Dworschak: "Wünsche mir ein hitziges aber faires Derby"

Matthias Dworschak ist dem geneigten OFC-Fan noch immer ein Begriff: Absolvierte er doch insgesamt 148 Partien (zwischen 1999 und 2004) für die Kickers, den Großteil davon als Kapitän. Aufgrund seines Spielstils und seines stets hohen Einsatzes avancierte er zur absoluten Identifikationsfigur. Außerdem kann er auf sechs gespielte Derbys zurückblicken und ist somit ein idealer Gesprächspartner für liga3-online.de bezüglich des anstehenden Traditionsduells Kickers Offenbach gegen den SV Darmstadt98 am kommenden Samstag.

 

Herr Dworschak, welche Erinnerungen haben Sie als langjähriger Spieler und Mannschaftskapitän des OFC an die Derbys gegen Darmstadt 98?

Auf dem Feld ging es immer hoch engagiert zur Sache. Zum Glück hatten wir zu meiner Zeit in Offenbach meist den längeren Atem, weshalb ich sehr gerne an diese Spiele zurückdenke. Allerdings ging es auch abseits des Feldes oftmals hektisch zu. Zum Beispiel wurden nach einem Spiel am Böllenfalltor die Scheiben unseres Mannschaftsbusses mit Steinen eingeworfen. Wahrscheinlich ging es den Darmstädter Spielern bei uns nicht anders, aber so etwas hat bei aller sportlichen Rivalität nichts mehr mit Fußball zu tun. Dagegen müsste man meiner Meinung nach noch härter vorgehen.

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Abgesehen vom Fehlverhalten einiger Fans: Wie hat sich der besondere Stellenwert der Duelle gegen Darmstadt 98 ausgedrückt?

Im Vorfeld war das Medieninteresse höher und auch die Trainingskiebitze erschienen zahlreicher. Da wurde man dann sehr oft darauf aufmerksam gemacht, dass es ja am Samstag besonders zählt. Einmal haben wir auch Sonntags um 11 Uhr gespielt, damit der HR live übertragen konnte. Das sind dann schon ganz besondere Dinge, die nicht alltäglich vorkommen. Auch die Stimmung bei den Fans war natürlich emotionaler, da ging es buchstäblich von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt. Da war es dann nach einer Niederlage natürlich schwierig, den Leuten beizubringen, dass man doch alles gegeben hat – das zählte dann nicht.

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Welches Derby ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

In der Saison 2001/02 haben wir mit einer ganz jungen Truppe bestehend aus Leuten wie Tobi Schindler, Angelo Barletta und Mounir Zitouni 2:0 am Böllenfalltor gewonnen. Der Sieg ist für mich deshalb so besonders, weil er so erarbeitet war. Das hat beim Training angefangen und hörte bei der Spieleinstellung auf. Dazu ist unser Plan den Zivo (Zivojin Juskic) auszuschalten, voll aufgegangen. Er war zwar ein 6er, aber eigentlich der Spielgestalter der 98er. Wir haben ihn immer schon sehr früh attackiert und ihn nicht zur Ruhe kommen lassen, was zu sehr vielen Ballgewinnen im Mittelfeld führte. Der Sieg war aufgrund dieser taktischen Meisterleistung von Ramon Berndroth und unserem engagierten Auftritt vollkommen verdient. Da konnten wir als Mannschaft dem Trainer noch ein schönes Geburtstagsgeschenk machen.

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Geht man bei solch einer Atmosphäre wirklich engagierter zu Werke als bei „normalen“ Spielen?

Ich habe mir aufgrund meiner Mittel, die ich im Fußball in die Waagschale werfen konnte, nie erlauben können, bei Spielen nicht alles zu geben. Sonst hätte ich nicht den Anspruch haben können, immer auf dem Feld zu stehen. Von der Einsatzbereitschaft war es also wie in jedem anderen Spiel auch. Aber die Stimmung auf dem Feld selbst war schon aufgeheizter und intensiver, so dass dann auch mal ein Wort das andere ergeben hat. Das lag auch daran, dass sich die Mannschaften einfach besser kannten, da man mit dem einen oder anderen auch schon zusammengespielt hat.

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Wie erlebt man die letzten Augenblicke vor solch einem Derby als Kapitän? Wie kann man sich das vorstellen?

Die Besonderheit bei diesem Derby war sicherlich, dass ich bei schlechten Sichtverhältnissewährend der Platzwahl dachte, ich schaue in den Spiegel. (lacht) Das ist dann schon immer etwas hochstilisiert worden, da der Zivo und ich ja auch die gleiche Position spielten, ähnliche Spielweisen hatten und noch dazu ähnlich aussahen. Es war schon immer irgendwo ein Duell unserer beiden Personen. Wir waren immer voll motiviert und hatten als Wortführer und Kämpfer unserer jeweiligen Mannschaft eine besondere Verantwortung. Dieser Verantwortung habe ich mich aber immer gerne gestellt.

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Wenn Sie Zivojin Juskic schon ansprechen – Welche Erinnerungen haben Sie an ihn?

Es war sozusagen hart, aber herzlich. Wir haben immer alles gegeben, was wir hatten. Aber es fiel nie ein unfaires Wort, es blieb immer alles im Rahmen. Ich würde mir wünschen, dass sich der Fußball wieder in diese Richtung zurückbewegt. So, dass man einen fairen Kampf austrägt und man sich bewusst macht, dass der andere irgendwo auch ein Arbeitskollege ist. Bei aller sportlichen Rivalität, sollte man seiner öffentlichen Verantwortung gerecht werden. Ich bin mittlerweile Grundschullehrer für Sport und habe da auch Kinder, die sich Leute aus dem Fußballbereich zum Vorbild nehmen. Da fällt mir das Beispiel Veh/Rösler ein, wo das Verhalten von beiden Seiten wirklich unterste Schublade war. Die denken gar nicht daran, wie und wo ihr Handeln überall aufgenommen wird. Das fängt bei meinen 6jährigen Schülern an, unter denen es schon viele Eintrachtfans gibt: Da ist ein Sascha Rösler dann plötzlich ein „Arschloch“. Da wird unsere pädagogische Arbeit mit Füßen getreten.

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Ein Vorbild für die OFC-Anhänger ist sicherlich der aktuelle Kapitän Elton da Costa, der mehr über das spielerische Element kommt. Aber braucht es nicht jemanden wie Sie oder Zivo Juskic, der kämpferisch voran geht?

Grundsätzlich sollten alle Spieler wissen, um was es in solch einem Spiel geht.In Offenbach wird man mit Sicherheit froh sein, jemanden wie den Elton zu haben. Ich jedenfalls war immer froh, wenn ich mit guten Fußballern zusammenspielen konnte, da ich ja beim OFC mehr für das Grobe zuständig war. (lacht) Er hat aufgrund seiner Qualitäten jede Berechtigung, die Mannschaft zu führen.

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Wie sind Sie mit der laufenden Saison des OFC zufrieden?

Ich finde den Weg gut und richtig auf junge Spieler zu setzen. Aber auch trotz des Umbruchs, der im Sommer stattgefunden hat, kann der OFC mit dem jetzigen Tabellenplatz nicht zufrieden sein – Da ist der eigene Anspruch nicht erfüllt. Im Moment lebt man auch noch von der Ausgeglichenheit der Liga oder besser gesagt von der Gesamtschwäche der Liga. So leicht wie in diesem Jahr, war es wahrscheinlich noch nie, aufzusteigen. Da darf man sich dann eben nicht verstecken, sondern muss auch mal sagen: „Wir sind doch der OFC!“ und dementsprechend auftreten.

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Abschließende Frage: Wie lautet ihr Tipp für das Spiel am 24.03.12?

Ich persönlich würde mir wünschen, dass die Zuschauer ein hitziges, aber faires Spiel erleben mit einem 5:3 für den OFC!

Vielen Dank für das Interview!


FOTO: Flohre Fotografie

 

 

   
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