"Egal wie es ausgeht – ich geh weiter hin!"
Sie haben gefiebert, gehofft und gebangt. Am Ende hat das alles aber nicht geholfen. Nach nur einem Jahr in der 2. Bundesliga muss der VfL Osnabrück bereits wieder den bitteren Gang in die 3. Liga antreten. Und das nun schon bereits zum vierten Mal in den letzten Jahren. Die Niedersachsen, die in den 70er und 80er Jahren durchgängig in der 2. Liga spielten, sind nun zu einer echten Fahrstuhlmannschaft geworden. Längst sind die glorreichen Zeiten des VfL vorbei. Der nun feststehende Abstieg zeigt ein Mal mehr, dass sich bei den Osnabrückern strukturell einiges ändern muss, um dauerhaft Erfolg zu haben.
Lizenz noch nicht gesichert
So bitter der Gang in die auch 3. Liga ist, sie bietet mal wieder die Chance auf einen Neuanfang. Mit neuen Spielern und frischen Ideen kann es nur nach wieder nach oben gehen. Doch dieser Weg zurück scheint alles andere als einfach zu werden. Am Donnerstag durchsuchten Steuerfahnder die Wohnungen von 18 Spielern sowie die Räumlichkeiten der Geschäftsstelle. Der Verein dazu: "Der Vorwurf der verdeckten Lohnzahlungen an Spieler und die damit in Zusammenhang stehende Unterlassung von Lohnsteuerzahlungen, Leistungen von Nebenabgaben und Sozialversicherungsbeiträgen entspricht nicht der Wahrheit". Auch die Lizenz scheint derzeit noch nicht gesichert zu sein. Bis zum kommenden Mittwoch müssen noch etwa 800.000 Euro beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) hinterlegt werden. „Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir das schaffen, aber es wird ein hartes Stück Arbeit“, so Finanz-Geschäftsführer Ralf Heskamp.
Das Vertrauen zurück gewinnen
Nach all den negativen Ereignissen der letzten Wochen ist natürlich das Vertrauen der Fans zu ihrem Verein erloschen. Während sich einige gar schon vom VfL mit der Begründung, dass der Verein es ja nicht besser verdient habe, abwenden, zeigt sich ein Großteil der Anhängerschaft aber kämpferisch: "Egal wie es ausgeht – ich geh weiter hin!" Das Vertrauen muss sich der Verein in den nun folgenden Wochen bis zum Saisonstart und vor allem auch während der Saison wieder erarbeiten. Es ist gerade mal ein Jahr her, als der VfL als Meister der 3. Liga in die 2. Bundesliga aufstieg.
Identifikation ging verloren
Über 2.000 Fans waren am letzten Spieltag den ganzen Tag unterwegs, um beim spannenden Saisonfinale in Burghausen dabei sein. Damals konnten die VfL-Fans mit breit geschwellter Brust durch die Stadt laufen. In den letzten Wochen war das anders: Viele musste sich beinnahe schon schämen, Osnabrück-Fan zu sein. Die völlige Identifizierung scheint verloren. Selbst einige Spieler der Niedersachsen fehlte es zuletzt an mangelnder Motivation. In der wichtigen Phase des Abstiegskampfes erschienen einige Spieler einfach mal zu spät und unter Alkoholeinfluss beim Training. Die darauf folgende Suspendierung war zwar konsequent, doch letztendlich schwächte man sich aufgrund der ohnehin angespannten Kadersituation selbst.
Direkter Wiederaufstieg?
In der kommenden Saison muss das alles anders werden. Ein junges, schlagfertiges Team muss aufgebaut werden. Und in der Tat: die jungen Spieler konnten trotz des Abstieges über große Teile der Saison überzeugen: Stürmer Christian Pauli (19 Jahre) oder auch Konstantin Engel (22) zeigten immer wieder gute Ansätze. Das wird und muss die Zukunft sein. Einen großen Vorteil hat der VfL gegenüber seinen Mitabsteigern wie Bielefeld und Oberhausen: Die Niedersachsen haben in den letzten Jahren gelernt, mit bitteren Niedergängen umzugehen. Sie wissen, wie man sich wieder zurückmeldet. Aus diesem Grund kann das Ziel für die kommende Saison nur lauten: Wiederaufstieg. Und wer weiß: Vielleicht läuft es ja auch im DFB-Pokal wieder so rund wie in der letzten Saison, wo man Rostock, Hamburg und Dortmund aus dem Pokal kegelte. Möglicherweise kann der Gedanken an die atemberaubende Stimmung damals an der Bremer Brücke für etwas Aufbruchstimmung sorgen. Das war Leidenschaft pur!
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