Fünf Gründe, warum Darmstadt das Derby gewinnt
Das bevorstehende Hessenderby elektrisiert die 3.Liga. Am Sonntag treffen im Stadion am Böllenfalltor der SV Darmstadt 98 und die Kickers aus Offenbach aufeinander. Die Bilanz spricht für den OFC. In insgesamt 32 Meisterschaftsspielen seit 1964 konnten die Kicker vom Main insgesamt 14 mal als Sieger den Platz verlassen, zehn Mal trennte man sich unentschieden, nur acht Mal hieß der Sieger SV Darmstadt 98. Der letzte Heimsieg der „Lilien“ gegen den Rivalen datiert aus der Saison 1994/95, als die Kicker aus der Wissenschaftsstadt mit 2:0 die Oberhand behalten konnten. Liga3- online zählt fünf Gründe auf, warum am Sonntag trotzdem die „Lilien“ siegen werden:
Alle Gesetze auf den Kopf gestellt
Grund 1: Kosta Runjaic: Der 40-jährige Fußballlehrer aus Rüsselsheim hat so ziemlich alle Gesetze, die in Darmstadt fast über Generationen lang galten, auf den Kopf gestellt. Derbys, knappe Spiele, volle Ränge, Liveübertragungen im TV. Immer wenn eine solche Gegebenheit zutraf, konnte man fast sicher sein: Die „Lilien“ patzen und verlieren das Spiel. Zuletzt beim proklamierten „Rekordspiel“ gegen den SSV Ulm, als man den Zuschauerrekord der 4. Liga knacken wollte. Über 11.000 Zuschauer kamen, die Lilien verkrampften und gingen mit 0:4 unter. Seit Kosta Runjaic gehören solche Spiele der Vergangenheit an. Egal ob Derbys gegen Eintracht Frankfurt (II. Mannschaft), Spiele vor großer Kulisse (gegen den FC Memmingen kamen 17.000) oder bei Liveübertragungen (gegen Hessen Kassel, als man ein 0:2 zur Halbzeit noch in ein 3:2 umbog), die Lilien präsentieren sich unter Runjaics Führung stabiler, selbstbewusster und zielstrebiger. Wenn am Sonntag der OFC kommt, werden auch wieder 15.000 Zuschauer kommen, das Spiel überträgt der hessische Rundfunk live im Fernsehen. Beste Voraussetzungen also für einen Liliensieg.
Spielerisch und taktisch voraus
Grund 2: Die desaströse Heimbilanz gegen den OFC: Wie bitte? Ja, richtig gehört. Eben diese Heimbilanz ist es, die die Lilien anspornen wird. Lediglich vier Heimsiegen bei Meisterschaftsspielen seit 1964 stehen acht Niederlagen bei vier Remis entgegen. Unter Runjaic ist die Mannschaft jedoch deutlich heimstärker als unter den vorherigen Trainern Gerhard Kleppinger oder Zivojin Juskic. Grund dafür: ein völlig neues Spielverständnis. Runjaics Taktik, bei Heimspielen dem jeweiligen Gegner konsequent das eigene Spiel aufzudrücken geht meistens auf, in praktisch jedem Heimspiel war man dem Gegner taktisch und fußballerisch eine Länge voraus. Das Problem: Die mangelnde Chancenverwertung steht besseren Resultaten bislang noch im Wege. Sollte das Team am Sonntag jedoch, vorangetrieben durch die vollbesetzen und lautstarken Ränge, seine Chancen konsequent nutzen, steht den Kickers ein ziemlich ungemütlicher Nachmittag ins Haus.
Sieg darf man nicht erwarten
Grund 3: Die Erwartungshaltung: Der OFC ist der klare Favorit. Der Tabellendritte trifft auf den 16. des Tableaus. Die jungen Lilien sind noch in der Findungsphase, der OFC eine erfahrene und abgezockte Drittligatruppe. Mit entsprechenden Erwartungen der Fans und Verantwortlichen. Eine Niederlage beim verhassten Rivalen, einem Aufsteiger, wäre nicht akzeptabel. Läuft es von Beginn an nicht gut, könnte es schnell unruhig werden unter den wohl über 2.000 mitreisenden OFC-Anhängern. Zwar wünschen sich die Fans der „Lilien“ ebenfalls nichts sehnlicher als einen Sieg, erwarten kann man diesen aufgrund der grundverschiedenen Vorzeichen jedoch nicht. Die Mannschaft kann daher relativ unbeschwert aufspielen, ein möglicherweise entscheidender Vorteil gegen eines der Spitzenteams der Liga.
Lautstark zum Sieg
Grund 4: Die Fans: Zwar bringen auch die Gäste aus Offenbach wohl weit über 2.000 Fans mit nach Darmstadt, die sich ohne Frage lautstark bemerkbar machen werden. Trotz allem ist das Stadion am Sonntag prall gefüllt und die beiden separat liegenden Fanblöcke der Heimmannschaft werden die „Lilien“ in jeder der beiden Halbzeiten nach vorne treiben. Es gibt in Darmstadt keine ausgewiesene Heimkurve, sowohl im A-Block der Haupttribüne rechts, als auch im F-Block auf der linken Seite der Tribüne sitzen lautstarke und frenetische Fans, welche das Team zu Höchstleistungen treiben werden. Gegen den verhassten Gegner wird das alte „Bölle“ traditionell ein Hexenkessel und diesmal fraglos noch einmal eine ganze Ecke lauter und heißer, als ohnehin schon.
Kapitän Jan Zimmermann will den Dreier
Grund 5: Die Euphorie: Zugegeben, viel ist nicht mehr geblieben von der Aufstiegseuphorie in Darmstadt. Der harte Ligaalltag hat Fans und Mannschaft mittlerweile ein- und auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Gegen Offenbach aber wird diese Euphorie noch einmal komplett zurückkehren. Denn auch das Team weiß um die Bedeutung dieser Partie für die Fans des SV 98. Viele junge Spieler stehen bei den „Lilien“ im Kader, die fest in der Region verwurzelt sind und die Rivalität schon des Öfteren selber miterlebt haben. Gerade Torhüter und Kapitän Jan Zimmermann, selber in Offenbach geboren, kennt die Rivalität und will am Sonntag mit seinem Team unbedingt einen „Dreier“ holen. Auch, weil er in Dietzenbach wohnt (Landkreis Offenbach) und weil viele seiner Bekannten und Freunde OFC-Anhänger sind, wie er heute dem Sportmagazin Kicker verriet.