Effenberg legt los: "Uerdingen ist definitiv kein Chaos-Klub"

Bereits am Samstag verpflichtet, wurde Stefan Effenberg im Rahmen einer Pressekonferenz am Donnerstag auch offiziell als "Manager Sport" beim KFC Uerdingen vorgestellt. Die Trainerfrage bleibt unterdessen weiterhin hoffen.

Effenberg vermeidet Zielsetzung

Es war ein ordentliches Blitzlichtgewitter, dass Stefan Effenberg über sich ergehen lassen musste, als er in einem Hotel in der Düsseldorfer Merkur-Spielarena den für die Pressekonferenz hergerichteten Raum betreten hatte. "Jetzt kann ich nichts mehr sehen", meinte der 51-Jährige, konnte sich den Fragen der Pressevertreter dann aber doch stellen: "Ich bin sehr, sehr froh, dass ich jetzt für den KFC Uerdingen tätig bin", leitete Effenberg, der bis 2022 unterschrieb, ein. "Wir kennen uns schon über ein Jahr und befanden uns im stetigen Austausch."

Seine Aufgabe ist klar: den früheren Bundesligisten, der seinen Ansprüchen derzeit deutlich hinterher läuft, wieder in die Spur bringen. Eine konkrete Zielsetzung für die laufende Saison vermied der gebürtige Hamburger jedoch: "Wir wollen keine Ziele stecken, weil der KFC Uerdingen in einer Situation ist, die nicht verkehrt oder schlecht ist. Aber es geht immer besser." Auch mit Blick auf die Heimspiel-Stätte. Weil die Grotenburg nicht drittligatauglich ist, trägt der Klub seine Partien in Düsseldorf auf. Eine Rückkehr in die Grotenburg im kommenden Sommer ist angepeilt. "Das steht ganz oben auf der Agenda."

"Chaos herrscht irgendwo anders"

Abseits des Platzes schrieb der KFC in den vergangenen Monaten so manche Schlagzeile – zuletzt war durch eine WhatsApp-Nachricht von Manuel Konrad eine Wutrede von Präsident Mikhail Ponomarev an die Öffentlichkeit gelangt. Doch als Chaos-Klub sieht Effenberg die Krefelder nicht: "Der KFC ist definitiv kein Chaos-Klub. Chaos herrscht irgendwo anders. Wenn man sich darüber Gedanken macht, wo der Verein herkommt, dann ist das ein Erfolg", spielte der 51-Jährige auf den direkten Durchmarsch aus der Oberliga in die 3. Liga an. Zur Wahrheit gehört aber auch: Seit dem Drittliga-Aufstieg geht es beim KFC nicht so richtig voran.

Auch dafür wurde Effenberg nun verpflichtet, wenngleich diese Entscheidung nicht als Reaktion auf die aktuelle sportliche Situation zu verstehen sei, wie Ponomarev betonte: "Auch der Name hat keine Rolle gespielt." Effenberg, den der KFC-Boss als "gleichberechtigten Partner" bezeichnete, habe "eine wahnsinnige Erfahrung" und sei "eine absolute Führungspersönlichkeit", lobte Ponomarev. "Er war bei den größten Klubs der Welt, er hat unter großen Trainern trainiert und sie vertrauten ihm. Das ist eine große und einzigartige Chance für den Verein." Zudem kündigte der Investor an: "Er wird uns in einem nicht einfachen Weg an die Spitze des deutschen Fußballs begleiten." Denn klar ist: "Stefan ist nicht gekommen, um in der 3. Liga zu bleiben." Die Ambitionen sind gewohnt groß.

Trainer-Frage noch offen

Offen ist noch, wer künftig an der Seitenlinie stehen wird. Seit der Entlassung von Trainer Heiko Vogel vor über zwei Wochen sitzt Co-Trainer Stefan Reisinger auf der Bank. Da der 38-Jährige jedoch nicht über die nötige Fußballehrer-Lizenz verfügt, darf er das Team maximal 15 Werktage betreuen – und somit bis zum kommenden Mittwoch. Dennoch soll Reisinger laut Ponomarev auch künftig "die höchst mögliche Position" im Trainerteam übernehmen. Da der Verbleib von Frank Heinemann, der seit der Vogel-Freistellung als krank gemeldet fehlt, ungewiss ist, wird wohl ein neuer Cheftrainer verpflichtet: "Wir werden sehr, sehr zeitnah eine Lösung präsentieren", kündigte Effenberg an. Dass der 51-Jährige selbst auf der Bank sitzen wird, habe er hingegen "von Anfang an ausgeschlossen."

Dennoch will der neue Manager "eng mit der Mannschaft zusammenarbeiten" und ist von ihr überzeugt: "Mein erstes Gefühl wurde bestätigt, dass alle im Team wollen. Wenn wir das jetzt bündeln, dann wird das auch erfolgreich sein." Seinen Masterplan wollte Effenberg, der sich "unglaublich motiviert" zeigte, zwar nicht verraten, kündigte aber an: "Wir wollen in die Erfolgsspur zurückfinden, aber Dinge gehen auch nicht von heute auf morgen. Der KFC hat bis hierhin einen sehr guten Weg gemacht und großes Potenzial." Dass in einem Jahr fünf Trainer verbraucht werden, "soll in dieser Form aber nicht mehr passieren", so Effenberg, der weiterhin als TV-Experte arbeiten wird, seinen Posten bei der VR-Bank Schmalkalden aber niedergelegt hat.

Ponomarev schließt Rückzug aus

Auch Ponomarev glaubt weiterhin an das Projekt KFC Uerdingen und stellte auf die Frage, ob er sich nun aus dem operativen Geschäft zurückziehen werde, unmissverständlich klar: "Natürlich nicht. Wir werden noch härter arbeiten." Die Tatsache, dass die Pressekonferenz auf reges Interesse gestoßen war, wertete der KFC-Boss als "Zeichen, dass wir auf dem richtigen Weg sind."

Und wie kann die Zusammenarbeit der beiden Charakterköpfe funktionieren? "Wir haben gesagt, wir können zusammenarbeiten. Wir haben klare Absprachen und eine klare Linie. Von mir aus wird es funktionieren, jeder kennt seine Rolle", erklärte Effenberg. Ponomarev stellte zudem klar: "Wir haben die Übereinkunft, dass egal was passiert, wir auch nächstes Jahr zusammenarbeiten werden." Jetzt muss der KFC auf dem Platz Taten folgen lassen.

 

   
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