Fortuna Köln im freien Fall: Ein Februar zum Vergessen

Rutscht die Fortuna doch noch einmal in den Abstiegskampf? Der aktuelle Trend mit vier sieglosen Spielen in Folge spricht dafür. Überraschend ist zudem die von Trainer und Kapitän öffentlich geäußerte Kritik. Man fragt sich, wo ist die Harmonie geblieben?

Gute Ausgangslage verspielt 

Die jecken Tage in Köln sind seit Aschermittwoch vorbei, den obligatorischen Karnevals-Kater verspürte die Fortuna allerdings schon vorher. Die 0:1-Heimniederlage gegen Rot-Weiß Erfurt am vergangenen Samstag katapultierte die Südstädter endgültig in eine Abwärtsspirale. Das Spiel gegen die Thüringer war bereits die vierte sieglose Partie in Folge – im gesamten Monat Februar blieb die Mannschaft von Uwe Koschinat damit ohne Dreier. In der Südstadt reibt man sich verwundert die Augen, auf einmal beträgt der Vorsprung auf die Abstiegszone nur noch sechs Punkte. Das extrem negative Torverhältnis (-12) schleppt die Mannschaft als zusätzliche Hypothek mit sich herum. Dabei war die Ausgangslage für die Kölner vor nicht einmal 14 Tagen noch eine ganz andere.

Flottmanns Kritik: „Wir verarschen uns dann selber“

Als eine "interessante Situation“ bezeichnete Koschinat noch vor zwei Wochen die Tabellen- und Spielkonstellation vor dem Auftritt bei Holstein Kiel. In der Tat war die Ausgangslage für seine Mannschaft dank konstanter Ergebnisse in der Hinrunde und einem guten Rückrunden-Start komfortabel. Es waberte bereits eine gewisse Euphorie durch die Südstadt. Eine so hohe Punktzahl zu so einem frühen Zeitpunkt in der Saison ließ die Fans in eine Aufstiegs-Träumerei verfallen. Über den "Express" befeuerte sogar mit Sebastian Zinke ("Da kann etwas gehen in dieser Saison") ein ehemaliger Aufstiegsheld die Hoffnungen der Anhänger. Statt eines Angriffs auf die vorderen Plätze setzte es gegen die Störche allerdings eine folgenschwere 1:5-Niederlage. Für die Fortuna war es ein Spiel, bei dem alles Negative zusammenkam: ein Abseits-Gegentor, krasse individuelle Fehler, ein unnötiger Platzverweis und ein Eigentor. Auffälliger als das deutliche Resultat war aber vielmehr die anschließend über die Öffentlichkeit geäußerte Kritik. "Wir betreiben so viel Aufwand und verarschen uns dann selber“, fand ein sichtlich angefressener Daniel Flottmann überraschend deutliche Worte beim vereinseigenen Sender "FortunaTV" und ergänzte: "Solche Fehler haben mit Profifußball nichts zu tun“. Auch sein Trainer sparte nicht mit Kritik und prangerte im "Kölner Stadt-Anzeiger" den an diesem Tag indisponierten Boné Uaferro öffentlich an: "Boné hat sich den Platzverweis aufgrund seiner Leistung verdient. Die Zahl seiner kapitalen Fehler ist einfach zu hoch“. Innerhalb von nur zwei Wochen scheint die Harmonie bei der Fortuna vollends verflogen zu sein.

Keine Reaktion nach Kiel-Klatsche – "Bankrotterklärung" gegen Erfurt

Von außen betrachtet muss man diese ungewöhnlich öffentlich geäußerte Kritik als interne Warnung verstehen. Es scheint fast so, als ob sich die Mannschaft, oder zumindest ein Teil, von der abstrusen Tabellenkonstellation vor wenigen Wochen (nur drei Punkte Rückstand auf einen direkten Aufstiegsplatz) hat blenden lassen. Der Blick für das Wesentliche, was in der Südstadt aufgrund der wirtschaftlichen und infrastrukturellen Bedingungen nur der Klassenerhalt sein kann, scheint in der Rückrunde ein stück weit verloren gegangen zu sein. Dass die Klatsche gegen Kiel sichtliche Spuren hinterlassen hat, zeigte der trostlose Auftritt am vergangenen Spieltag gegen Rot-Weiß Erfurt. Koschinat, eigentlich bekannt für seine detailreichen Analysen nach einem Spiel, wirkte nach der Niederlage gegen die Krämer-Elf ungewohnt wortkarg, dafür aber umso direkter. "Eines der schlechtesten Drittliga-Spiele was ich je gecoacht habe", resümierte der Trainer schonungslos auf der Pressekonferenz nach der Partie um den Auftritt seiner Elf anschließend als "Bankrotterklärung" zu betiteln. Vor allem seine Formulierung "körperliche Lethargie" muss den Fans Grund zur Sorge geben, da es einen Zustand umschreibt, den man mit dem Spiel der Fortuna so gar nicht in Verbindung bringt.

Erfahrung und Stabilität gesucht

Die von Koschinat angesprochene Lethargie gilt es bis spätestens Freitagabend wieder abzulegen, dann ist die Fortuna beim Chemnitzer FC gefordert. Und die Sachsen sind nicht gerade ein Lieblingsgegner der Fortuna – vier der fünf jüngsten Aufeinandertreffen verloren die Kölner. Die negativen Phasen der Vergangenheit haben gelehrt, dass in solch brenzligen Situationen Erfahrung und Stabilität die höchsten Güter sind. Genau jetzt machen sich die verletzungsbedingten Ausfälle von Maik Kegel, Florian Hörnig und Maurice Exslager bemerkbar. Auch ein formstarker Johannes Rahn würde der Mannschaft jetzt guttun. Es ehrt Uwe Koschinat, dass er diese Ausfälle nicht ständig als Ausrede vorschiebt – gegen Chemnitz fehlt ihm mit Kapitän Daniel Flottmann (Gelbe-Sperre) sogar ein weiterer potentieller Stabilisator. Um nicht vollends in den Abstiegskampf zu geraten sollte die Mannschaft die dritte Niederlage in Folge (gab es zuletzt vor einem Jahr) verhindern. Eigentlich lautete in dieser Saison ein internes Ziel keine zwei Spiele in Folge zu verlieren – bereits in der Hinrunde musste man nach den Pleiten gegen Frankfurt und Aalen von diesem Ziel abrücken. Jetzt, nach der Niederlage gegen Erfurt, ein zweites Mal. Letztendlich bleibt die Erkenntnis, dass die Fortuna auch in dieser Saison noch nicht die gewünschte Stabilität in ihr Spiel und damit Konstanz in die Ergebnisse über einen längeren Zeitraum bringen kann, die nötig wäre um von mehr zu träumen. Für die Mannschaft gilt ab sofort wieder den Fokus auf das eigentliche Saisonziel (50 Punkte + X) zu richten, sonst könnte der Saisonendspurt noch einmal ganz eklig werden.

   

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