"Es fehlt die Qualität, vor das Tor zu kommen": Seegert spricht Klartext

Und wieder hat es für den SV Waldhof Mannheim nicht zum ersten Sieg seit Ende September gereicht. Stattdessen unterlag der SVW mit 0:3 beim SV Sandhausen, ist damit nun seit elf Pflichtspielen sieglos und befindet sich in einer Krise, die immer beängstigender wird. Kapitän Marcel Seegert sprach nach der zehnten Pleite im 18. Spiel Klartext – und monierte fehlende Qualität.
"Fehlende Ideen und Struktur"
Es war durchaus ein Bild mit Symbolcharakter für die aktuelle Situation beim Waldhof: Als der SVS in der Schlussphase den Heimsieg mit zwei Toren perfekt machte, stand Trainer Rüdiger Rehm an der Seitenlinie sprichwörtlich im Regen und verließ den Platz nach Schlusspfiff mit gesenktem Kopf. Im anschließenden "MagentaSport"-Interview auf die Gründe für das elfte sieglose Pflichtspiel in Folge angesprochen, verwies der 45-Jährige auf die fehlende Torgefahr seiner Mannschaft. "Das ist das Problem." In der Tat präsentierten sich die Mannheimer über weite Strecken harmlos und blieben vor allem in der zweiten Halbzeit völlig blass.
"Es fehlt die Qualität, vor das Tor zu kommen", sprach Kapitän Marcel Seegert Klartext und bemängelte zudem die "fehlenden Ideen und Struktur" im Offensivspiel. Dem Innenverteidiger zufolge seien "zu wenige spielerische Ansätze" im Spiel gewesen. Die Frage, ob dies auch auf fehlenden Vorgaben des Trainers zurückzuführen sei, ließ der 29-Jährige unbeantwortet und meinte lediglich: "Lassen Sie meine Aussagen einfach mal so stehen." Rehm erkannte indes ebenfalls, dass seiner Mannschaft die Qualität derzeit fehle. "Die Jungs arbeiten dran, aber im Moment haben wir sie nicht. Die Abschlüsse sind einfach zu unpräzise".
An der Einstellung habe es aber nicht gelegen: "Wir wollten über die Grundtugenden ins Spiel kommen und an die Kampfbereitschaft aus der letzten Woche anknüpfen", so Seegert. Das gelang zwar, dennoch ging der SVS nach 38 Minuten per Traumtor in Führung. "Diese Nackenschläge tun extrem weh", zeigte sich Mannheims Spielführer sichtlich resigniert, zumal der SVW aus dem Spiel heraus nichts zugelassen habe, wo Torhüter Lucien Hawryluk im 1:1 hätte retten müssen. "Dennoch werden wir beim 0:2 gnadenlos ausgekontert." Da half es auch nichts, dass Hawryluk beim Stand von 0:1 einen Elfmeter parieren konnte.
"Wir sind Mannheimer und ihr nicht"-Sprechchöre
Durch die zehnte Niederlage in dieser Saison sei das Wochenende jetzt bereits gelaufen, hielt der Kapitän fest und entschuldigte sich auch bei den 3.000 mitgereisten Fans, die das Team nach Spielende mit "Wir sind Mannheimer und ihr nicht"-Sprechchören empfangen hatten. Zudem warfen sie vereinzelt Gegenstände in Richtung der Mannschaft und schickten die Spieler weg. Die Niederlage müsse er nun "ein, zwei Tage" sacken lassen, so der 29-Jährige. "Aber nächste Woche müssen wir wieder angreifen, etwas anderes bleibt uns auch nicht übrig." Doch kämpfen allein würde nicht reichen. "Das machen andere Mannschaften auch." Stattdessen gelte es, torgefährlicher zu werden – sowohl im Spiel als auch mit dem Ball.
Die nächste Chance, dem "sehr gefährlichen Strudel", wie Seegert die aktuelle Situation umschrieb, zu entkommen, gibt es am kommenden Samstag zuhause gegen Aue. Dann ist der Waldhof erneut zum Siegen verdammt, andernfalls ist das von Präsident Bernd Beetz ausgerufene Ziel, zur Winterpause über dem Strich zu stehen, angesichts von derzeit vier Punkten Rückstand endgültig nicht mehr zu erreichen.
Schon jetzt ist es kaum noch realistisch, dass Mannheim auf einem Nicht-Abstiegsplatz überwintern wird. "Wenn du nicht gewinnst, wird es schwierig", meinte Rehm dazu. "Wir müssen die Köpfe oben lasen und versuchen, uns auf die Arbeit zu konzentrieren." Auch, wenn es derzeit nicht leichtfalle. "Aber es hilft nicht, uns gegenseitig zu zerfleischen. Wir müssen schauen, dass wir da gemeinsamen rauskommen und uns das Erfolgserlebnis erarbeiten, damit die Köpfe der Spieler nicht komplett zerstört werden." Die Frage ist nur: Wie länge erhält Rehm dafür noch das Vertrauen?