Einwurf! Der liga3-online.de-Talk – Ausgabe 6

Nach der Saison ist vor der Saison. Trotzdem, oder gerade deswegen, werfen wir einen Blick auf die abgelaufene Spielzeit. Im “Einwurf” werden in den kommenden Tagen insgesamt sechs verschiedene und zum Teil sehr brisante Themen diskutiert. Mit dabei Chefredakteur Julian Koch sowie die Redakteure Markus Ehrlich, Henning Klefisch, Christoph Lesk  und Uli Hebel. Sie erhalten dabei prominente Unterstützung vom ehemaligen Drittliga-Trainer Wolfgang Wolf. Heute diskutiert das liga3-online.de-Plenum das Thema "Ist die 3. Liga ein Sprungbrett oder eher ein Abstellgleis für Talente?"

Ich denke die dritte Liga ist eher ein Sprungbrett. Sprungbrett aber nur dann, wenn ein Spieler  von seinem Berater in Liga 3 beordert wird, um Spielpraxis zu sammeln. Die Liga ist ja eine Profilliga. Das Niveau hat sich von Jahr zu Jahr gesteigert – es sind sehr enge Spiele. Bevor ein junger Spieler in der zweiten Liga nicht spielt, oder in der ersten gar nicht zum Kader gehört, sollte er sich in der dritten Liga beweisen und heranführen lassen – es ist also eher ein Sprungbrett.

Es  ist wohl entscheidend von wem der Impuls ausgeht. Wenn ein Spieler einen Drittligisten verlässt, weil er bei einem Erst- oder Zweitligisten eine bessere Perspektive sieht, ist das völlig legitim. Somit kann man die 3. Liga aus Sicht der Spieler selbstverständlich als Sprungbrett bezeichnen. Genauso ist es aus Sicht höherklassiger Vereine nicht verwerflich ihre Spieler aus der zweiten oder dritten Reihe unterklassig zu parken, um deren Entwicklung zu beobachten. Das ist absolut in Ordnung und schadet der Liga ja auch nicht. Talente von Bundesligisten  heben ganz einfach die fußballerische Qualität der 3. Liga  und sorgen für eine gewisse Attraktivität, das sollte man nie vergessen.  Ob die Liga dann letztlich ein Abstellgleis wird, hängt vom jeweiligen Spieler ab. Die Thematik ist kein exklusives Problem der 3. Liga, sondern ein generelles. Wenn ein Spieler gut spielt, wird er für höherklassige Vereine interessant. Wenn er in höheren Ligen schwach spielt, wird er nach unten abgegeben. So läuft das im Fußballgeschäfft.

Ich stimme da Wolfgang Wolf zu. Ein gutes Beispiel ist Thomas Müller. Der hat in der Saison 2008/2009 in der 3. Liga für den FC Bayern München II gespielt – seine weitere Entwicklung kennt jeder. Für mich ist die 3. Liga daher ganz klar ein Sprungbrett für junge Spieler. Sie können sich wunderbar empfehlen. Beispielsweise verleihen Bundesligisten junge Spieler gerne in die 3. Liga, wo diese sich optimal entwickeln und auf hohem Niveau  vor vielen Zuschauern spielen können. Letztlich ist das aber keine Thematik, die ausschließlich die 3. Liga betrifft, wie Markus das schon sagte. Fälle von Spielern, die zu schnell abgeworben werden und es höherklassig nicht schaffen, gibt es auch in den ersten beiden Bundesligen. Das hat natürlich sportliche und finanzielle Gründe. Klar gibt es negative Beispiele aber es wird mit zunehmendem „Alter“ der Liga auch einige Spieler, die lange für einen Klub spielen.

Ich sehe das wie Julian. Schaut euch  Andre Hahn, von den Kickers Offenbach an. Er ist vor der Saison in die Bundesliga nach Augsburg gewechselt und hat sich da sofort bewiesen. Der Vorteil der dritten Profiliga ist ganz klar, dass vor allem auch junge deutsche Spieler Spielpraxis erhalten und sich unter großer Kulisse für größere Aufgaben empfehlen können.

Hakan Calhanoglu kann man da auch nennen. Der Junge hat eine hervorragende Drittligasaison gespielt und wird nächstes Jahr beim Hamburger SV spielen. Daher stimme Julian und Hennig zu: Die 3. Liga ist ganz klar ein Sprungbrett für Youngster. Dass die Fluktuation in der dritten Liga so hoch ist, sehe ich ganz klar als Indiz dafür, dass junge Spieler sie nutzen, um sich für Höheres zu empfehlen.

Schön, dass Ihr Euch alle einig seid – ich sehe das wie immer anders. Ihr habt jetzt alle je ein sehr positives Beispiel im Kopf. Ich glaube, die Anzahl negativer Beispiele ist deutlich höher. Was fällt mir gerade ein? Alexander Aschauer. Der wurde vom VfB Stuttgart ganz klar in Burghausen geparkt, weil er es höherklassig schlicht nicht gepackt hat. Man wollte ihn in Stuttgart nicht mehr haben wollen und dann an einen Drittligisten abgegeben in der Hoffnung, dass er sich da durchbeisst und wieder zurück nach oben katapultiert. Das Problem aber an diesen Fällen ist, dass die 3. Liga zur Söldnerliga verkommt. Viele Spieler sind nur bei ihren Vereinen, um Spielpraxis zu sammeln. Man identifiziert sich nicht mehr mit seinem Klub. Ich stehe bestimmt nicht unter dem Verdacht eine Heirat mit einem Verein zu fordern, aber: Das stört die Zuschauer und kommt nicht gut an. Viele Spieler bringen in der 3. Liga kurzzeitig gute Leistung, gehen nach oben um wenig später zurück zu kommen. Abstellgleis ist aber vielleicht etwas zu negativ behaftet. Ich allerdings glaube nicht, dass Spieler gerne langfristig in der 3. Liga spielen möchten. So ein bisschen fällt auf: Die Originale fehlen. Spieler wie Willi Landgraf damals in Aachen, die es auf enorm viele Partien für einen Verein bringen, gibt es in der 3. Liga (noch) nicht. Man muss da letztlich differenzieren: Von Seiten der Vereine kann man die Liga sicher als eine Art Abstellgleis bezeichnen, für die Spieler kann und muss sie aber trotzdem ein Sprungbrett sein.

FOTOFU Sportfotografie

 

   

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