"Erhebliche Vertrauensbrüche": RWE-Aufsichtsrat tritt zurück

Neues Chaos beim FC Rot-Weiß Erfurt: Keine 48 Stunden nach Anmeldung der Insolvenz ist am Donnerstag der komplette fünfköpfige Aufsichtsrat zurückgetreten – das gab der Verein in einer Pressemitteilung bekannt.

Nowags Alleingang "ist untragbar"

Laut Aufsichtsratschef Michael Tallai (Foto) habe es in den vergangenen Wochen "mehrere erhebliche Vertrauensbrüche durch das Präsidium gegeben", sodass eine weitere Zusammenarbeit nicht mehr möglich sei. Das Fass zum Überlaufen brachte wohl der Alleingang von Präsident Frank Nowag, der am Dienstagabend – ohne den Aufsichtsrat in Kenntnis zu setzen – den Insolvenzantrag beim Amtsgericht Erfurt eingereicht hatte. "Dieses Verhalten ist untragbar", so Tallai. Der Alleingang von Nowag bei dieser wichtigen Entscheidung sei "unverantwortlich", schimpft Tallai und betont: "Wir können und werden dies nicht mehr mittragen."

Nowag hatte sein Handeln auf einer Pressekonferenz am Mittwoch damit erklärt, dass der Aufsichtsrat das Präsidium beauftragt habe, die Insolvenz zu prüfen und zu planen. "Es ist die Entscheidung des Präsidiums, diese dann durchzuführen", sagte Nowag. Warum er Tallai am Dienstagabend nicht informierte, begründete der RWE-Präsident so: "Wir wollten ihn zu so später Uhrzeit nicht mehr stören."

Keine Einigkeit über Art des Verfahrens

Der Knackpunkt: Während der Aufsichtsrat scheinbar eine geordnete Insolvenz mit einem vom Gericht bestellten Insolvenzverwalter favorisierte, strebt Nowag ein Verfahren in Eigenverwaltung an und hat diesen Antrag entsprechend auch so beim Amtsgericht eingereicht. Sollte das Gericht den Antrag jedoch ablehnen, droht RWE im schlimmsten Fall eine komplette Abwicklung des Vereins, was eine Löschung aus dem Vereinsregister zur Folge hätte. Dann müsste in der untersten Liga ein neuer Verein gegründet werden – der FC Rot-Weiß Erfurt wäre Geschichte. Ein Horror-Szenario, das unbedingt verhindert werden soll. Am Freitag will das Amtsgericht Erfurt nach MDR-Angaben eine Entscheidung treffen, ob es dem Antrag zustimmt.

Wie es nun weitergeht, ist offen – vorerst bleibt der Aufsichtsrat, der erst im Januar gewählt worden war, kommissarisch im Amt. Im Rahmen einer außerordentlichen Mitgliederversammlung müsste dann über die Neubesetzung des Kontrollgremiums abgestimmt werden.

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