Energie vor Neuaufbau: "Es ist eine Welt zusammengebrochen"

Lange spielte Energie Cottbus ganz oben mit, ehe die Lausitzer die Chance auf den direkten Durchmarsch im letzten Saisondrittel mit nur 14 Punkten aus 14 Partien verspielten. Die Gründe dafür will Trainer Claus-Dieter Wollitz nun analysieren – und anschließend einen Neuaufbau einleiten.
"Danach ist was passiert"
Timmy Thiele weinte am Samstag bittere Tränen, auch Filip Kusic war im Anschluss an die 1:4-Pleite gegen Ingolstadt und dem Ende aller Aufstiegsträume am Boden zerstört: "Es ist eine Welt zusammengebrochen, ein Traum ist zerplatzt", sagte er im "Kicker". Die Saison als Aufsteiger auf dem vierten Tabellenplatz beendet zu haben, sei zwar "einerseits schön", so Axel Borgmann, "aber wir waren jetzt so nah dran. Viele von uns werden wahrscheinlich nicht noch einmal so nah drankommen." Noch zur Winterpause stand der FCE auf dem zweiten Tabellenplatz und lag fünf Zähler vor Saarbrücken.
Dass es trotz einer über mehrere Monate starken Saison nicht zum Aufstieg gereicht hat, macht Trainer Claus-Dieter Wollitz vor allem an einem Spannungsabfall nach dem 24. Spieltag fest, als der Klassenerhalt sicher und der Aufstieg noch kein Thema war. "Bis zum 24. Spieltag waren wir eine absolute Bereicherung für diese Liga", sagte der 59-Jährige am Samstag. "Danach ist was passiert, und ich ärgere mich, dass ich nicht vorher die Konsequenzen gezogen habe. Wenn du bis zum 24. Spieltag die Mannschaft bist, die am meisten zu null gespielt und die meisten Torchancen herausgespielt hat und dann innerhalb von vier Tagen so einen Bruch erlebst … Die Spieler wollten diesen Zug gerne weiterfahren, aber nach ihren Vorstellungen und Wünschen. Davon sind wir Lichtjahre entfernt", so Wollitz.
14 Verträge laufen aus
Die Probleme hätten angefangen, "als wir die Gespräche nicht aufrechterhalten haben und ihre wirtschaftlichen Wünsche nicht erfüllen konnten. Wenn sich Spieler mit anderen Vereinen beschäftigen, ist das legitim, da bleibe ich dabei. Aber es gibt Spieler, die können damit umgehen, und es gibt Spieler, die können damit nicht umgehen. Dann weiß man, dass da die letzten zwei Prozent vielleicht auch gefehlt haben." Gemeint ist vor allem Maximilian Krauß, bei dem der Leistungsabfall in den Augen von Wollitz am deutlichsten war. Nachdem er dann ausgerechnet vor dem Spiel gegen Hansa Rostock bei der Kogge unterschrieben hatte, wurde er suspendiert. Große Unruhe inklusive.
Neben dem 28-Jährigen werden wohl noch zahlreiche Spieler den Verein verlassen, zumal gleich 14 Verträge auslaufen. Unter anderem Niko Bretschneider, Leihspieler Lucas Copado und Phil Halbauer sind nur noch bis zum 30. Juni gebunden. Entsprechend befürchtet Wollitz, der die Vertragsgespräche in den letzten Wochen auf Eis gelegt hatte, einen großen Umbruch: "Wir haben trotz dieser famosen Saison einiges zu verändern, um nächstes Jahr nicht in Gefahr zu geraten." Es gelte, eine Mannschaft zu finden, "die sich erstmal das Ziel setzt, nächstes Jahr diese verrückte Liga zu halten. Wir brauchen eine Mannschaft, die versteht, dass es nächstes Jahr nicht das Selbstverständnis gibt, in diesen Tabellenregionen zu spielen", so Wollitz, der einen Neuaufbau einleiten will. Dieser dürfte angesichts der knappen Kassen allerdings kein einfacher werden. Dennoch kündigte Thiele am Samstag an, nächste Saison wieder angreifen zu wollen.