Einwurf! Der liga3-online.de-Talk – Ausgabe 4

Nach der Saison ist vor der Saison. Trotzdem, oder gerade deswegen, werfen wir einen Blick auf die abgelaufene Spielzeit. Im “Einwurf” werden in den kommenden Tagen insgesamt sechs verschiedene und zum Teil sehr brisante Themen diskutiert. Mit dabei Chefredakteur Julian Koch sowie die Redakteure Markus Ehrlich, Henning Klefisch, Christoph Lesk  und Uli Hebel. Sie erhalten dabei prominente Unterstützung vom ehemaligen Drittliga-Trainer Wolfgang Wolf. Heute diskutiert das liga3-online.de-Plenum das Thema “Pele Wollitz: Visionär oder Prolet?

Authentisch ist er, sehr sogar. Er ist sicherlich ein guter Motivator – im Training, wie bei der Ansprache. Ich finde bei ihm einzig etwas schwierig, dass er Dinge in die Öffentlichkeit trägt, die da nicht hin gehören. Er hat einige Dinge angesprochen, die intern hätten bleiben sollen. In einigen Punkten übertreibt er es oft auch etwas. Man sollte authentisch sein und als Person so rüberkommen – keine Frage. Wichtig ist aber, nicht immer Unruhe in den Verein zu bringen – das hilft der Mannschaft nicht weiter. Vieles Gesagte hätte man auch bis zur Sommerpause aufschieben können. Aber naja..

Pele ist natürlich emotional ohne Ende. Ich mag ihn, weil er das Herz auf der Zunge trägt, was aber nicht immer richtig ist. Das kommt nicht immer gut an, manchmal muss er sich da noch zügeln. Ich habe aber lieber einen Pele Wollitz, der alles geradeaus sagt, als Andere die nur „hinten rum“ machen. Er ist aus dem richtigen Holz geschnitzt. Wenn er sich im richtigen Moment noch manchmal auf die Zunge beißt und den Satz, den er gerade auf der Zunge hat, manchmal runterschluckt, wird er es NOCH weiter bringen. Er hat bestimmt eine große Karriere vor sich.

Das kann ich so überhaupt nicht stehen lassen. Als Trainer einer Profi-Mannschaft hat meine eine Verantwortung – auch der Gesellschaft gegenüber. Da kann man sich einfach nicht aufführen, wie man will. Als Profi-Trainer ist man präsent und sollte jungen Menschen ein Vorbild sein können. Emotionen, wie es Herr Wolf nennt, können da nicht als Ausrede dienen. Man sollte wissen, wie man mit Menschen redet und sie behandelt. Was Herr Wollitz da teilweise abgezogen hat ist mir zu viel. Er sollte da mal an seine Verantwortung denken und etwas ruhiger werden – das wäre wohl auch seiner weiteren Karriere dienlich. Ich bin der Meinung: Manchmal sollte er sich einfach zusammenreißen.

Ich verfolge ihn nicht so sehr – eigentlich nur durch die Medien. Prinzipiell bevorzuge ich es, wenn Leute sagen, was ihnen auf dem Herzen liegt. Wolfgang Wolf hat es gut auf den Punkt gebracht: Er mag, dass er sagt was er denkt, aber sollte sich vielleicht manchmal zügeln. Das sehe ich genauso. Man muss einen guten Mix finden. Wenn du zu ruhig bist, wirst du vielleicht schnell zu langweilig. Das ist er jedenfalls nicht. Er sagt einfach, was er denkt. Das sieht man an dem bekannten YouTube-Video, wo er sich überhaupt nicht mehr einkriegt. Gut, dass er Missstände aufdeckt, aber manche Dinge sind an die Öffentlichkeit geraten, die da nicht hingehören. Ich weiß nicht: Soll ich ihn emotional finden, oder prollig, wie wir es formulierten? Ich finde die Art nicht so furchtbar, wie Andere. Manchmal kochen auch bei ihm die Emotionen nach dem Spiel über, was ab und an nervt – wahrscheinlich gerade den Fan der unterlegenen Mannschaft.

Ich sehe das schon auch ähnlich. Er ist ein richtiger Typ. Er kommt gut an mit seiner Art, bei Spielern, wie bei Fans. Er ist irgendwie so ein „Typ Klopp“, der sehr authentisch ist. Manchmal muss er jedoch wissen, wen er vor sich hat. Ich denke da an den Vorstand, vor allem. Er hat diesen ja doch sehr scharf kritisiert. Es ist schwierig für Leute die Verantwortung gegenüber dem Verein und somit auch den Fans haben, mit so einer Person kompatibel zu sein. Wollitz muss ein bisschen diplomatischer sein in Zukunft. Die sportliche Qualifikation hat er – keine Frage, aber daran sollte er arbeiten um dauerhaft ein gutes Engagement in den ersten drei Ligen zu bekommen. Ein „Choleriker“ an der Seitenlinie ist nicht zuletzt für die Schiedsrichter immer schwierig.

Ich werde einen Teufel tun und fordern, dass Trainer oder generell Menschen gleich sein sollten – man muss  gar nicht immer alles glätten. Ich bin sehr froh darüber, dass es solche „Typen“, wie es Henning nannte, gibt. Darüber berichten wir doch allzu gerne. Ob das so authentisch ist, weiß ich gar nicht. Vieles hat, denke ich, Methode – er ist ein Profi. Er weiß Dinge zu instrumentalisieren. Der Name Klopp fiel. Der macht das ähnlich. Manchmal poltert er los um von Dingen abzulenken – und da kommt der nächste Vergleich, der etwas hoch angesetzt ist – ähnlich wie Jose Mourinho, der das auch tut. Er projiziert Dinge auf sich, um von der Mannschaft abzulenken. Ich möchte mir nicht anmaßen ihm Tipps zu geben. Ja, er hat Verantwortung gegenüber seinem Arbeitgeber, wie wir alle – vollkommen klar. Er spricht aber Dinge an, die ihm nicht passen. Das ist doch vor allem für uns Journalisten gut. Damit bringt er sich und seine Spieler näher zusammen – und hat Erfolg damit. Warum aber, kommen nur „verrückte“ Vereine auf ihn zu, um mit ihm zu arbeiten? Vielleicht fehlt da ab und an etwas Seriosität in der Außendarstellung. Wie gesagt, das hat wohl Methode – und anders würde es nicht passen. Er ist 100 % bei der Sache. Und über seine Aussetzer bin ich sehr froh, sonst könnten wir gerade nicht darüber sprechen.

FOTO: Flohre Fotografie

   

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