Einmal und nie wieder: Die One-Hit-Wonder der 3. Liga

Die Rekordspieler der 3. Liga kennen fast alle: Tim Danneberg, Alf Mintzel, Anton Fink, Robert Müller und Thomas Geyer – sie alle haben mehr als 300 Partien in dieser Spielklasse absolviert. Doch was ist mit denen, denen in unserer Liga keine große Karriere vergönnt war? Die nur genau ein Spiel absolvierten? Sind das heute alles Feierabendfußballer? Mitnichten. Wir schauen auf einige berühmte "One-Hit-Wonder".

200 One-Hit-Wonder

Ratet mal, wie viele Spieler dieser Art die 3. Liga in ihren knapp zwölf Jahren hervorgebracht hat. Es sind rund 200! Von Profis kann bei der überwiegenden Mehrheit nicht die Rede sein. Im Pool der Einmal-und-nie-wieder-Drittligaspieler tummeln sich Nachwuchskräfte, die zum Ende der Saison Drittliga-Luft schnupperten, Aushilfen aus der zweiten Mannschaft, die große Verletzungsmiseren ausgleichen mussten, und wohl auch einige riesige Transferflops. In einer berühmten Quizshow wäre wohl selbst die Millionenfrage leichter zu beantworten, als den Klub zu benennen, für den einst Christian Dausel, Wal Fall, Thorsten Tönnies, Pelle Jensen und Kim-Pascal Boysen genau einen Drittliga-Einsatz verzeichneten.

Ihr wollt es natürlich wissen – oder wisst es bereits? Christian Dausel spielte bei Rot-Weiß Erfurt, Wal Fall für den SV Wehen Wiesbaden, Thorsten Tönnies bei Werder Bremen II und Pelle Jensen für Hansa Rostock. Kim-Pascal Boysen wurde in seiner Zeit bei den Kickers Offenbach vom eigenen Vater, dem heutigen Großaspacher Trainer Hans-Jürgen Boysen, einmalig nominiert. Falls euch das alles aus dem Effeff eingefallen ist: Herzlichen Glückwunsch. Ihr seid wahre Experten.

Diese Spieler stellen den überwiegenden Anteil der statistischen Schlusslichter. Dann gibt es aber auch jene, die schon etwas prominenter sind und allgemein geläufig sein dürfen. Das Muster ist meist ähnlich und trifft auf Reserveteams der Bundesliga-Mannschaften zu: Hier stellen die Profis einen nicht benötigen Spieler für kurze Zeit an und verstärken so in einem durchaus umstrittenen Vorgang die "Zwote". Karim Onisiwo (Mainz 05), Aron Johansson (Werder Bremen) und Pascal Stenzel (BVB/heute VfB Stuttgart) gehörten dazu. Und noch viele mehr: Tamas Hajnal, Moritz Leitner, Ivan Paurevic und Sebastian Prödl reihen sich hier ein. Etwas anders gestaltet sich die Lage beim neuen Schalker Stammtorhüter Markus Schubert: Der gebürtige Freiberger feierte Ende 2015 sein Profidebüt bei Dynamo Dresden – 17 Jahre war er damals jung und hielt dennoch gleich die Null.

Und dann sind da sogar einige Weltstars. Weltstars? Ihr habt richtig gelesen. Schon ein Spiel in der 3. Liga führte manches Talent zu späterem internationalen Ruhm – ob der spätere Erfolg allein an der Spielpraxis in unserer Liga gelegen, sei dahingestellt. Hier präsentieren wir euch die fünf prominentesten Namen, die unsere Datenabteilung ausgespuckt hat.

Toni Kroos

Weltmeister, vierfacher Champions-League-Sieger, Klubweltmeister, spanischer und deutscher Meister, deutscher Fußballer des Jahres, bester Freund von Klaas-Heufer Umlauf und einen Bruder, der ihn gerne in sozialen Medien piesackt: Bei Toni Kroos, 30 Jahre jung, 48 Millionen Euro Marktwert, weiß man kaum, wo man anfangen soll in der triumphalen Zusammenfassung. Ob er sich nach insgesamt mehr als 600 Einsätzen für Deutschland, Real Madrid, Bayern München und Bayer Leverkusen noch zurückerinnert an das eine Spiel, das er in der Saison 2008/09 in der 3. Liga für den FC Bayern II absolviert hatte?

Der damals 19-Jährige gehörte bereits zum Bundesliga-Kader, wurde aber für das Heimspiel gegen die Stuttgarter Kickers zur Reserve beordert. Nach 20 Minuten deutete sich ein Debakel an, der Tabellenletzte führte nämlich bereits mit 3:0. Die Bayern schlugen aber zurück, Kroos traf während seines 90-minütigen Einsatzes selbst einmal – am Ende stand es 3:3. Damals außerdem in der Bayern-Startelf waren übrigens: Thomas Müller, Holger Badstuber, Thomas Kraft, Mehmet Ekici und Georg Niedermeier. Alle spielten später in (deutlich) höheren Ligen.

Timo Werner

Noch kein Weltmeister, aber durchaus mit guten Chancen darauf ausgestattet ist Timo Werner. Der vielleicht begehrteste Stürmer dieses Transfer-Sommers, der in der laufenden Bundesliga-Saison für RB Leipzig 21 Tore in 26 Spielen erzielt hat, kann abseits des Confed-Cup-Titels 2017 noch keine großen Erfolge aufweisen, seine Torquote aber ist seit Juniorenzeiten brillant. Das führte wohl auch dazu, dass der heutige 24-jährige Werner bei seinem Ausbildungsverein VfB Stuttgart die zweite Mannschaft quasi übersprang – er war mit 17 Jahren bereits Bundesliga-Stammspieler. Und doch lief er für die Zweite des VfB in seiner Premierensaison 2013/14 daheim gegen die SV Elversberg einmal auf. Wie sollte es anders sein: Er traf natürlich. 2:1 endete das Spiel, Werner wurde nach 84 Minuten ausgewechselt.

Hamit Altintop

Nicht mehr als Talent lief der heute 37-jährige Hamit Altintop ebenfalls in der Drittliga-Premierenspielzeit 2008/09 für den FC Bayern II auf. Vielmehr wurde der Türke, der im Vorjahr von Schalke 04 an die Säbener Straße gewechselt war, in der ersten Mannschaft des FCB nicht benötigt und musste außerdem nach einer längeren Verletzungspause Spielpraxis sammeln. Beim 1:1-Remis gegen den VfB Stuttgart II gelang das, er spielte er über 90 Minuten. Die Gesundheit blieb aber die Achillesferse des eigentlich hochtalentierten Flügelspielers, der im Laufe seiner Karriere in Deutschland, Spanien (Real Madrid) und der Türkei (Galatasaray Istanbul) die nationale Meisterschaft sowie teils auch Pokaltitel holte. Oft aber kam ihm dabei nur die Rolle des Reservespielers zu. 84 Mal lief Altintop für die türkische Nationalmannschaft auf, heute ist er Vorstandsmitglied im nationalen Fußballverband seines Heimatlandes.

Daniel van Buyten

Auch der belgische Abwehrgigant Daniel van Buyten, der mit einer Körpergröße von 197 Zentimetern und 95 Kilogramm Kampfgewicht in der Verteidigung zwar kein schneller, aber sehr unangenehmer Gegenspieler war, musste für den FC Bayern einmal in der zweiten Mannschaft aushelfen. In seiner langen Karriere spielte er für Lüttich, Marseille, Manchester City, den Hamburger SV und schließlich acht lange Jahre beim deutschen Rekordmeister, aus denen vier Meisterschaften, vier DFB-Pokalsiege und der Champions-League-Triumph 2013 resultierten. Gegen Borussia Dortmund stand er im Wembley-Finale jenes Jahres zwar nicht im Aufgebot – dafür aber drei Jahre zuvor beim Drittliga-Heimspiel gegen Wacker Burghausen im Juli 2010. Allerdings dauerte sein Intermezzo in Liga 3 nur 17 Minuten, dann erlitt der für kleinere Verletzungen stets anfällige van Buyten eine Bänderdehnung und musste ausgewechselt werden. Die Partie endete 1:1.

Marcel Schmelzer

Der "Magdeburger Jung" Marcel Schmelzer ist mit 13 Jahren Vereinstreue der dienstälteste Profi von Borussia Dortmund. 2011 und 2012 gehörte der heute 32-Jährige zur BVB-Meisterelf, zwei Pokale sowie der Gewinn der U-21-Europameisterschaft im Jahr 2009 runden die tolle Karriere des Linksverteidigers ab – einzig die WM 2014 verpasste er trotz 16 vorheriger Länderspiele knapp und darf sich damit nicht zum Kreis der Weltmeister zählen. Dafür hat Schmelzer einst drittklassig gespielt! Es war in der Saison 2009/10, als der Blondschopf eigentlich bereits zum Erstliga-Stammpersonal gehörte. Im durchaus prestigeträchtigen Amateur-Duell zwischen dem BVB II und dem FC Bayern II lief Schmelzer aber für 90 Minuten auf. Die Verstärkung brachte Schwarz-Gelb wenig: Mit 0:2 ging das Heimspiel verloren, am Saisonende stieg Dortmund ab.

   
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