Dynamo fordert Zweitliga-Aufstockung: Wie es weitergeht
Weil sich Dynamo Dresden durch die Umstände der Coronakrise benachteiligt sieht, fordert der Klub die Aufstockung der 2. Liga, um damit den Abstieg zu verhindern. Wie geht es jetzt weiter? liga3-online.de beantwortet die wichtigsten Fragen.
DFL fordert Vorschläge
Wie begründet Dynamo seine Forderung?
Zum einen stellt Dresden nach "Bild"-Angaben die Rechtmäßigkeit der von der DFL beauftragten Corona-Test-Labors infrage und sieht die angeordnete Quarantäne für die komplette Mannschaft als nicht gerechtfertigt an. Zwar waren vier Spieler und ein Betreuer positiv getestet worden, doch laut der "SportBild" soll eine selbst veranlasste Kontrolluntersuchung auf Corona-Antikörper bei einem anderen Labor ausschließlich negativ Ergebnisse hervorgebracht haben. Zum anderen sei das Mammutprogramm nach der zweiwöchigen Quarantäne zum Re-Start mit neun Spielen in 28 Tagen ein derart gravierender Wettbewerbsnachteil gewesen, dass Dynamo nicht hätte absteigen dürfen.
Was würde eine Aufstockung der 2. Liga bedeuten?
Sollte der Abstieg tatsächlich ausgesetzt und die 2. Liga aufgestockt werden, würde wohl auch der SV Wehen Wiesbaden in der 2. Liga bleiben. Die Hessen sind über das Vorgehen der Dresdner informiert und stehen einer Aufstockung offen gegenüber. Die Liga würde dann mit 20 Mannschaften an den Start gehen, was 72 zusätzliche Spiele bedeuten würde. Der Termindruck würde steigen, schon jetzt ist der Kalender eng und weist kaum noch Lücken auf. Zahlreiche Englische Wochen wären die Folge.
Zum Vergleich: In der 3. Liga, die wie immer 20 Mannschaften umfasst, sind in der kommenden Saison sechs Spieltage unter der Woche vorgesehen, zudem wird während der Länderspiel-Pausen durchgespielt. Eine Aufstockung der 2. Liga würde auch dazu führen, dass die TV-Gelder durch mehr Klubs geteilt werden müssten, sodass die Einnahmen pro Klub sinken würden. Laut der "SportBild" soll Dynamo aber bereit sein, auf TV-Gelder in Höhe von sieben bis acht Millionen Euro zu verzichten. Stattdessen würde sich der Klub mit den 1,25 Millionen Euro zufrieden geben, die die Drittligisten erhalten, schreibt das Magazin. 20 Teams würden derweil zwei weitere Heimspiele mit zusätzlichen Einnahmen bedeuten, sofern Zuschauer wieder zugelassen werden.
Was sagt die DFL?
Aufsichtsratsmitglied Peter Peters bestätigte gegenüber der "dpa" Gespräche mit den Dynamo-Geschäftsführern Michael Born und Ralf Becker und fordert konkrete Vorschläge, wie eine Aufstockung der Liga auf 19 oder 20 Teams aussehen würde: "Die Fragen lauten doch: Was wollen sie genau? Wie bewertet man das? Und wie soll es umgesetzt werden?" Dynamo soll nun schriftlich einreichen, ob eine Aussetzung des Abstiegs und/oder eine finanzielle Entschädigung aufgrund der wegfallenden TV-Gelder gewollt ist.
Erfolgsaussichten eher gering
Wie sind die Erfolgsaussichten?
Eher gering. Sollte es etwa im Rahmen einer DFL-Mitgliederversammlung auf eine Abstimmung über die Zweitliga-Aufstockung unter den 36 Erst- und Zweitligisten hinauslaufen, hätte Dynamo keine guten Chancen – schließlich wäre eine Aufstockung der Liga für die übrigen Zweitligisten mit finanziellen und sportlichen Nachteilen verbunden. Die SGD selbst könnte an einer solchen Abstimmung wohl nicht teilnehmen, da der Klub nach dem Abstieg nicht mehr zur DFL gehört. Mitte März hatten sich die Sachsen derweil wie alle anderen Vereine für eine Fortsetzung der Saison ausgesprochen.
Könnte Dynamo vor ein ordentliches Gericht ziehen?
Zunächst müsse der Klub wohl vor das Ständige Schiedsgericht ziehen. Sollte es anschließend tatsächlich zu einem Gerichtsprozess kommen, könnte sich das Verfahren über einen längeren Zeitraum hinziehen. Inwiefern Dynamo dann noch Chancen auf die Rückkehr in die 2. Bundesliga hat, scheint fraglich. Eine spätere Wiedereingliederung scheint ausgeschlossen, wie der Fall SV Wilhelmshaven zeigt. Der Klub hatte 2014 gegen den Zwangsabstieg aus der Regionalliga geklagt, das Landgericht Bremen wies die Klage im April 2018 jedoch zurück, weil "der SVW nicht nachweisen könne, dass er den Ligaverbleib ohne den Zwangsabstieg geschafft hätte“. Dieses Urteil wurde danach zunächst vom Oberlandesgericht Bremen und später vom Bundesgerichtshof bestätigt. Auch Dynamo wird kaum beweisen können, dass der Klassenerhalt ohne Corona erreicht worden wäre – zumal die SGD zum Zeitpunkt der Saison-Unterbrechung Anfang März bereits Letzter war.
Worauf könnte es hinauslaufen?
Da eine Annullierung des Abstiegs und eine Aufstockung der 2. Liga eher unwahrscheinlich ist und der DFL kaum an einem langen Gerichtsprozess gelegen sein dürfte, scheint eine finanzielle Entschädigung für Dynamo Dresden eine mögliche Lösung. Inwiefern es aber dazu kommen wird, ist unklar.