"Dummes Gequatsche": Schmidt bricht TV-Interview ab

Auch wenn es der souveräne Tabellenführer war: Beim 0:5 gegen den 1. FC Magdeburg präsentierte sich der MSV Duisburg am Mittwochabend im Stile eines ganz heißen Abstiegskandidaten. Von einer Bankrotterklärung seiner Mannschaft wollte Trainer Hagen Schmidt aber nichts wissen – und brach ein TV-Interview ab.

"Auf Wiedersehen"

Zunächst lief noch alles wie gewohnt ab, als der 51-Jährige unmittelbar nach der herben Pleite ans Mikrofon von "MagentaSport" kam und gefragt wurde, wie sich die Niederlage anfühle: "Das fühlt sich genauso an, wie wenn man 3:4 gegen Saarbrücken verliert", antwortete Schmidt. Entscheidend sei aber immer die Art und Weise, "und die war heute definitiv nicht in Ordnung", so der Duisburger Übungsleiter. "Wir waren von Beginn an nicht in der Partie und sind nicht in die Zweikämpfe gekommen. Das war wie das Kaninchen vor der Schlange." Hinzu kam, dass Duisburg bereits ab der 23. Minute in Unterzahl war, nachdem Torhüter Leo Weinkauf aus seinem Tor herausgekommen war, Sirlord Conteh außerhalb des Strafraums regelwidrig festgehalten und dafür die rote Karte gesehen hatte.

All das, was sich der MSV vorgenommen habe, "war nicht zu sehen" gewesen, schimpfte der Coach. "Es war von vorne bis hinten keine gute Leistung." Da merkte man schon, wie es in Schmidt brodelte. Denn als Magenta-Reporter Thomas Wagner ihn unterbrach und einschob, dass die Leistung "eigentlich fast einer Bankrotterklärung" gleichgekommen sei, redete der 51-Jährige einfach weiter und entgegnete kurz danach: "Das war keine Bankrotterklärung, das ist dummes Gequatsche. Es war heute eine schlechte Leistung, begünstigt durch die rote Karte. Mehr kann ich nicht dazu sagen. Auf Wiedersehen." Ohne weiteren Kommentar brach Schmidt das Interview ab und flüchtete geradewegs in die Kabine. Dass ihm die Pleite zusetzte, war ihm deutlich anzumerken. Wagner nahm den Trainer derweil in Schutz und hatte Verständnis für seine Reaktion, blieb aber bei dem Begriff "Bankrotterklärung", zumal Schmidt selbst aufgezählt habe, was alles nicht geklappt habe.

Viele offene Fragen

Auf der anschließenden Pressekonferenz hatte sich der MSV-Coach dann schon ein wenig beruhigt, wenngleich er mit seiner Mannschaft erneut hart ins Gericht ging: "Wir waren nie im Spiel und haben uns schon von der ersten Minute an ergeben." Schmidt sprach von einer "ordentlichen Klatsche" und davon, dass man sich so eine Leistung "keinesfalls nochmal erlauben" dürfe. "Erstmal können wir uns nur mit Worten entschuldigen", sagte der gebürtige Thüringer. "Am Samstag müssen die Jungs dann die Antwort mit Leistung geben." Nach einer Rekordzeit von gerade mal zweieinhalb Minuten war die Pressekonferenz dann auch schon wieder beendet, zumal es keine Nachfragen gab.

Dabei hätte es durchaus einiges zu besprechen gegeben. Etwa, warum die Hintermannschaft bei allen fünf Gegentoren viel zu weit vom Gegner entfernt war, wieso das Team nicht an die starke Leistung aus der Schlussphase aus dem Spiel gegen Saarbrücken anknüpfen konnte und weshalb der MSV im Spiel nach vorne ideenlos agierte? Die 750 Fans im Stadion quittierten den Auftritt nach Spielende mit Pfiffen, zudem waren "Hagen raus" und "Grlic raus"-Rufe zu hören. Auch in den sozialen Netzwerken kochte die Fanseele am Abend hoch, von "Arbeitsverweigerung" war unter anderem zu lesen. Zudem wurde Schmidt für seine dünnhäutige Reaktion im Interview kritisiert.

Schmidt-Bilanz bereitet Sorgen

Und auch die Punktebilanz des Ex-Verteidigers stimmt bedenklich. Seit der frühere Gladbacher Jugendcoach das Amt im Oktober übernommen hat, holten die Zebras aus zehn Spielen gerade mal acht Punkte. Gleich sechs Partien gingen verloren – bei 12:21 Toren. Allein in den letzten beiden Heimspielen kassierte der MSV neun Gegentore – und das, obwohl Schmidt seit Wochen davon spricht, die individuellen Fehler abstellen zu müssen.

Sollte er keine Lösung dafür finden und die Mannschaft weiterhin unter dem Strich stecken bleiben, könnten seine Tage schon bald wieder gezählt sein. Zum Vergleich: Gino Lettieri musste exakt vor einem Jahr nach zehn Punkten aus zwölf Spielen gehen, auch für Pavel Dotchev war im vergangenen Oktober nach einer ähnlichen Bilanz Schluss. Noch liegt der Spielverein zwar nur zwei Punkte hinter dem rettenden Ufer und hat am kommenden Mittwoch zudem noch das Wiederholungsspiel gegen Osnabrück in der Hinterhand, doch mit der Leistung aus der Partie gegen Magdeburg dürfte die Mission Klassenerhalt aussichtslos werden. Beim Spiel in Wiesbaden muss am Samstag eine Reaktion her.

Das Interview im Video:

   

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