"Einfach geisteskrank": Saarbrückens "zweites Wunder"

Der 1. FC Saarbrücken und der DFB-Pokal, das scheint einfach zu passen. Nach dem Coup gegen Bayern München haben die Saarländer mit dem Sieg gegen Eintracht Frankfurt das "zweite Wunder" geschafft, wie es Trainer Rüdiger Ziehl im Vorfeld formuliert hatte. Die Freude bei den Protagonisten war riesengroß – auch, wenn die Feierlichkeiten maximal bis Donnerstagnachmittag andauern werden.

"Geil und herausragend"

Als "krassen Außenseiter" hatte Ziehl seine Mannschaft im Vorfeld der Partie bezeichnet, doch von einem Zwei-Klassen-Unterschied war an diesem Mittwochabend nichts zu sehen. Stattdessen war der FCS über weite Strecken der Partie sogar die bessere Mannschaft und ging nach den Toren von Kai Brünker (64.) und Luca Kerber (78.) "total verdient" als Sieger vom Platz, wie Ziehl im "Sky"-Interview befand. "Ich kann mich an keine Situation erinnern, in der Schreiber retten musste." In der Tat war Saarbrückens Keeper selten gefordert, erstmals richtig zugreifen musste er nach 54 Minuten. Am Ende hielt der 21-Jährige seinen Kasten bereits zum fünften Mal in Folge sauber.

"Die Mannschaft hat brutal gut verteidigt und an sich geglaubt", lobte Ziehl und zeigte sich gerade im Hinblick auf die Art und Weise des Auftritts "einfach mega stolz" – zumal sich sein Team für den "Riesenaufwand belohnt" habe. Erneut einen klar favorisierten Bundesligisten ausgeschaltet zu haben, sei "einfach geil und herausragend", so der 46-Jährige. Nach dem Coup gegen die Bayern habe das Team bereits die Hoffnung und das Bewusstsein gehabt, "dass es funktionieren kann". Und so kam es dann auch. "Das ist aller Ehren wert und ein Riesenerlebnis. Wir werden den Moment jetzt genießen." Entsprechend umfangreich gestalteten sich die Feierlichkeiten mit den Fans nach Abpfiff. "Berlin, Berlin wir fahren nach Berlin", schallte es von den Rängen.

"Wir wollen weiterrocken"

Torschütze Kai Brünker wusste nach der Partie zunächst nicht wohin mit seinen Emotionen. "Unbeschreiblich, es ist einfach geisteskrank", sagte der Stürmer, dessen erster Treffer nach 20 Minuten noch vom VAR wegen eines Stürmerfouls von Naifi kassiert worden war. "Hut ab vor der gesamten Mannschaftsleistung." Mit dem Einzug in das Viertelfinale, wo der FCS zuletzt 2019/20 vertreten war, soll noch nicht Schluss sein. "Wir wollen weiterrocken", gab der 29-Jährige die Richtung vor. Wer der Gegner sein wird, entscheidet sich bei der Auslosung am Sonntag. Doch erstmal wird gefeiert. "Heute gönne ich mir mal ein paar Bier", kündigte Brünker an. Allerdings bittet Ziehl schon am Donnerstagnachmittag wieder zum Training. Anders als nach dem Sieg gegen die Bayern wird somit nicht der komplette Tag freigemacht. "Aus dem Fehler haben wir gelernt", bemerkte Ziehl mit einem Augenzwinkern.

Auch Luca Kerber, der die Entscheidung erzielt hatte und anschließend von seinem "definitiv" wichtigsten Tor seiner Karriere sprach, konnte es kaum fassen: "Wir haben wieder ein Wahnsinnsspiel abgeliefert wie schon gegen die Bayern." Kapitän Manuel Zeitz befand: "Wir haben genau da weitergemacht, wo wir aufgehört haben. Ein unfassbarer Abend." Zwar habe Frankfurt besser Fußball gespielt, "aber wir haben das durch andere Sachen wettgemacht". Zwei Bundesligisten rauszuwerfen, sei nicht selbstverständlich, meinte Marcel Gaus. Wieder einmal habe der FCS ein "großes Fußballfest" feiern können. "Die Art und Weise sollte uns nun Selbstvertrauen geben."

Switch? "Kriegen wir hin"

Das können die Saarländer für den Liga-Alltag gut gebrauchen, läuft der FCS seinen Ansprüchen angesichts von Tabellenplatz elf doch derzeit ein gutes Stück hinterher. Bei Schlusslicht Freiburg II soll die Leistung aus dem Pokalspiel nun bestätigt werden. Dass der FCS den Switch nach dem neuerlichen Coup schaffen wird, davon zeigte sich Ziehl überzeugt: "Kriegen wir hin", sagte er ganz trocken, ehe die Nacht zum Tag gemacht wurde. Fraglich ist allerdings noch der Einsatz von Bjarne Thoelke, der nach 49 Minuten mit einer Muskelverletzung vom Platz musste.

   

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