Einwurf! Der liga3-online.de-Talk – Ausgabe 3

Nach der Saison ist vor der Saison. Trotzdem, oder gerade deswegen, werfen wir einen Blick auf die abgelaufene Spielzeit. Im “Einwurf” werden in den kommenden Tagen insgesamt sechs verschiedene und zum Teil sehr brisante Themen diskutiert. Mit dabei Chefredakteur Julian Koch sowie die Redakteure Markus Ehrlich, Henning Klefisch, Christoph Lesk  und Uli Hebel. Sie erhalten dabei prominente Unterstützung vom ehemaligen Drittliga-Trainer Wolfgang Wolf. Heute diskutiert das liga3-online.de-Plenum das Thema "Besteht in der 3. Liga ein "Nord-Süd-Gefälle"?".

Ich denke es ist erklärbar. Man muss sehen, welche Mannschaften wo spielen. So ist das Gefälle dann schon zu deuten. Wenn zweite Mannschaften spielen, haben diese traditionell keine Zuschauer, da besteht kein Interesse. Im Norden und Osten haben die derzeitigen Vereine eben Tradition. Da gehen die Zuschauer noch hin, weil sie da noch ihren Verein haben. Viele Vereine aus dem Süden haben vielleicht noch nicht diese Tradition und den guten Unterbau aus der Jugend. Von daher ist das vorhanden – aber eben erklärbar.

Im Zuschauer-Bereich gibt es das – klar. Es gibt natürlich im Osten Traditionsvereine, die schon gewachsene  Zuschauer-Strukturen haben. Im Süden hast du kleine Vereine, wie Burghausen oder Unterhaching, die noch nie viele Fans hatten. Unterhaching hatte ja zu Bundesliga-Zeiten auch niedrige Besucherzahlen. Wenn du das Publikum in der Allianz-Arena siehst, ist da vielleicht etwas weniger Herzblut als im Osten, da ist also auch was dran. Gerade Tradition spielt da eine ganz große Rolle. Wahrscheinlich muss man als Verein im Süden auch wesentlich mehr leisten, um Zuschauer zu locken.

Wolfgang Wolf hat Recht. Man muss nur auf die Landkarte schauen, um zu sehen, warum ein Gefälle vorhanden ist. Wenn man z.B. Bayern nimmt, hat man ein unglaubliches Angebot an hochklassigem Fußball. Wenn ich im Freistaat  Bayern also guten Fußball sehen möchte muss ich, egal von welchem Wohnort aus, nicht einmal 100 Kilometer fahren um in ein Bundesliga-Stadion gehen zu können. Das Interesse an Vereinen der dritten Liga ist deshalb schlichtweg nicht da. Die Qualität von Drittliga-Fußball ist im Vergleich einfach nicht hoch genug. Das ist nicht zu ändern, dagegen kann man nichts tun. Die bayerischen Drittligisten können maximal hoffen, dass die Oberen schlechter werden und absteigen.

Das ist genau richtig. Das ist nicht nur in Bayern so. Beispiel: Baden-Württemberg – da ist das ähnlich. Das Bundesland hat zwar die meisten gelisteten Vereine in ganz Deutschland, die dritte Liga aber, hat einfach daraus nicht die ganz spannenden. Die meisten Vereine dieser Region spielen höherklassig und nehmen das ganze Zuschauer-Interesse – da bekommen die kleineren Mannschaften nicht mehr viel vom Kuchen ab. München ist natürlich ein besonderes Extrem. Da hat es Unterhaching im Vergleich sehr schwer Zuschauer zu genieren. Auch als Haching einen sehr attraktiven und erfolgreichen Ball gespielt hat waren kaum Zahlen über dem Liga-Schnitt.

Diese Aussage würde ich sofort so unterschreiben. Das ist nicht von der Hand zu weisen. Es ist  natürlich schade, z.B. für Unterhaching,  wenn du solch starke Vereine vor dir hast. Ich meine: Wen haben wir denn im Osten? Da gibt es Aue, Dresden, dann hört es auch fast schon auf. Dann verteilen sich die Zuschauer einfach auf Erfurt oder Chemnitz. RB Leipzig wird in der Zuschauer-Tabelle weit vorne sein – das ist klar. Die Anzahl der Erst-oder Zweitliga-Vereine wirkt sich aber klarerweise auf das Zuschauer-Interesse aus. Es gibt vereinzelt Kultvereine wie RW Essen, die eine positive Ausnahme darstellen, obwohl die Bochum oder Dortmund neben sich haben.  Das bleibt aber eben die Ausnahme – ansonsten klauen  höhere Ligen die Zuschauer.

Jein. Wir sind uns einig: Ein Gefälle, wenn man das so auf Nord und Süd aufteilen möchte, ist vorhanden. Ich denke, man müsste die Einteilung schon genauer machen. Nehmen wir aber den Osten: Da ist, mit Ausnahme Dynamo Dresden, der Fußball der dritten Liga der hochklassigste im Umkreis. Es ist aber sowieso mehr ein gesellschaftliches Phänomen. Es ist wohl so, dass im Süden der Wohlstand eher da ist und auch das Freizeitangebot. Großstädte wie München, weil das angesprochen wurde, hätten genug Einwohner für mindestens vier Vereine. Der Region, oder vielleicht dem Süden im Allgemeinen, geht es möglicherweise „zu gut“. Man sagt ja, im Osten sind die Menschen generell begeisterungsfähiger als woanders. Sportlich gibt es in Liga 3 aber kein Gefälle. Zuschauer-technisch ja, sportlich aber nicht!

 

FOTO: Jakob Untersteger

 

   

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