Emotionaler Costly unter Tränen: "Gibt manchmal wichtigere Sachen"

Der FC Ingolstadt schießt sich mit einem 4:1-Sieg gegen Ulm aus der Krise. Als Matchwinner ließ sich Doppeltorschütze Marcel Costly kurz vor Schluss zu einer emotionalen Geste gegenüber den eigenen Fans hinreißen – und erzählte anschließend unter Tränen, dass es manchmal Wichtigeres im Leben gibt.
"Habe aus der Emotion heraus gehandelt"
Die Erleichterung war groß, die Freude bei den Schanzern nach dem ersten Heimsieg nach 188 Tagen wieder da. Zum Abschluss der Englischen Woche gab es einen deutlichen 4:1-Sieg der Ingolstädter gegen den SSV Ulm 1846, bei dem Marcel Costly mit zwei Toren und einer Vorlage überzeugte. Trotzdem musste sich der 29-Jährige nach Spielschluss einem Gespräch in der Fankurve stellen, denn nach seinem Assist zum Endstand signalisierte er den eigenen Zuschauern mit einem Finger am Mund, dass die Kritik am FCI leise sein sollte. Am Mikrofon von "MagentaSport" ahnte Costly, dass das zur Sprache kommen würde.
"Die letzten Wochen waren generell nicht einfach", erklärte der 29-Jährige. "Die Fans waren unzufrieden, wir waren mit unseren Leistungen auch unzufrieden. Wir sind trotzdem eine Einheit, die am Ende auch in schwierigen Situationen zusammenstehen muss. Das Gefühl hatte ich nicht, deswegen habe ich aus der Emotion heraus gehandelt. Und das tut mir leid." Aber der 29-Jährige hatte noch eine viel wichtigere Botschaft.
"Die Tore widme ich meiner Mutter"
"Meine Mutter ist vor der Saison schwer erkrankt", erzählte Costly und kämpfte dabei sichtlich mit den Tränen. "Es gibt einfach andere Sachen, die manchmal wichtiger sind. Ich hatte dann auch einen Rucksack auf, aber ich widme die Tore meiner Mutter. Ich bin sehr stolz auf sie." Worte, die ans Herz gehen. Und die Fans werden ihm wohl verzeihen, zumal der 29-Jährige zu den unverzichtbaren Leistungsträgern beim FCI gehört. Insgesamt gehen bereits neun Scorerpunkte auf das Konto des Außenbahnspielers. Jetzt steht der FCI außerdem wieder über dem Strich. Auch Cheftrainerin Sabrina Wittmann war daher erleichtert.
"Ich habe schon seit Saisonbeginn gesagt, dass ich eine sehr, sehr fleißige und reflektierte Mannschaft habe. Deswegen ist es jetzt nicht überraschend, sondern es fühlt sich endlich so an, als dass wir uns endlich mal belohnt haben und nicht immer irgendeiner guten Leistung hintergelaufen sind", ordnete die 34-Jährige den deutlichen 4:1-Sieg ein. Obwohl Ingolstadt wieder mit mehreren Widerständen zu kämpfen hatte – unter anderem einer Elfmeter-Entscheidung, die Wittmann einmal mehr fragwürdig fand. Aber auch wieder verletzungsbedingten Wechseln, zu deren Folge die Trainerin nach Abpfiff noch nichts sagen konnte. "Ich kann nur für mich sprechen, aber ich freue mich auf jeden Fall, dass jetzt mal ein bisschen Luft zum Durchatmen ist", stellte sich die Cheftrainerin auf die anstehende Länderspielpause ein. In zwei Wochen geht es dann in Aachen weiter. Dann allerdings womöglich ohne Scholz und Rosenlöcher, die sich verletzt haben.