheidenden Push geben, um ein Spiel zu gewinnen. Wenn du regelmäßig vor tausenden Fans kickst, die dich nach vorne peitschen und dich damit für deinen unermüdlichen Einsatz belohnen, macht das schon etwas aus.

Mannheim ist nach dem Chemnitzer FC Ihr zweiter Profiklub als Cheftrainer. Welche Ziele verfolgen Sie mit dem SV Waldhof?

Erst einmal geht es darum, den Umbruch zu vollenden, eine Basis aufzubauen und eine Einheit zu werden. Der Kader ist noch immer nicht vollständig und wir befinden uns weiterhin auf Spielersuche. Durch den Umbruch mit vielen neuen Spielern und mir als neuen Coach prallen außerdem viele verschiedene Spielideen aufeinander. Es wird noch dauern, bis wir uns alle blind verstehen. Das ist ein langer Prozess, der viel Detailarbeit erfordert.

 

Waldhof plant Offensiv-Transfers

Bis zum 5. Oktober ist der Transfermarkt offen. Was genau könnte sich noch tun?

Wir würden gerne noch einen Stürmer für die Zentrale verpflichten, um neben Dominik Martinovic eine Alternative zu haben. Außerdem beschäftigen wir uns mit Spielern für die Außenbahn, um auf dieser Position mehr Optionen zu haben und variabler zu werden.

Mit Torwart Markus Scholz, den Verteidigern Marcel Seegert, Gerrit Gohlke und Jesper Verlaat sowie den Mittelfeldakteuren Marco Schuster und Dorian Diring fielen zuletzt sechs Spieler verletzungsbedingt aus. Kehrt von ihnen bald einer in den Kader zurück?

Die Verteidiger Gerrit Gohlke und Jesper Verlaat sind zurück im Training, Gohlke könnte bereits im nächsten Spiel gegen Türkgücü München wieder eine Option sein. Bei Verlaat wird es wohl noch eine Woche länger dauern.

Aufsteiger Türkgücü München ist mit vier von sechs möglichen Punkten ordentlich gestartet. Wie bewerten Sie den kommenden Gegner?

Türkgücü ist ein sehr starker Aufsteiger, der hochkarätige Einzelspieler unter Vertrag genommen hat – wie zum Beispiel die beiden Offensivspieler Petar Sliskovic und Sercan Sararer. Das Team ist breit aufgestellt und der Verein hat einiges vor. Allerdings tue ich mich schwer, einen Liganeuling schon so früh zu viel zu loben. Türkgücü muss diese Leistungen erst einmal kontinuierlich abrufen.

Sehen Sie in Türkgücü einen Aufstiegsfavoriten?

Es ist eine Mannschaft, die oben mitspielen kann. Aber zu den Aufstiegsfavoriten würde ich Türkgücü nicht zählen. Eher zu den Vereinen, die das Zeug haben, für eine Überraschung zu sorgen.

Letzte Saison mischte Mannheim lange ganz oben mit, erst am Ende musste man die Konkurrenz ziehen lassen. Lautet auch diesmal der Anspruch, oben dabei zu sein?

Eine konkrete Zielsetzung geben wir alleine deshalb schon nicht aus, weil wir unseren Kader noch vervollständigen müssen. Ziel ist es wie immer, jeden Spieler besser zu machen und in allen Spielen das Maximum herauszuholen. Was möglich ist, haben wir ja bereits in den meisten Phasen der Auftaktpartien gezeigt. Obwohl wir noch mitten im Umbruch sind, haben wir beide Begegnungen fast für uns entschieden. Wenn wir es jetzt noch hinbekommen, in solchen Spielen den Sack zuzumachen, sind wir auf einem guten Weg.

   

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