Fünf Gründe für die Krise bei Dynamo Dresden

Schon fünf Niederlagen, erst sieben Punkte und erstmals seit August nicht mehr auf einem direkten Aufstiegsplatz: Das Jahr 2024 läuft bisher alles andere als optimal für Dynamo Dresden, was am Dienstag zur Trennung von Sportchef Ralf Becker führte. liga3-online.de nennt fünf Gründe für die Krise.

Grund 1: Schwache Chancenverwertung

An Chancen mangelt es Dynamo in der Regel nicht. Woran es jedoch regelmäßig hapert, ist die Chancenverwertung. Ein Problem, das sich wie ein roter Faden durch die Saison zieht. Selbst nach der bärenstarken Hinrunde hatte Dynamo – gemessen an der Qualität der Chancen – satte zehn Tore zu wenig erzielt. Momentan steht die SGD bei einem xGoals-Wert von 2. Heißt: Eigentlich hätte Dresden bereits 56 Tore erzielen müssen, netzte aber erst 47 Mal ein.

Keine Mannschaft schießt so häufig auf das Tor wie die Sachsen. Allein im Heimspiel gegen Rot-Weiss Essen vor eineinhalb Wochen gab Dynamo 34 Schüsse ab, nur zwei landeten jedoch im Tor. Hier wird Trainer Markus Anfang unbedingt ansetzen müssen, etwa mit zusätzlichem Torschusstraining.

Grund 2: Fehlender Einsatz

Den Einsatz konnte man der Mannschaft gerade in den letzten Heimspielen gegen Lübeck und Essen wahrlich nicht absprechen, auswärts – und gerade in den Derbys – hingegen schon. Sowohl in Aue als auch am vergangenen Samstag zeigte die SGD einen erschreckend blutleeren Auftritt und ließ Grundtugenden wie Kampf und Leidenschaft über weite Strecken völlig vermissen.

Nicht von ungefähr fragte Kapitän Stefan Kutschke nach dem Spiel in Richtung der Mannschaft: "Wo ist unsere Körpersprache, wo haben wir uns gewehrt, wo sind wir in die Zweikämpfe gegangen?" All das fehlte bei Dynamo – und das ausgerechnet im Derby. "Jeder sollte sich die Frage stellen und in den Spiegel schauen, ob er das große Ziel noch will und ob er alles dafür getan hat", nahm Kutschke das Team in die Pflicht.

Grund 3: Gegner haben Dynamo entschlüsselt

Was sich ebenfalls in den Partien gegen Aue und Halle besonders zeigte: Die Gegner haben Dynamo entschlüsselt. Längst hat sich in der Liga herumgesprochen, wie die SGD agiert. Bezeichnend dafür: HFC-Coach Sreto Ristic wich im Duell gegen die Sachsen am Samstag von seinem bevorzugten 4-3-3 ab und stellte auf Dreierkette in der Abwehr und ein kompaktes Mittelfeld um.

So gelang es, den spielfreudigen Dresdnern die Lust zu nehmen und ihre Angriffsbemühungen schon im Keim zu ersticken. Niklas Hauptmann etwa, der sonst Dreh- und Angelpunkt ist, war völlig abgemeldet und konnte keine Akzente setzen. Auch Aue war es zuvor gelungen, die Schaltzentrale der SGD zu eliminieren. Die Folge: Offensivaktionen blieben absolute Mangelware.

Grund 4: Taktisch nicht flexibel genug

Dass Dynamo entschlüsselt wurde, liegt aber auch daran, dass Trainer Markus Anfang taktisch bislang nicht flexibel genug war. Der 49-Jährige verfolgt in einem 4-3-3 eine ganz bestimmte Spielidee und weicht davon nicht ab – selbst, wenn es nicht läuft. Das führt dazu, dass Dynamo oftmals keinen Plan B hat und sein Spiel unabhängig vom Spielstand durchbringen will.

Untermauert wird das auch dadurch, dass Dresden nach Rückstand erst zweimal gewinnen konnte. Ein Spiel endete Unentschieden, gleich zehnmal gingen die Schwarz-Gelben nach einem 0:1 als Verlierer vom Platz. In acht der letzten neun Spiele mit einem Rückstand war das der Fall. Auf der anderen Seite hat Dynamo nach Führung als einziges Team der Liga immer gewonnen, doch wie sich in der aktuellen Situation zeigt, können sich die Sachsen nicht darauf verlassen, das 1:0 zu erzielen.

Grund 5: Kopfproblem

Darüber hinaus ist die aktuelle Krise längst auch zum Kopfproblem geworden. Weil der Vorsprung auf Platz 3 zur Winterpause satte zehn Punkte betrug, waren sich die Sachsen offensichtlich schon zu sicher, dass die Rückkehr in die 2. Liga gelingen wird. Das ließ auch Kutschke zuletzt durchblicken: "Vielleicht haben wir uns im Winter schon zu gut gesehen. Vielleicht sind wir doch nicht so gut, wie wir gedacht haben."

Auf die spielerische Qualität trifft das zwar nicht zu, doch weil der Aufstieg gefühlt fast nur noch Formsache schien, können die Spieler mit der Negativphase mental nun nicht umgehen. Der Kopf macht schlichtweg nicht mehr mit, und jede weitere Niederlage verschlimmert das Problem. Auch hier muss Anfang ansetzen, vielleicht auch durch externe Unterstützung. Denn das die grundsätzliche Qualität vorhanden ist, ist unbestritten.

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