"Frechheit hoch zehn": VfB feiert Titel und kritisiert Aufstiegsregel

Zweifel bestanden zwar auch im Vorfeld eigentlich nicht mehr, doch seit Samstag ist auch offiziell klar: Der VfB Oldenburg ist Meister der Regionalliga Nord. Aufgestiegen ist der frühere Zweitligist aber noch nicht, sondern muss noch in die Relegation gegen Nordost-Meister BFC Dynamo. Eine Tatsache, die bei den Oldenburgern für Unmut sorgt.

Feier mit angezogener Handbremse

Dieser 21. Mai, er war ein durchaus besonderer Tag für Dario Fossi. Zum einen feierte der Trainer des VfB Oldenburg seinen 41. Geburtstag, zum anderen sicherte sich seine Mannschaft mit einem 1:1 gegen die U23 von Holstein Kiel vor 4.334 Zuschauern endgültig die Meisterschaft – zuletzt gelang das 1996. Während die Fans nach Spielende den Innenraum fluteten und den Titel euphorisch feierten, trommelte Fossi das Team nochmal zusammen. "Vielen, vielen Dank. Genießt diesen Tag", sagte er unter großem Jubel im Kreis. "Heute zählt nur die Meisterschaft. Der Rest kommt nächste Woche." Gemeint sind die beiden Aufstiegsspiele gegen den BFC Dynamo am 28. Mai und 4. Juni (Anstoßzeiten noch offen). Nur der Sieger aus beiden Duellen steigt in die 3. Liga auf, der andere hat trotz der Meisterschaft in seiner Staffel das Nachsehen. Die Tatsache, dass der Meister nicht direkt aufsteigt, bezeichnet Fossi im "NDR"-Interview als "Frechheit hoch zehn".

Entsprechend wurde am Samstag nur mit angezogener Handbremse gefeiert, "weil diese beiden blöden Spiele noch stattfinden", machte auch Kapitän Max Wegner keinen Hehl aus seinem Unverständnis über die Aufstiegsregelung. Diese besteht in ihrer jetzigen Form seit 2020/21 und sieht für die Staffeln West und Südwest aufgrund ihrer Mitgliederstärke einen dauerhaft festen Aufstiegsplatz vor, während der dritte direkte Aufstiegsplätz nach einem jährlich wechselnden Rotationsprinzip zwischen den Staffeln Nord, Nordost und Bayern vergeben wird. Die Meister der beiden übrigen Staffeln ermitteln in zwei Relegationsspielen den vierten Aufsteiger.

Zuletzt vor 25 Jahren im Profifußball

Doch jammern bringt nichts, nun gilt es, sich auf die beiden Partien gegen den BFC Dynamo vorzubereiten. "Ich war natürlich nicht blauäugig. Es war doch mehr als absehbar, dass wir und Dynamo uns durchsetzen. Ich war in Berlin, ich habe viele Spiele gesehen", berichtet Fossi in der "Nord-West-Zeitung". Seine Erkenntnis: "Das ist viel körperlicher, aber ich denke, dass uns das liegt und wir mehr als mithalten können."

Sollte der Aufstieg nach einer überragenden Saison mit insgesamt 82 Punkten aus 36 Spielen gelingen, wären die Oldenburger erstmals nach 25 Jahren wieder im Profifußball vertreten, nachdem sie von 1990 bis 1997 insgesamt vier Jahre in der 2. Bundesliga verbrachten und den Aufstieg in die Bundesliga 1992 nur um einen Punkt verpassten. Drittklassig (damals war das noch die Regionalliga Nord) war der VfB das letzte Mal zwischen 1997 und 1999, ehe es anschließend bis in die 5. Liga runterging. Erst seit 2012 sind die Norddeutschen zurück in der Regionalliga.

VfB muss Ausweichstadion benennen

Neben der sportlichen Qualifikation arbeitet der VfB auch aus organisatorischer Sicht an der Zulassung zur 3. Liga. Denn weil das heimische Marschweg-Stadion (15.200 Plätze) weder über ein Flutlicht, noch über eine Rasenheizung verfügt, fordert der DFB bis zum 1. Juni die Benennung eines drittligatauglichen Ausweichstadions. Nicht zuletzt auch deswegen, weil Abendspiele aus Gründen des Immissionsschutzes nicht nach 18:30 Uhr angepfiffen werden dürfen. Im Gespräch sind unter anderem die Stadien von Wilhelmshaven (60 Kilometer entfernt), Emden (86 Kilometer), Meppen (96 Kilometer), Osnabrück (108 Kilometer), Lotte (113 Kilometer) und Braunschweig (217 Kilometer).

Um in Oldenburg Profifußball langfristig möglich zu machen, plant die Stadt den Bau eines neuen Stadions nahe den Weser-Ems-Hallen. Dazu hat die Stadtverwaltung dem Ausschuss für Stadtplanung und Bauen auf einer Sitzung am Donnerstag einen entsprechenden Beschlussvorschlag vorgelegt. Doch bis die Bagger anrollen, dürfte es noch einige Zeit dauern. Im Aufstiegsfall soll daher zunächst das Marschweg-Stadion ertüchtigt werden. "Wir sind daran interessiert, dass wir, wenn es zum Aufstieg kommt, alles in Bewegung setzen, auch das erste Heimspiel im Marschweg-Stadion ausrichten zu dürfen", so Geschäftsführer Michael Weinberg. Das Rückspiel der Relegation am 4. Juni wird aber in der heimischen Spielstätte stattfinden können. Dann wird sich auch entscheiden, was die Meisterschale wirklich wert ist.

   

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