"Existenz war bedroht": Aue-Bosse kritisieren Ex-Vorstand
Seit November ist der neue Vorstand des FC Erzgebirge Aue im Amt und hat sich mittlerweile einen Überblick über die finanzielle Lage verschafft. Das Ergebnis ist durchaus besorgniserregend, was die Verantwortlichen vor allem an der Arbeit ihrer Vorgänger um Helge Leonhardt festmachen.
"Hätte es niemals hätte geben dürfen"
Es ist eine knallharte Abrechnung mit ihren Vorgänger, die Finanzvorstand Thomas Schlesinger und der für Kommunikation verantwortliche Robert Scholz in einem Interview auf der Vereins-Homepage vornehmen. "Die Planung im März 2022 für die Saison 2022/2023 hatte ein Plus vorgesehen und wurde damals so vom Aufsichtsrat genehmigt. Durch ungedeckte und ungenehmigte Ausgaben in den Profikader zum Start der Saison wurden wissentlich durch den damaligen Vorstand ein Verlust von 1,4 Millionen Euro in Kauf genommen und Verträge geschlossen, die es so ohne entsprechende Gegenfinanzierung niemals hätte geben dürfen", so Schlesinger.
Im Nachgang habe sich herausgestellt, dass die Investitionen viel zu hoch und zudem ohne Erfolg gewesen seien. "In Kombination führten diese Dinge zur Bedrohung der Existenz des Vereins." Dass der FCE nicht insolvent ging, sei allein der Mithilfe mehrerer Unternehmen und Sponsoren, die kurzfristig einen mittleren sechsstelligen Betrag zur Verfügung stellten, zu verdanken.
Angespannt ist die Finanzlage aber nach wie vor. "Das Eigenkapital ist aufgebraucht, denn speziell in den erfolgreichen Zweitligajahren 2016 bis 2021 wurde kein Geld für schlechte Zeiten zurückgelegt", erklärt Schlesinger. 2015 betrug das Eigenkapital 500.000 Euro – 2021 war es immer noch genauso viel. Substanz oder Vermögen sei de facto nicht vorhanden, während die jährlichen Investitionen in den Kader inklusive Abfindungen für Spieler und Trainer demgegenüber "enorm" gewesen seien. Außerdem kritisieren die Bosse: "Wie diese Entscheidungen damals getroffen wurden, war oft nicht transparent, da es faktisch keinerlei Beschlüsse gibt."
Aue will zwei, drei zusätzliche Großsponsoren gewinnen
Für die neue Saison plant Aue mit einem Profietat von knapp über vier Millionen Euro. "Das entspricht in etwa dem ursprünglichen Plan für die laufende Saison, allerdings wuchsen die Ausgaben im Spätsommer und Herbst 2022 auf rund 5,6 Millionen (ohne Trainerentlassung), daher jetzt das erwartete Minus von 1,4 Millionen", so Schlesinger. Das Gesamtbudget liegt bei knapp zwölf Millionen Euro. Das sind etwa zwei Millionen Euro weniger als in der aktuellen Saison.
Um konkurrenzfähig zu bleiben, "müssen in den kommenden Monaten unbedingt weitere zusätzliche Einnahmen generiert werden". Ziel sei es, mindestens weitere zwei, drei zusätzliche Großsponsoren zu gewinnen. Die Leonhardt-Gruppe gehört künftig wohl nicht mehr dazu, da sie für den Verein "nicht mehr erreichbar“ sei. Deshalb wurde ohne diese Sponsoring-Erlöse geplant. "Einer der Co-Sponsoren hat daraufhin sein Engagement aufgestockt und diese Lücke mehr als geschlossen. Nichtsdestotrotz steht die Tür im Verein immer offen für jeden, der gewillt ist den Verein zu unterstützen“, sagt Schlesinger, der zusammen mit seinen Vorstandskollegen viel Arbeit vor sich hat, um den FCE wieder in finanziell sichere Fahrwasser zu führen.