Fragen und Antworten zur Insolvenz des 1. FC Kaiserslautern

Jahrelang galt die Insolvenz für den 1. FC Kaiserslautern als Horrorszenario, nun ist sie Realität – bietet aber auch eine Chance. liga3-online.de beantwortet die wichtigsten Fragen zur Insolvenz der Roten Teufel.

Hintergründe & Ziele

Warum meldet der FCK Insolvenz an?

Es gibt mehrere Gründe. Da ist zu einem der Schuldenberg, der nach "SWR"-Angaben auf 24 Millionen Euro angewachsen ist. Zum anderen droht dem FCK laut "Der Betze brennt" offenbar noch im Juli ein Liquiditätsengpass, da der Klub in der 3. Liga einem Bericht des "Kicker" zufolge jedes Jahr fünf Millionen Euro Minus macht. Allein zur Finanzierung der kommenden Saison sollen den Roten Teufel mittlerweile 15 Millionen Euro fehlen. Zahlen, die keinen Investor davon überzeugen konnten, beim FCK einzusteigen. Wie Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt in einer Mitteilung des Vereins erklärt, hätten sämtliche interessierte Investoren signalisiert, dass eine "stabile wirtschaftliche Basis" die Grundvoraussetzung für ein Investment sei. Erst vor einigen Tage habe der Beirat eine "konkrete Offerte" in "beträchtlichem Umfang" diskutiert. Diese stehe aber unter dem Vorbehalt, "das frische Geld in die Zukunft und nicht in Altverbindlichkeiten investieren zu können".

Was ist das Ziel?

"Ziel des Verfahrens ist es, zügig die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit wiederherzustellen", erklärt Voigt. "Wir wollen und können die Chance nutzen, unsere Eigenkapitalbasis mit Investoren für einen grundlegenden wirtschaftlichen Neustart zu stärken." Mit der Option auf eine mittel- und langfristige wirtschaftliche Sanierung könne der FCK seine Handlungsspielräume "spürbar erweitern und dem Spielbetrieb den Rücken freihalten", so Voigt.

Zunächst will der FCK durch den Insolvenzantrag Zeit gewinnen. Da die Gehälter der Spieler bis zu einer Beitragsbemessungsgrenze von 6.900 Euro für drei Monate von der Bundesagentur für Arbeit übernommen werden, ist die Liquidität zunächst gesichert. In den kommenden drei Monaten sollen die Gespräche mit den drei größten Gläubigern – dem Finanzdienstleister Quattrex (rund 10 Millionen Euro), Sportvermarkter Lagadere (rund 2 Millionen) und dem luxemburgischen Darlehensgeber Flavio Becca (2,6 Millionen) – bezüglich eines Schuldenschnitts fortgeführt werden. Zuletzt stand im Raum, dass sie auf 90 Prozent ihrer Forderungen verzichten sollen. Das lehnten die Gläubiger jedoch ab.

Kommt es in den nächsten drei Monaten doch noch zu einer Einigung, kann der FCK den Insolvenzantrag zurückziehen. Andernfalls würde das Amtsgericht am 31. August/1. September über die Eröffnung des Verfahrens entscheiden. Um dieses dann erfolgreich abschließen zu können, müsste mindestens die Hälfte der Gläubiger einem Insolvenzplan zustimmen. Klar scheint: Die Geldgeber würde im Anschluss nur einen Bruchteil ihrer Forderungen erhalten. Der 1. FC Kaiserslautern aber hätte sich seiner Altlasten (weitgehend) entledigt.

Wie sehen die nächsten Schritte aus?

Sobald der Antrag eingereicht ist, wollen die Verantwortlichen ein Konzept vorstellen. Gleichzeitig soll ein Insolvenzplan erstellt werden. Eine "positive Fortführungsprognose", die Voraussetzung für eine Planinsolvenz ist, liegt dem Klub laut dem "SWR" bereits vor. Bis zum 31. Oktober muss der FCK beim DFB nachweisen, wie die Saison 2020/21 durchfinanziert werden kann. Den Nachweis darüber müssen die Vereine sonst eigentlich vor Saisonbeginn erbringen, doch aufgrund der Auswirkungen der Coronakrise hat der DFB die Liquiditätsprüfung ausgesetzt

 

Warum kein Punktabzug?

Was heißt "Insolvenz in Eigenverwaltung"?

Im Gegensatz zu einer Regelinsolvenz hält der FCK vorerst das Heft des Handelns in der Hand. Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt bleibt im Amt, Unterstützung erhält er von Dirk Eichelbaum, einem Fachanwalt für Insolvenzrecht. Das Amtsgericht stellt dem FCK mit Andreas Kleinschmidt einen Sachwalter an die Seite. 

Warum wird es keinen Punktabzug geben?

Um die Vereine aufgrund der finanziellen Folgen der Coronakrise zu entlasten, setzt der DFB mit dem sonst üblichen Neun-Punkte-Abzug beim Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in der laufenden Saison aus. In der kommenden Saison würden drei Punkte abgezogen werden. 

Was passiert mit der Fan-Anleihe?

Während für die Anleihe I der e.V. haftet, wird die Anleihe II erst in zwei Jahren fällig. Das Geld, das über die Crowdlending-Plattform "Kapilendo" in die GmbH & Co. KGaA floss, ist derweil Bestand des Verfahrens. Ein Großteil ihres Geldes werden die Fans wohl verlieren. Eichelbaum kündigte aber eine Entschädigungs-Veranstaltung an. Und laut dem "SWR" will der FCK prüfen, ob den Fans zur Entschädigung Aktienpakete überlassen werden können. 

Ist die Insolvenz eine Chance?

Zunächst ist die Insolvenz die Konsequenz aus jahrelanger Misswirtschaft, Grabenkämpfen und falschen sportlichen Entscheidungen. Sollte es den Verantwortlichen aber gelingen, mit den Gläubigern eine Einigung zu erzielen – entweder über einen Schuldenschnitt oder den Insolvenzplan -, könnte der FCK nach Jahren der Talfahrt wieder optimistisch in die Zukunft blicken. Gleichzeitig wäre er ohne Altlasten auch für Investoren attraktiv. Und die wird der Klub brauchen, um langfristig wieder auf gesunden Beinen stehen zu können. Laut Voigt sei das Investoren-Interesse an der Marke FCK "enorm. Wir sind sanierungsfähig und ganz sicher sanierungswürdig“.

Aus sportlicher Sicht wird es das Ziel sein, so schnell wie möglich in die 2. Bundesliga zurückkehren. Denn in der 3. Liga sind die Pfälzer mit ihrer Struktur nicht dauerhaft überlebensfähig. Inwiefern in der kommenden Saison trotz der Insolvenz ein aufstiegsreifer Kader zusammengestellt werden kann, ist noch offen.

Was passiert, wenn das Verfahren in Eigenverwaltung scheitert?

In diesem Fall würde es zu einer Insolvenz in Fremdverwaltung kommen. Scheitert auch dieses Verfahren, droht die Abwicklung des kompletten Vereins.

   
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