Europapokal-Historie der Drittligisten #7: Karlsruher SC

Passend zum Anpfiff der neuen Spielzeit in Champions League und Europa League startet liga3-online.de die Themenwoche „Europapokal-Historie der Drittligisten“. Heute: Der Karlsruher SC. Valencia, Bordeaux, Rom – und heute Burghausen. Der Karlsruher SC ist in seiner Vereinsgeschichte wahrlich bereits viel herumgekommen, wenn sich die Reiseziele der Spielzeit 2012/13 auch bescheidener anhören als die der erfolgreichen Europapokalphase in den 90er Jahren. Mit 22 Spielen im internationalen Wettbewerb gehen mehr als ein Drittel der 65 Spiele, die von jetzigen Drittligisten in Messe- und UEFA-Pokal sowie Landesmeister- und Pokalsiegerwettbewerb ausgetragen wurden, auf das Konto des KSC. Stets wurde mindestens das Achtelfinale erreicht, weshalb sich der Klub aus der Fächerstadt die beste Europapokalbilanz der zwanzig Drittligavereine zuschreiben darf. „In Europa kennt euch keine Sau“ – im Gästeblock des Wildparkstadions ist der Gesang mit Sicherheit unzutreffend.

 

Euro-Eddy, Euro-Eddy, Euro-Eddy, Euro-Eddy

Mit Rang 6 in der Bundesligasaison 1992/93 qualifizierten sich die Karlsruher erstmals für den UEFA-Pokal. Das Debüt auf internationalem Parkett durfte zuhause gegen den PSV Eindhoven bei einem 2:1 Sieg gefeiert werden. Nach einem 0:0 im Rückspiel gelang demnach die Qualifikation für die zweite Runde, deren Hinspiel mit einer 3:1 Auswärtspleite in Valencia begann. Den Ehrentreffer erzielte ein gewisser Edgar Schmitt – der Mann, dessen große Stunde bekanntermaßen im Rückspiel schlagen sollte. Der 3. Oktober 1993 sollte schließlich als Geburtsstunde von „Euro-Eddy“ in die Geschichtsbücher eingehen. Eben jener Edgar Schmitt schoss sich mit vier Toren in einen Rausch und sorgte gemeinsam mit Rainer Schütterle, Valerij Schmarow und Slaven Bilic für einen 7:0 Sieg, an dem sich die KSC-Anhänger bis zum heutigen Tag nicht satt sehen und diskutieren konnten. Aber sicherlich werden auch Fußballfans, deren Sympathien bei anderen Klubs liegen, das Wunder vom Wildpark in Erinnerung behalten und dem Livekommentar von Jörg Dahlmann beipflichten: „Eine Sternstunde im Europapokal … Edgar Schmitt! Das ist unmöglich, es ist unfassbar, unglaublich, ich raff’s nicht, ich werd’ wahnsinnig hier! […] Wie schön kann Fußball sein, wie schön kann Europapokal sein. Lieber KSC, wir danken euch.“

 

Der KSC stößt bis ins Halbfinale vor

In der nun folgenden Runde musste das Team um Torhüter Oliver Kahn und Trainer Winfried Schäfer bei Girondins Bordeaux antreten. Erneut konnte Karlsruhe eine Auswärtsniederlage im Rückspiel drehen, das 3:0 im Wildpark machte die 1:0 Pleite in Südwestfrankreich mehr als wett. Auch im Viertelfinale war noch nicht Endstation, Gegen Boavista Porto fielen in zwei Spielen insgesamt drei Tore – eins mehr auf Seiten des KSC (1:1, 0:1). Nur noch einen Schritt vom Finale entfernt kam es nun zur Begegnung der Salzburger Austria – dem Verein, dem einige Jahre später die Identität einer Brausebrauerei übergestülpt wurde. Das 0:0 Unentschieden in Salzburg sorgte für eine zwar nicht optimale, aber durchaus erfolgsversprechende Ausgangssituation für das Rückspiel im Wildpark, gerade aufgrund der positiven Erfahrung, die hier bereits gesammelt werden konnten. Doch ein frühes Tor durch Stadler im Trikot der Violetten erwies sich als Nackenschlag, der letztendlich nicht wieder gerade gebogen werden konnte. Der Ausgleich von Rainer Krieg zum 1:1 Ausgleich war nicht genug.

 

Klatsche gegen Bröndby

Die zweite Chance auf Europapokalluft im Wildpark ergab sich zwei Jahre nach dem bitteren Halbfinalaus. Eine erneute Qualifikation für den UEFA-Pokal führte den KSC diesmal bis ins Achtelfinale. In den ersten beiden Runden half ein altbewährtes Rezept zum Erfolg: Einen Auswärtslapsus (1:0 Niederlage bei Rapid Bukarest, 2:1 auswärts bei AS Rom) durch einen Erfolg zuhause revidieren (Bukarest wurde mit 4:1, Rom mit 3:0 geschlagen). Nachdem in der nun folgenden Runde ein 1:3 Sieg bei Bröndby Kopenhagen heraussprang, waren sich die Enthusiasten einig, dass im Wildpark doch sicher nichts mehr schief gehen würde. Aber weit gefehlt, die Dänen wehrten sich erfolgreich gegen das Aus und fertigten den KSC mit 0:5 ab. Thorsten Fink, Sean Dundee, Michael Tarnat und Co. gelang es nicht, den sensationellen Erfolg der Erstteilnahme zu wiederholen.

 

Aus nach 199 Minuten Torlosigkeit

Eine weitere Gelegenheit ergab sich allerdings bereits in der folgenden Saison. Zum dritten Mal im UEFA-Pokal teilnehmend steuerte man zunächst in die Mittelmeergegend. Bei Anorthosis Famagusta auf Zypern gelang ein 1:1 Unentschieden, was nach dem 2:1 Heimsieg im Hinspiel für das Weiterkommen ausreichte. Die nächste Hürde, welche übersprungen werden sollte und konnte, stellte der FC Metz dar. Nach einem 0:2 Auswärtssieg in Frankreich gab man sich diesmal im Wildpark keine Blöße, erreichte ein 1:1 und zog erneut ins Achtelfinale ein. In diesem begegneten die Karlsruher Spartak Moskau. Die Begegnungen gegen die Russen sollten lange zur Geduldsprobe für Fans und Spieler werden. Nach 199 torlosen Minuten in Hin- und Rückspiel kam es in der russischen Hauptstadt zum einzigen und entscheidenden Tor – gegen den Karlsruher Sportclub. Das 1:0 durch Schirko für Spartak beendete die europäischen Träume der Badener. Drei Monate nach dieser Niederlage wurde Winfried Schäfer im März 1998 nach zwölf Jahren Amtszeit entlassen. Dies hinderte allerdings nichts am späteren Abstieg aus der Fußballbundesliga, der erst neun Jahre später korrigiert werden konnte. Wie wir heute allerdings wissen, für nicht allzu lange Zeit.

FOTO: Florian Ulrich

Morgen: Alemannia Aachen

   

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