"Die Fußballwelt steht für uns erst am Anfang"

Die Jugendarbeit in Fußball – Deutschland ist enorm gewachsen: Seit Mitte der Neunziger sprießen die Nachwuchsinternate nur so hervor. Zwei (ehemalige) Saarbrücker Spieler, die die Traumfabriken von Innen kennen, sprechen mit liga3-online.de über Konkurrenzkampf, Verzicht und den Becherwurf von St.Pauli.

Florian Ballas, Christian Lensch, die Presse überhäuft dieser Tage Ihren Kollegen
Mario Götze mit Superlativen. Was hat er richtig gemacht?

Lensch: Mario ist ein herausragender Spieler. Ich hab selbst mit ihm einige Male auf Lehrgängen mit der Nationalmannschaft gespielt und man konnte früher schon sehen, welches Potential er hat. Dass er sich so schnell in der U23 des BVB, wie auch jetzt in der Profimannschaft durchsetzen konnte, hat er mit Sicherheit auch nicht gedacht. Aber ich weiß, dass er jeden Tag an sich arbeitet und nicht locker lässt. Es ist nicht leicht, mit dem Druck umzugehen. Aber durch die Unterstützung von außen bekommt er das ganz gut hin. Er hat sehr viel richtig gemacht, aber ohne das Vertrauen von Jürgen Klopp wäre dies auch nicht so gelaufen wie es jetzt ist. Man kann so gut sein wie man will, wenn der Trainer nicht auf dich setzt und dir auch mal schlechte Spiele zugesteht, dann wird das nichts.

Ballas: Anscheinend einfach alles. Er hat sich das wohl alles hart erarbeitet. Ohne Arbeit kein Erfolg.

Wie ist Ihre eigene Jugend verlaufen? Haben Sie für den Fußball auf bestimmte
Dinge verzichtet?

Lensch: Ich habe mit 3 Jahren beim FC St.Wendel angefangen, damals war mein Vater noch Erster Vorsitzender des Vereins. Verzichten musste ich damals auf wenig, jedoch mit dem Wechsel nach Neunkirchen zur Borussia wurde es bei mir sehr deutlich. 30 Minuten Fahrt zum Training und vorher noch Schule und Hausaufgaben, da blieb sehr sehr wenig Zeit mit meinen Freunden. Noch extremer lief es dann, als ich nach Saarbrücken wechselte. Man wurde immer älter, das Training war intensiver und öfter. Zeit für irgendwelche anderen Dinge blieb da gar nicht. Als ich dann nach Hoffenheim bin, war mir klar, dass ich auf sehr viel verzichten muss. Neue Freunde, neue Umgebung, neues Leben. Jetzt wurde sogar die Zeit mit meiner Familie noch weniger. Partys oder einfach mal mit Freunden "chillen" geht nicht mehr so leicht. Und natürlich denkt man sich dann auch manchmal – wieso tu ich das alles.

Ballas: Auf ziemlich viel. Um die Sache ernsthaft zu betreiben, muss man auf vieles verzichten. Aber der Ehrgeiz und der Spaß am Fußball und die außerordentlich große Chance lindern den Schmerz des Verzichts.

Sie sind beide relativ früh in die Nachwuchsabteilung des 1. FC Saarbrücken
gekommen. Was war neu beim FCS?

Lensch: Sehr viel. Das Umfeld war ganz anders als in Neunkirchen. Vielleicht etwas familiärer. Anfangs musste meine Mutter mich immer nach Saarbrücken fahren, doch nachher wurden wir dann sogar fast von zu Hause abgeholt. Später hat man dann angefangen auf Kunstrasen zu trainieren. Die Profis spielten Zweite Liga, man hatte einen Physiotherapeut. Vieles war neu, was man in Neunkirchen halt nicht kannte.

Ballas: Vielleicht die Trainingsintensität und die vielen großen Turniere, sonst nicht so viel.

Florian Ballas, Sie sind dann 2009 in die U17 des Bundesligisten 1. FC Nürnberg
gewechselt. Was hatten Sie sich von diesem Vereinswechsel erhof
ft?

Ballas: Meinem Traum, Fußballprofi zu werden, ein Stück näher zu kommen.

Christian Lensch, Sie sind 2008 zu 1899 Hoffenheim gegangen. Was war maßgeblich für Ihre Entscheidung, den FCS zu verlassen und was hat den Ausschlag für die TSG gegeben?

Lensch: Eigentlich sollte ich zum SC Freiburg wechseln. Da war schon alles klar und der Vertrag lag auch schon auf dem Tisch. Bis ich dann einen Anruf aus Hoffenheim erhielt und mir sofort gesagt wurde, dass sie mich haben wollen. Damals spielte Hoffenheim noch in der Zweiten Liga, jedoch bekam man auch durch den DFB früh mit, welche Arbeit sie auch in der Jugend leisten. Also fuhr ich mit meinen Eltern nach Hoffenheim und es war fast wie "Liebe auf den ersten Blick". Da ich sowieso auf dem Dorf aufgewachsen bin, war es für mich eine sehr gute Atmosphäre dort. Zudem hatte man mir eine Familie vorgestellt, wo ich dann wohnen sollte. Dies ist auch einer der Hauptaspekte. Ich leg sehr viel Wert auf familiäres und da war mir schon klar, wo meine Reise hingeht.

Alleine in den letzten drei Jahren haben den FCS 22 Spieler verlassen und sich den Internaten von Erstligisten angeschlossen. Was fehlt bei den Saarbrückern, um die
Spieler zu halten?

Lensch: Wenn man die Zahl betrachtet, stellt sich bei mir nicht die Frage was bei den Saarbrückern fehlt. Also ich denke, dass es ein sehr, sehr gutes Zeugnis ist, wenn ein Verein innerhalb von 3 Jahren 22 Spieler in die Bundesliga schickt. Jeder will Profi werden und wenn dann ein Verein wie Bayern München, Kaiserslautern, Nürnberg oder auch Hoffenheim kommt, geht für jeden Spieler ein Traum in Erfüllung. Ich bin mir sicher, wenn der 1. FC Saarbrücken damals noch Zweite Liga gespielt hätte, dann wären viele Spieler dageblieben. Dass die Bundesligisten mehr bieten können, ist ganz klar, da kann man Saarbrücken keinen Vorwurf machen.

Ballas: Wenn man sieht, wie hoch die Trainingsbelastung ab der B-Jugend ist und dann noch zu
Auswahlmannschaften hinzukommen, ist es nahezu unmöglich seinen zweiten Beruf
(Schulabschluss) in entsprechender Qualität zu absolvieren. Was ich damit sagen will, ist, dass in
Nachwuchsleistungszentren dafür einfach unheimlich viel getan wird. Die Qualität des Trainings ist natürlich auch auf einem ganz anderen Niveau.

Der Nachwuchs des FCS steht jede Saison kurz vor dem Sprung in die jeweiligen Bundesligen und sorgt immer wieder im DFB-Pokal der Junioren für Schlagzeilen. Trotz der regelmäßigen Abgänge schaffen es die Mannschaften, ein respektables Niveau zu halten. Worauf ist das zurückzuführen?

Lensch: Ich denke, auf die gute Jugendarbeit des 1. FC Saarbrücken. Für jeden Jugendspieler im Saarland ist der 1. FC Saarbrücken die Nummer eins, wenn es um Wechsel geht. Somit werden die besten Jugendspieler im Saarland dann auch in Saarbrücken ausgebildet.

Ballas: Der 1.FCS ist natürlich „der Verein" in der Region und es ist für jeden Jugendlichen ein Traum, für diesen Verein zu spielen. Von daher konzentrieren sich hier einfach die Besten des Landes.

FCS-Sportdirektor Ferner hat auf einem Fantreffen im vergangenen Januar erklärt, dass viele Spieler in den Nachwuchszentren der Bundesligisten eine andere Welt vorfinden, mit der sie nicht klarkommen.Sie beide kennen diese Welt, wie erleben Sie sie?

Lensch: Ich denke, das kommt sehr auf das Individuum jedes Spielers an. Der eine passt sich direkt gut an, der andere hat seine Schwierigkeiten. Und dann gibt es welche, die es gar nicht hinbekommen. Das kommt auch sehr auf den Verein an. Ich hab hier in Hoffenheim soviel Unterstützung bekommen vom Verein, dass ich mich nach kurzer Zeit sehr wohl gefühlt habe.
Ich hatte das Glück, dass wir elf neue Spieler in dem Verein waren und sich somit ganz schnell jeder einzelne gut verstanden hat, weil auch jeder neu war. Man kann nicht sagen wie es gewesen wäre, wenn ich ganz alleine in eine Mannschaft gekommen wäre, die schon zwei bis drei Jahre zusammen gespielt hätte. Vor allem die Unterstützung meiner Familie hat eine ganz wichtige Rolle gespielt. Und wenn man dies nicht bekommt, dann muss ich Herrn Ferner recht geben, dass manche nicht klarkommen. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Ballas: Ich glaube, diese Aussage kann ein solch erfahrener Mann wie Dieter Ferner gar nicht getroffen haben. Was an dem System der Nachwuchsleistungszentren negativ sein soll, ist mir ein Rätsel. Es kommt immer auf den Einzelnen an, wie er sich dort zurechtfindet.

Saarbrückens Vizepräsident Ebertz hat erklärt, dass es für einen jungen Spieler besser ist, im gewohnten Umfeld zu bleiben und zuerst zwei bis drei Jahre bei den eigenen Profis zu spielen. Von zu frühen Vereinswechseln rät er ab, weil die Mehrzahl der Spieler von den Vereinen auf Halde gekauft wird. Als einer unter vielen bekommen solche Spieler dann nur wenig Einsatzzeit. Sind die Entwicklungsmöglichkeiten für die meisten Spieler bei Vereinen wie dem FCS dann nicht doch besser?

Lensch: Zu meiner Zeit sind neun Spieler in die Bundesliga gewechselt. Acht von denen sind immer noch mit Erfolg in ihren Vereinen. Bestes Beispiel ist doch Patrick Herrmann (Anmerkung der Redaktion: Patrick Herrmann entstammt dem FCS-Nachwuchs und gehört zur ersten Mannschaft des Bundesligisten Borussia Mönchengladbach). Wieso sollte man nicht, wenn man das Ziel hat, Profi zu werden, dann auch früh genug den nächsten Schritt machen? Wenn meine Familie mir das nicht zugetraut hätte, dann hätten sie mich auch nicht gehen lassen mit 15. Zudem wurde ich persönlich nicht gekauft und für meinen Entwicklungsprozess war es genau der richtige Weg und auch der richtig Zeitpunkt. Aber das kann keiner so gut wissen, wie der Spieler selbst.

Ballas: Ich glaube, diese Meinung hat Herr Ebertz exklusiv!

Der Fußballprofi Thomas Broich war am 26. März im „Aktuellen Sportstudio" zu Gast. Dort hat er Eitelkeit und Schmeicheleien als nachteilig für den Verlauf seiner
Karriere beschrieben. Wie gehen Sie mit solchen Dingen um? Was ist aus Ihrer Sicht wichtig, um als Fußballspieler Erfolg zu haben?

Lensch: Da geb ich ihm Recht. Der Körper ist des Fußballspielers Kapital. Pflege ist wichtig, jedoch keine Zurückhaltung. Um Erfolg zu haben, muss man sich jeden Tag den A… aufreißen und jeden Tag lernen wollen. Es gibt gute und schlechte Tage, aber man sollte immer versuchen, das Beste daraus zu machen. Selbst, wenn man dann auch mal Erfolg hat, darf man sich einfach nicht ausruhen. Xavi und Iniesta sagen es immer wieder. Erfolg ist das schönste, was es gibt. Aber Erfolg ist nicht, wenn man einmal was Größeres erreicht hat. Erfolg ist es, dies zu bestätigen.

Ballas: Erst einmal zählt der Fakt, dass Wille vor Talent geht. Wer es unbedingt will, hat auch die Möglichkeit, durch harte Arbeit Defizite aufzuarbeiten. Ein Hochtalentierter, der sich nicht weh tun kann, wird es auch nicht weit bringen.

Er hat auch erklärt, dass er mit der Härte des Geschäfts nicht zu Recht kam, sprach von „Ellenbogenmentalität". Was glauben Sie, meint er damit? Inwieweit erleben Sie solche Härte schon jetzt und wie beurteilen Sie dieses Geschäft?

Lensch: Fußball ist knallhart. Jeder will für sich was erreichen und oft ist es ihm völlig egal, wie
es anderen dabei geht. Viele Lügen, dummes Geschwafel, das ist ziemlich normal im Geschäft. Und wenn ein Spieler mit so was nicht klarkommt, dann ist er verloren. Oftmals wird man erfahren, dass nicht die Leistung, sondern die Sympathie dich auf den Platz schickt.

Ballas: Ab einem gewissen Zeitpunkt geht es um Geld. Die Schmerzgrenzen liegen nicht bei allen
Menschen auf dem gleichen Level. So tut der eine mehr und der andere weniger, um letztendlich in diesen Pott zu gelangen.

Die öffentliche Absetzung von Michael Ballack als Autorität in der deutschen Nationalmannschaft hat gezeigt, dass sein Verständnis von Hierarchie und
Mannschaftsführung scheinbar überholt ist. Fanden Sie richtig, wie mit Ballack
umgegangen wurde? Was macht Ihrer Ansicht nach ein gesundes Teamgefüge aus?

Lensch: Ich denke nicht, dass er "abgesetzt" wurde. Er hat viel Pech mit seinen Verletzungen und es ist klar, dass man in der Nationalmannschaft nur spielt, wenn man zu 100% fit ist und das gilt auch für einen Kapitän. Die WM 2010 hat gezeigt, dass es auch ohne ihn geht. Die Absetzung von Oliver Kahn fand ich da sehr viel schlimmer. Mit Ballack wird, glaube ich, sehr fair umgegangen. Jogi Löw sagt, wie es ist und wenn man dann Schweinsteiger und auch Khedira sieht, dann bleibt Löw gar keine andere Wahl. Man hat jetzt die neue Generation und dieses Team strahlt nur so von Teamgeist. Dass jeder für den anderen da ist auf dem Platz und eine strukturierte Hierarchie herrscht, ist sehr wichtig für das Teamgefüge.

Ballas: Michael Ballack ist, soweit ich weiß, noch heute Kapitän der deutschen
Nationalmannschaft. Klar gibt es in einer Mannschaft eine gewisse Rangordnung. Dennoch sollte in einem Team jeder die Chance haben, Verbesserungsvorschläge oder gar Kritik äußern zu können.

Haben Sie so was wie mit Ballack schon mal in Ihrer eigenen Mannschaft erlebt?

Lensch: Ich habe so was zum Glück selbst noch nicht erlebt. Aber ich denke, die Medien pushen solche Themen zuviel.

Angesichts der Konkurrenzkämpfe innerhalb einer Mannschaft klingen Worte wie
"Teamgeist" oder Sätze wie "Einer ist für den anderen gelaufen" geradezu fremdartig. Was bewirkt den Zusammenhalt unter den Spielern? Welche Rolle spielt der Trainer dabei?

Lensch: Konkurrenz belebt das Geschäft. Eine gut funktionierende Mannschaft braucht so was. Kein Spieler kann sich während der Woche ausruhen, weil permanent andere da sind, die spielen wollen. Aber am Wochenende auf dem Platz, wenn es ernst wird, dann muss jeder für den anderen da sein. Gute Leistungen sorgen damit auch für großen Zusammenhalt. Für mich persönlich ist da die Trainerrolle gar nicht mal so groß. Ein Trainer sollte nur darauf
achten, wer sich die Woche über zeigt und dann auch mal eine Chance gibt. Jeder Spieler ist für sich selbst verantwortlich.

Ballas: Als Mannschaft kann man nur im Kollektiv Erfolg haben. Der Trainer hat die Aufgabe, aus Individualisten eine Mannschaft, in der jeder für jeden läuft und kämpft, zu formen.

Trainertypen wie Werner Lorant oder Hans Meyer sind seltener geworden. Schätzen Sie den Unterschied zwischen ihnen und jungen Zaunhüpfern wie Jürgen Klopp oder Thomas Tuchel wirklich so groß ein, wie er oft erscheint? Was muss ein Trainer heute mitbringen, was früher vielleicht weniger gefragt war? Was haben Trainer von früher vielleicht, was man heute weniger antrifft?

Lensch: Die neue Generation tut dem Deutschen Fußball sehr gut. Werner Lorant und Hans Meyer sind da eher von der alten Schule. Der Fußball erneuert sich jeden Tag, Taktiken und Spielzüge verändern sich permanent. Und ich denke, die jungen Trainer legen auf viele Sachen mehr Wert als die älteren. Der Umgang mit ihren Spielern zeichnet sie auch aus, und gerade Werner Lorant und Hans Meyer sind, glaube ich, für ihre Strenge bekannt. Ein Trainer heute sollte einfach ein gutes Verhältnis zu seinen Spielern haben und auch mal verstehen können, aber auch ganz klar sagen, was sie zu tun haben.

Ballas: Ich denke, dass die Trainerausbildung sich in den letzten Jahren extrem weiterentwickelt hat. Wenn früher alles perfekt gewesen wäre, hätte man nichts ändern müssen.

Sie sind beide 18 Jahre alt und bereits bei Beraterfirmen unter Vertrag. Welche Aufgaben hat der Berater und welche Rolle hat er bei Ihren Vereinswechseln gespielt?

Lensch: Bei meinem Vereinswechsel hatte ich noch keinen Berater. Jedoch ist es dann sehr wichtig, wenn es um Verträge geht. Sie haben Ahnung davon und wissen wie man mit den Vereinen umgeht. Viele vielleicht nicht im Sinne des Spielers. Mein Berater kümmert sich tagtäglich um mich. Nach den Spielen wird sich immer ausgetauscht und ich denke, es ist für jeden Spieler früher oder später sehr wichtig.

Ballas: Mit meinem Berater plane ich in enger Absprache mit meinem Elternhaus eine mögliche
Karriere. Bei dem Vereinswechsel nach Nürnberg haben wir ausgiebig über Vor- und Nachteile und Risiken eines möglichen Wechsels gesprochen. Selbstverständlich war er für die Vertragsabfassung und viele andere Dinge im Umfeld des Wechsels verantwortlich.

Welche Ratschläge kamen aus Ihrem Umfeld, als Sie über den Wechsel nachgedacht
haben?

Lensch: Ratschläge bekam ich eigentlich nur von meinen Eltern und Gerd Zewe.
Da er und auch mein Vater da eine gewisse Erfahrung haben, war es sehr hilfreich.

Ballas: Von Vereinsseite hieß es, bleiben. Die meisten anderen haben mich zu dem Wechsel
ermutigt.

Florian Ballas, Sie sind 2010 wieder aus Nürnberg zurückgekommen, haben dort in der B-Junioren Bundesliga gespielt. Hat die Rückkehr zum FCS Sie dem Ziel Fußballprofi vielleicht doch näher gebracht?

Ballas: Diese Frage beantworte ich mit meiner Entscheidung, die ich im Sommer zum 30.06.2011 zu treffen habe.

Der FCS ist nach dem Absturz in die fünfte Liga dabei, sich langsam neu aufzustellen. Was ist aus Ihrer Sicht in der Vergangenheit schief gelaufen und was kann der Verein in Zukunft besser machen, Florian Ballas?

Ballas: Als Angestellter des Vereins erlaube ich mir hierzu kein Urteil. Ich freue mich sehr, dass es weiter aufwärts geht.

Christian Lensch, Sie sind Kapitän der Hoffenheimer U19. Wie nah sind Sie dem
Traum vom Fußballprofi?

Lensch: Kapitän ist schon etwas Besonderes. Man hat eine große Verantwortung, aber auch etwas mehr Druck. Als Kapitän wird noch mehr auf dich geschaut, aber ich kriege das sehr gut in den Griff. Ich muss jeden Tag an meine Grenzen gehen. Und wenn ich gesund bleibe bin ich sehr sehr optimistisch, dass ich den Sprung schaffe. Ob in Hoffenheim oder dann auch woanders.

Die TSG ist für hervorragende Strukturen bekannt. Wie beurteilen Sie die Qualität des Nachwuchsleistungszentrums? Wie gestaltet sich das Leben dort, Christian Lensch?

Lensch: Ich denke, für einen Jugendspieler gibt es nichts Besseres als Hoffenheim.
Es wird alles sehr modern gestaltet und auch professionell. Ob jetzt in der Schule oder dann auch
auf dem Trainingsplatz oder Kraftraum, man bekommt jeden Tag die Möglichkeit sich weiterzuentwickeln.

Sehen Sie hierbei Unterschiede zu den sog. „Traditionsvereinen"? Welche Rolle spielt die Diskussion um die „Tradition" in Hoffenheim und bei Ihnen persönlich? Können Sie die unterschiedlichen Argumente nachvollziehen?

Lensch: Über diese Diskussion mache ich mir keine Gedanken. Jeder hat einmal klein angefangen. Die, die sich beschweren wissen ja gar nicht, was hier so abläuft. Deswegen kann ich das nicht nachvollziehen. Dietmar Hopp bezahlt mehr in die Forschung der Uni in Heidelberg und auch in sämtliche Stiftungen, als in den Fußball. Ich denke nicht, dass man sich Erfahrung und auch können erkaufen kann.

Wie beurteilen Sie beide die Jugendarbeit in Deutschland im Vergleich zu anderen
Ländern?

Lensch: Ich kenne die Jugendarbeit in den anderen Ländern nicht. Aber ich denke, Deutschland steht da ganz weit oben.

Ballas: Ich glaube, dass Frankreich und England uns in der Vergangenheit einiges voraus hatten. Die deutsche Gründlichkeit und unser Streben nach Verbesserung haben uns in den letzten Jahren ganz schön aufholen lassen. Früher hörte man nur aus anderen Ländern, dass ganz junge Spieler in den ersten Mannschaften der höchsten Ligen eingesetzt wurden. Dieses vermeintliche Phänomen erleben wir seit einiger Zeit nun auch in Deutschland.

Die Vorgehensweise von DFL und DFB im Fall des Becherwurfs auf St. Pauli zeigt,
wie wichtig es beiden ist, das Image ihres finanzschweren Premiumproduktes
Bundesliga zu schützen. Wie nehmen Sie die Veränderungen des Fußballs in den
letzten Jahren wahr?

Lensch: Ich denke, die Bedeutung des Fußballs in Deutschland ist sehr, sehr hoch. Es wird zwar
sehr viel rundherum gemacht, was vielleicht früher nicht zum Fußball gepasst hat. Aber in der Gegenwart wie auch in der Zukunft wird der Fußball sich in diesen Sachen weiterentwickeln.
Das Durchgreifen ist völlig in Ordnung. Dieser Idiot beschädigt so den Ruf des Vereins, der Bundesliga und sogar des ganzen Fußballs.

Ballas: Die Bedeutung des Fußballs ist heutzutage sehr hoch. Der Fußball galt früher als Sport für die arbeitende Bevölkerung. Durch die VIP – Räumlichkeiten hat sich dies erheblich verändert. Ich glaube, es ist heute schick, ein Fußballspiel zu besuchen.

Wie sehen Sie auf dem Hintergrund der weiterentwickelten Rahmenbedingungen
und der Bedeutung des Fußballs als Wirtschaftsfaktor dessen Zukunft?

Lensch: Die besten Strukturen hat Deutschland und auch die schönsten Stadien hat für mich
Deutschland. Die Publikumsstruktur ist 1A, sonst wäre nicht jedes Stadion jedes Wochenende fast ausverkauft.

Würden Sie beide im Nachhinein etwas anders machen, wenn Sie noch mal vor der Entscheidung stehen würden, in das Nachwuchsleistungszentrum eines Bundesligisten zu wechseln?

Lensch: Nein, für mich war es die richtige Entscheidung und ich bereue keinen einzigen Tag.

Ballas: Ich würde es wieder machen und meinen Vertrag dort erfüllen.

Wer sind Ihre Vorbilder?

Lensch: Ich bewundere viele Spieler. Ein Vorbild hab ich nicht, ich versuche mir von jedem etwas abzugucken.

Ballas: Ich habe kein richtiges Vorbild, dennoch bewundere ich viele Spieler. Man schaut sich mal hier und da etwas von anderen ab. Allerdings sollte man sein eigenes Ding durchziehen und immer hart an sich arbeiten. Ohne harte Arbeit kein Erfolg.

Was bedeutet es für Sie beide, Teil dieser Fußballwelt zu sein? Was gibt der Fußball
für die Mühe und das harte Training zurück?

Lensch: Wenn man alles dafür gibt und auch das Talent hat und dann noch ein wenig Glück, dann schafft man es auch. Jedoch muss man jeden Tag dafür etwas tun. Im Moment steht die Fußballwelt für uns erst am Anfang. Meine Fußballwelt beginnt dann, wenn ich Profi bin.

Ballas: Fußball ist die Sportart Nummer eins. Und wenn man schon in der Jugend zu den besten
gehören kann, ist das eine ganz gute Voraussetzung, sein späteres Ziel zu erreichen. Der Erfolg und der Spaß an der Sache beflügeln einen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Spielerportraits: Privat // ARTIKEL-FOTO: Pixelio

   

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