"Eine desolate Leistung": Dotchev spricht nach Pokal-Aus Klartext
Nach der bisher so erfolgreichen Rückrunde musste Erzgebirge Aue am Mittwochabend mit dem 0:3 beim Chemnitzer FC und dem damit verbundenen Aus im Sachsenpokal einen herben Tiefschlag hinnehmen. Trainer Pavel Dotchev sprach im Anschluss Klartext und ging mit seiner Mannschaft hart ins Gericht. Zumal Aue nun sehr wahrscheinlich erstmals nach 14 Jahren nicht im DFB-Pokal vertreten sein wird.
Lange Mängelliste
Nein, auf der Pressekonferenz versuchte Dotchev erst gar nicht, die Niederlage in irgendeiner Form schön zu reden, denn dafür gab es auch schlicht überhaupt keinen Ansatz. "Ein absolut verdienter Sieg für Chemnitz, da brauchen wir gar nicht drum herum reden", sagte der 57-Jährige. "Verdienter geht nicht mehr." Im Stadion an der Gellertstraße erwischten die Veilchen einen Katastrophenstart und gerieten bereits nach nur 28 Sekunden in Rückstand. "Wir sind gar nicht ins Spiel gekommen", bemängelte Dotchev. Dazu gehörte auch, dass nur eine Viertelstunde später bereits das 0:2 fiel. Erstmals in diesem Jahr schlug es nach einem Standard hinten ein. "Das passt zum Abend", meinte Aues Coach, der sechs Minuten vor dem Ende den dritten Gegentreffer mit ansehen musste.
Und seine Mannschaft? Die fand über 90 Minuten überhaupt nicht statt. "Wir haben es nicht verstanden, das Spiel anzunehmen", kritisierte der Deutsch-Bulgare und zählte eine lange Mängelliste auf: "Wir haben viele Fehler produziert, haben sehr kompliziert gespielt, hatten wenig Zugriff und viele Ballverluste." In der Tat kamen die Veilchen nicht ins letzte Drittel, 30 bis 40 Meter vor dem Tor war Schluss.
"Nicht würdig für uns"
Auch eine Umstellung zur Pause auf drei Stürmer änderte daran nichts. "Wenn der Anschlusstreffer fällt, haben wir vielleicht noch die Chance, doch wir waren viel zu harmlos." Sehr zum Ärger von Dotchev: "Chemnitz hat gezeigt, wie man in so ein Spiel gehen muss. Wir waren genau das Gegenteil. Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen." Die Art und Weise sei "sehr enttäuschend", und schwer zu verdauen. "Ich muss mich bei den Fans entschuldigen. Das war eine desolate Leistung und nicht würdig für uns. Man kann Spiele verlieren, aber nicht auf diese Art und Weise. Das kann ich nicht akzeptieren. Einfach traurig, was wir geleistet haben." Dass Torhüter Martin Männel der beste Auer an diesem Abend war, "sagt schon alles über die Leistung", meinte Dotchev.
Männel selbst war im "MDR"-Interview ebenfalls niedergeschlagen: "Nach 28 Sekunden gegen einen unterklassigen Gegner in Rückstand zu geraten, ist tödlich." Möglicherweise, merkte der 35-Jährige an, fiel das Tor aus einer Abseitsposition. Anhand der TV-Bilder lässt es sich allerdings nicht auflösen. "Am Ende ist es müßig, aber dennoch ist es ein Ereignis, das ein Spiel in eine Bahn lenkt." Am Schiedsrichter festmachten wollte Männel die Pleite aber keinesfalls: "Wenn man über 90 Minuten so gut wie keine Gefahr ausstrahlt … Dann ist es auch egal, aus welcher Liga der Gegner kommt. Wir haben uns zu sehr beeindrucken lassen." Davon zu sprechen, Aue hätte nicht die nötige Überzeugung gehabt, "ist mir jedoch zu einfach", merkte der Keeper an.
Wohl erstmals seit 14 Jahren nicht im DFB-Pokal
Auch Dotchev wollte die Niederlage nicht an fehlender Leidenschaft festmachen, sondern verwies darauf, dass sich Müdigkeit und Verletzungen nach den anstrengenden letzten Wochen nun bemerkbar machen. Entsprechend hatte der 57-Jährige seine Mannschaft gegenüber dem 1:3 gegen 1860 auf vier Positionen verändert. "Ich wollte ohne Leistungsabfall rotieren, das ist mir nicht gelungen", gab er zu. Nach dem Spiel musste sich die Mannschaft am Zaun vor dem Gästeblock einiges anhören, auch Bierbecher flogen. "Es ist klar, dass sich nach so einem Spiel stückweit auch Frust entlädt", zeigt Männel in der "Freie Presse" Verständnis. "Aber wir dürfen jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken, uns einbuddeln, das wäre der falsche Weg." Es gehe jetzt darum, aufzustehen und "irgendwie Energie aus diesen Niederlagen zuletzt zu ziehen, mit Wut im Bauch anders zu Werke zu gehen".
Wiedergutmachung betreiben für die Derby-Pleite können die Veilchen schon am Samstag bei Schlusslicht Meppen. Ab sofort gilt der volle Fokus dem Klassenerhalt, der trotz eines Vorsprungs von acht Punkten auf die Abstiegszone noch nicht sicher ist. Höhere Ziele wären vorerst vermessen. Und somit wird Aue sehr wahrscheinlich erstmals seit der Saison 2009/10 die Qualifikation für den DFB-Pokal verpassen. Denn um in der nächsten Spieltag im lukrativen Wettbewerb dabei zu sein, müsste der FCE am Saisonende mindestens den fünften Rang belegen, der momentan allerdings zwölf Punkte entfernt ist. Zwar stehen noch zehn Spiele aus, doch es müsste schon viel zusammenkommen, um den Rückstand noch aufholen zu können. Wahrscheinlicher ist, dass Aue unterhalb von Rang 5 ins Ziel kommt – und damit sichere Einnahmen in Höhe von rund 200.000 Euro verpasst. Viel Geld, der den zur neuen Saison ausgerufenen Sparkurs zusätzlich erschweren wird. Es zeigt sich also: die Auswirkungen der Derby-Niederlage könnten noch lange zu spüren sein.