FCM kontert DFB: "Lässt uns fassungslos zurück"
Der 1. FC Magdeburg hat mit einem offenen Brief auf die Aussagen von DFB-Vizepräsident Rainer Koch reagiert – und darin "großes Unverständnis" geäußert.
Scharfe Kritik
Als "unwürdiges Schauspiel" bezeichnete Koch das Agieren der Klubs, die wie der 1. FC Magdeburg einen Abbruch der Saison fordern. "Für uns überschreiten Sie damit die Grenze eines demokratischen und gesellschaftlichen Miteinanders", kritisiert Magdeburg den DFB-Vize. "Mit Ihren Aussagen stellen Sie, unter anderem den 1. FC Magdeburg (…) öffentlich in eine Ecke, in die wir nachweislich nicht gehören." Dabei verweist der FCM auf die behördliche Verfügung in Sachsen-Anhalt, die bis zum 27. Mai keinen Wettkampfbetrieb ermöglicht. "Vereine, welche sich an geltende Gesetze und Verfügungen unseres Landes halten und diese im Sinne der Gesundheit Ihrer zahlreichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen vorschriftsmäßig umsetzen, als problemorientiert Denkende oder für Probleme sorgende Vereine darzustellen, sorgt für großes Unverständnis und lässt uns fassungslos zurück", finden die Elbstädter deutliche Worte.
Es sei festzuhalten, dass es grundsätzlich in der Verantwortung des DFB selbst liege, "entsprechende Lösungen für einen potentiellen krisenbedingten Abbruch der Saison transparent aufzuzeigen". Bis auf eine Aussetzung der Spiele seien bisher "keine anderweitigen Lösungswege vom DFB Präsidium selbst aufgezeigt und ernsthaft diskutiert" worden. Dabei sollte der Verband nach Ansicht des FCM "auf das Szenario Saisonabbruch (…) vorbereitet sein". Wenn aufgrund plötzlicher Neuinfektionen nach Wiederaufnahme des Spielbetriebs ein Abbruch der Saison drohe, müsse bereits jetzt feststehen, wie dann zu verfahren sei. "Oder ist die Fortsetzung der Meisterschaftsspiele für Sie tatsächlich alternativlos?", fragt der FCM. "Für diesen Fall müssten Sie sich allerdings fragen, warum in anderen Fußballligen und Sportarten ohne größeres Aufsehen ein Saisonabbruch möglich war und dort bereits jetzt eine neue Saison geplant und vorbereitet werden kann?"
FCM erinnert an Ethik-Kodex
Den öffentlich publizierten Re-Starttermin am 26. Mai sieht der Klub als "weitere Bestätigung des unverantwortlichen Handelns gegenüber seinen Vereinen. Offensichtlich scheint man sich demnach sehr sicher zu sein, dass man die verantwortlichen Politiker der jeweiligen Bundesländer bis dahin umgestimmt hat". Dieses Handeln widerspreche jedoch "jeglicher gesellschaftspolitischer Vorbildwirkung und wird der Verantwortung des größten Fußballverbands der Welt nicht gerecht", heißt es weiter.
Am Mittwoch sei den Vereinen mitgeteilt worden, dass man das medizinische Konzept nun in die geltenden Durchführungsbestimmungen aufgenommen habe. Bei Nichtumsetzung würden demnach nun sportrechtliche Konsequenzen drohen. Ein Unding für den FCM: "Obwohl Kenntnis darüber besteht, dass viele Vereine in der 3. Liga das umfangreiche Konzept aufgrund weitaus geringerer struktureller und personeller Voraussetzungen gegenüber den DFL-Vereinen zeitnah kaum umsetzen können, werden mittels oberflächlicher öffentlicher Darstellungen jene Vereine stigmatisiert, welche an den Problemen arbeiten." Der FCM erwartet, dass der DFB seinen Ethik-Kodex lebe: "Mit Fair-Play, Integrität, Respekt, Vielfalt und Solidarität sollen die Grundlagen des Fußballs gestärkt werden. Gerade jetzt in der Ausnahmesituation der Corona-Krise dürfen wir vom DFB Respekt und Fair-Play erwarten." Die Inhalte des Ethik-Kodex seien "wichtige Grundvoraussetzungen" für ein gemeinnütziges Handeln, zu dem sich alle Fußballverbände satzungsmäßig verpflichtet hätten.