Ehemalige Drittligateams #3: 1. FC Union Berlin

Als in der Spielzeit 2008/2009 erstmalige die 3. Liga in ihrer heutigen Form ausgetragen wurde, war Union Berlin das Maß aller Dinge. Ganze 22 Saisonsiege bei 12 Unentschieden und gerade einmal 4 Niederlagen sorgten für einen souveränen Zweitligaaufstieg als erster Meister der neu geschaffenen Spielklasse. Seitdem bewegen sich die Eisernen in erwähnenswert ruhigem Fahrwasser, die Positionen 12, 11 und 7 verdeutlichen, dass sich Union in der 2. Bundesliga erfolgreich etablieren und damit die Phase als Fahrstuhlverein nach dem letzten Zweitligaabstieg beenden konnte.

 Die 10-Millionen-Euro-Blase

Im Zuge der Aufstiegseuphorie schien vor dem Saisonstart 2009 direkt die nächste frohe Botschaft in die Alte Försterei zu flattern: Der verkündete Sponsoringdeal mit der in Dubai gemeldeten International Sports Promotion (ISP) sollte dem Hauptstadtklub 10 Millionen Euro für eine auf fünf Jahre angesetzte Zusammenarbeit einbringen. Was nach süßer Verlockung klang, bekam aber früh nebulöse Begleiterscheinungen, da es fortwährend unklar blieb, wie sich das Geschäftsmodell von ISP gestaltet. Als kurze Zeit nach Saisonstart die Stasiverwicklungen des ISP-Aufsichtsratschefs Jürgen Czilinsky aufgedeckt wurden, zeigte sich die Vereinsführung der Köpenicker konsequent und kündigte das Abkommen. Den zur DDR-Zeit stets als regimekritisch anerkannten Anhang war seitens der Vereinsführung eine Fortführung der Kooperation nicht zuzumuten. Mit einem Fahrzeugteilehandel konnte schnell ein neuer, zwar weniger zahlungskräftiger, aber weitaus seriöserer neuer Hauptsponsor gefunden werden.

 

Letzte Bauetappe für die Alte Försterei

Wenn die Aufstiegssaison in der 3. Liga auch sportlich von großem Erfolg gekrönt war, so blieb für die Fans stets der Wermutstropfen, dass die Triumphe nicht im eigenen Wohnzimmer gefeiert werden konnten. Die Alte Försterei, das Kultstadion des Kultklubs, dessen Name auf vorbildliche Art und Weise bislang nicht an einen Sponsor abgetreten wurde, befand sich in einer langwierigen Umbauphase, die den Spielbetrieb für ein Jahr unmöglich machte. Viele der Union Fans packten selbst beim Umbau mit an und konnten somit die Interimsheimat Jahn-Sportpark zu Beginn der jetzigen Zweitligaära mit stolzgeschwellter Brust zurück in die Alte Försterei, nun zu weiten Teilen eigenhändig neu errichtet, einziehen. Einzig die Haupttribüne blieb während der Bauphase unberührt, deren Neubau gestaltet sich nun als letzter Schritt, dessen Durchführung momentan umgesetzt wird. Nach dem Abriss der alten Tribüne im Mai sind nun erneut die Bagger angerückt. Eine Klinkerfassade im Stil alter Industriebauten soll das fertiggestellte Stadion schon von außen zu einem Blickfang werden lassen.

 

„Wir verkaufen unsere Seele…“

Zur Finanzierung des Projektes holte Union erneut die Fans mit ins Boot. Mit dem Verkauf von sogenannten „Alte-Försterei-Aktien“ wurden Anteile des in eine AG umgewandelten Stadionbetreibers auf den Markt gebracht. Die Zielgruppe waren eindeutig die Fans, Großinvestoren wurden von vornherein mittels einer Kaufbeschränkung von zehn Aktien pro einzelner Person ausgeschlossen. Diese Botschaft wurde auch bildlich durch eine Werbekampagne publiziert, welche den Slogan „Wir verkaufen unsere Seele – aber nicht an jeden!“ gemeinsam mit einer Dose Red Bull, FIFA-Präsident oder Silvio Berlusconi zeigte. Bis Ende der Zeichnungsfrist im Dezember 2011 konnten mit dieser Aktion 43,88 % Prozent des Grundkapitals in den Streubesitz vermittelt werden. Als begleitender Erfolg stieg einhergehend die Mitgliederzahl der Eisernen relativ stark an und knackte die 10.000er Marke, was Union Berlin, nach Dynamo Dresden, zum zweitgrößten Fußballverein der ehemaligen DDR-Oberliga macht, gemessen an der Mitgliederzahl.

 

Personalrochaden bleiben aus

Ein Puzzleteil der kontinuierlichen Entwicklung ist sicher die auf Ruhe, Dauerhaftigkeit und Beständigkeit ausgerichtete Personalpolitik. So darf Uwe Neuhaus, der dem Ruhrpott entstammende Übungsleiter, der längst in der Hauptstadt heimisch geworden ist, auch in zeitweilig schwierigen Phasen ohne große Außengeräusche seine Arbeit erledigen und geht somit bereits in sein mittlerweile sechstes Dienstjahr. Auch was die Spieler betrifft herrscht kein verhältnismäßig großes Kommen und Gehen, Zu Beginn der jetzigen Spielzeit stehen sieben Abgängen fünf Zugänge gegenüber. Dabei hat jedoch mit Chinedu Ede einer der Leistungsträger Köpenick gen Bundesliga verlassen. Es ist daher nicht auszuschließen, dass Union noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv wird – gerade angesichts der Tatsache, dass bei den Neuzugängen mit Adam Nemec gerade einmal eine Offensivkraft vertreten ist. Für früheren Bundesligaprofi Ahmed Madouni, der seine Zelte nun in Frankreich beim FC Nantes aufschlägt, sollen Björn Kopplin, Fabian Schönheim und Roberto Puncec, aus Tel Aviv nach Berlin gekommen, für Stabilität in der Defensive sorgen.

   
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