Die Top- und Flop-Wintertransfers der Saison 2016/17

Nach der großen Transferphase im Sommer schlugen zahlreiche Drittligisten auch im Januar 2017 nochmals zu und beseitigten letzte Baustellen im Kader. Wem aber ist in der Winterpause ein großer Coup geglückt und wer griff klassisch daneben? liga3-online zeigt die fünf größten Tops und Flops.

Top-Transfers

Richard Weil war nicht nur ein Winter- sondern sogar ein klassischer Last Minute-Transfer. Kurz vor Toresschluss entschied sich der 1. FC Magdeburg zu einem in Deutschland eher unpopulären Schritt: Offensivmann Sebastian Ernst ging im Tausch zu den Würzburger Kickers, dafür kam Defensivallrounder Weil. Er schlug auf Anhieb ein, fand seinen Platz in der Magdeburger Dreierkette – und sorgte für zwei so wichtige Elfmetertore daheim gegen Münster sowie auswärts bei Werder Bremen II. Dann verschoss er gegen Wiesbaden, kurz darauf muss er mit einem Lendenwirbelbruch über einen Monat aussetzen. In dieser Phase blieben die Ergebnisse kurzzeitig aus, auch weil ohne Weil nie die Null stand. Ob Magdeburg den Relegationsplatz mit einem durchweg fitten Weil erreicht hätte? Es ist nun nicht mehr nachzuweisen, aber Weil ist so oder so zu einem wichtigen Puzzlestück des FCM geworden.

 

Der Weg bei Borussia Dortmund II war für Marvin Ducksch aufgrund hinreichend prominenter Stürmer versperrt, in der 2. Bundesliga schaffte er beim SC Paderborn und dem FC St. Pauli zuletzt aber ebenso nicht den Durchbruch. Die Chancen, dass er dies bei Holstein Kiel schafft, stehen indes gut. Dabei startete Leihgabe Ducksch mäßig, überzeugte Kritiker nicht. Im so wichtigen Heimspiel gegen den MSV Duisburg steuerte er seinen ersten Treffer bei, kein einziges Spiel sollte Kiel danach noch verlieren. Auch ein Verdienst vom 23-Jährigen, der in den letzten fünf Partien vier Tore und zwei Vorlagen servierte und damit zu einem nicht unwichtigen Teil des erfolgreichen Kollektivs die letzten benötigten Punkte beisteuerte. Anfang Juni wurde das Leihgeschäft um ein Jahr verlängert, der Angreifer bleibt somit in Kiel.

 

Christopher Lenz wurde ebenso wie Marvin Ducksch aus der 2. Bundesliga ausgeliehen, und wieder landete Kiel einen Treffer. Von Union Berlin gekommen, suchte Lenz Spielpraxis – und fand sich vom ersten Rückrundenspieltag an in der Startelf wieder. Garniert wurden die soliden Leistungen von Januar bis Mai mit zwei wichtigen Treffern gegen Duisburg sowie in Mainz. Erst am allerletzten Wochenende musste Lenz auf der Bank Platz nehmen, hatte da aber bereits einen ordentlichen Partymarathon hinter sich: Für die KSV ging es um nichts mehr, hatte er doch mit Lenz eine Woche zuvor in Großaspach den Aufstieg in die 2. Bundesliga gesichert. Genau wie Ducksch sicherten sich die Störche die Dienste des Abwehrspielers ein weiteres Jahr.

 

Robert Koch hat einen weiten und holprigen Weg hinter sich: Für Dynamo Dresden und den 1. FC Nürnberg spielte er zwischen 2013 und 2015 noch regelmäßig zweitklassig, dann war er zwischenzeitlich vereinslos und musste in der Regionalliga Nordost bei Oberlausitz Neugersdorf einen Neuanfang starten. Schon im Winter aber zog Koch eine Klausel und wechselte in die 3. Liga nach Zwickau – eine Entscheidung, die er zu keinem Zeitpunkt bereut hat. 17 Spiele, drei Tore, zwei Vorlagen – und ganz nebenbei eine überragende Rückrunde mit dem einstigen Abstiegskandidaten aus Sachsen. Sein Vertrag läuft bis 2018, darüber ist Zwickau froh: Im defensiven Mittelfeldzentrum ist an Koch kaum ein Vorbeikommen, er ist ein Schlüsselfaktor des tollen Jahres 2017.

 

Vom schwedischen Zweitligisten Dalkurd FF – darauf muss man erst einmal kommen! – zog es den ehemaligen Zweitliga-Stürmer Mirkan Aydin zurück in heimische Gefilde: Preußen Münster schlug im Winter zu und sicherte sich die Dienste des Deutsch-Türken. Dieser zahlte das Vertrauen schnell zurück und trug mit insgesamt fünf Toren sowie drei Vorlagen dazu bei, dass der SCP letztendlich früh den Klassenerhalt unter Dach und Fach brachte. Sein Vertrag bis Saisonende wird in Münster dennoch nicht verlängert. Aydin hätte gerne ein Jahr drangehangen, doch Gerüchten zufolge wollten die Westfalen das Gehalt des 29-Jährigen nicht weiter stemmen.

 

 

Flop-Transfers

Über die gesamte Rückrunde des FSV Frankfurt müssen eigentlich keine großen Reden mehr geschwungen werden: Ein Sieg und vier Unentschieden stehen neben 14 (!) Niederlagen auf dem Konto, die Bornheimer konnten sich aus einer riesigen Negativspirale nicht mehr befreien. Eine Symbolfigur für den Niedergang der Hessen ist Smail Morabit, der als große Hoffnung im Winter vom 1. FC Heidenheim gekommen war. Die ernüchternde Bilanz des Franzosen: In 14 Spielen erzielte er nicht ein einziges Tor, unter Gino Lettieri rutschte er zusätzlich aus der Startelf und leistete sich zu allem Überfluss auch noch Disziplinlosigkeiten innerhalb der Mannschaft. Die Konsequenz folgte auf dem Fuß, Morabit erhielt schon vor dem Saisonende die Freistellung. Frankfurt stieg derweil ab und musste darüber hinaus Insolvenz anmelden. Was für ein Fehlgriff!

 

Einst stand er feixend vor der Kurve von Arminia Bielefeld, Jahre darauf streifte er sich plötzlich das Trikot des Rivalen aus Münster über den Leib: Nicht jeder sah die Verpflichtung von Christian Müller positiv. Menschlich verhielt sich Müller aber fraglos einwandfrei, er brachte mit seiner lockeren Art und Weise gute Laune in den Kader. Das Problem: Sportlich half er Preußen Münster überhaupt nicht weiter. Erst plagte er sich mit leichteren Verletzungen, dann auch mit einer Krankheit herum. Wurde er eingewechselt, wirkte er nach wenigen Sprints bereits völlig erschöpft und nie auf einem Fitnessniveau, mit dem sich in der 3. Liga nachhaltig arbeiten lässt. Mehr als fünf Einsätze, die schnell wieder vergessen werden dürften, waren für Müller nicht drin. Möglicherweise muss der Routinier eine Spielklasse tiefer einen neuen Anlauf starten.

 

Roope Riski kann als lebender Beweis dafür genannt werden, dass der bloße Marktwert eines Spielers selten als aussagefähiges Kriterium für seine Leistung herhält. Gut, Riski hatte seine Torgefahr in der höchsten Liga durchaus gezeigt – nur war es in Finnland, und das dortige Niveau ist mit dem deutschen Profifußball offensichtlich eher nicht zu vergleichen. Immerhin einen Treffer erzielte der 25-Jährige, diesen bezeichnenderweise per Abstauber. In den restlichen Partien blieb Riski allen voran als Chancentod in Erinnerung, der selbst aus besten Gelegenheiten zu selten Zählbares herausholte. Unter Steffen Baumgart wurde Riski schließlich regelmäßig nicht mehr für den Kader nominiert, an der finalen Aufholjagd und den überzeugenden Momenten in einem ansonsten enttäuschenden Paderborner Halbjahr nahm Riski gar nicht mehr teil. Seine Rückkehr zum SJK Seinajöen ist beschlossene Sache.

 

Noch unter Pavel Dotchev verpflichtete Erzgebirge Aue Martin Toshev – er hatte in Bulgarien für Blagoevgrad mal zehn Tore in 33 Spielen erzielt. Klingt nicht so überzeugend? Nun, Toshev wurde in Aue tatsächlich zu einem riesigen Transferflop, sodass er (ohne jegliche Perspektive) nach Aalen weiterverliehen wurde. Auch dort fand sich Toshev aber überhaupt nicht zurecht. Sieben Spiele ohne Torbeteiligung kann Toshev vorweisen, eigentlich hatte er nach den ersten drei Rückrunden-Partien seine Chance bereits vertan. Ab Februar ging es bergab, zuletzt wurde Toshev nicht einmal mehr für den Spieltagskader nominiert – das ist bei den dünn besetzten Baden-Württembergern ein deutliches Zeichen. Verabschiedet wurde der 28-Jährige bereits vorzeitig, wahrscheinlich wird es ihn zurück in die Heimat verschlagen. Das Abenteuer Deutschland dürfte Toshev jedenfalls schnell wieder vergessen. Es sei denn, Erzgebirge Aue vollzieht einen Sinneswandel und plant weiter mit dem Torlos-Torjäger.

 

Das kürzeste Engagement aus dem Winter dauerte allerdings lediglich drei Monate: Kerem Bulut, ein wild tätowierter Australier mit türkischen Wurzeln, fand nach Stationen in seinem Heimatland, Tschechien, der Türkei und Griechenland eine kurzzeitige Heimat in Deutschland. Fünfmal durfte Bulut zu Beginn der Rückrunde immerhin ran, hinterließ aber alles andere als einen bleibenden Eindruck. Als er sich unter Rüdiger Rehm schließlich einen Muskelfaserriss zugezogen hatte, war der Zug in Richtung Kader oder gar Startelf längst abgefahren. Das kurze wie schmerzlose Ende des heißblütigen Stürmers: Schon im April wurde das Arbeitspapier mit Bulut wieder aufgelöst. Im Fußballerjargon wird eine derartige Verpflichtung gerne als Missverständnis bezeichnet – die Umschreibung passt zu diesem fraglosen Flop-Transfer wie die Faust aufs sterntätowierte Auge.

   

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