Die besten Spiele der Saison: Plätze 20 bis 4

Auf insgesamt 380 Meisterschaftsspiele und 16 DFB-Pokalpartien kann die 3. Liga in der Saison 2017/18 zurückblicken. Aus dieser Menge stachen einige Partien aus bestimmten Umständen ganz besonders hervor: Klare Siege, torreiche Aufeinandertreffen oder emotionale Entscheidungen. Zum Saisonabschluss haben wir die besten Partien in einer Top 20-Bilanz gebündelt. Heute: Die Plätze 20 bis 4.

[box type="info"]Info: Die Plätze 3 bis 1 werden in den nächsten Tagen veröffentlicht.[/box]

Schon am 1. Spieltag der laufenden Saison hatte die 3. Liga beim 4:4 zwischen dem Halleschen FC und dem SC Paderborn ein echtes Spektakel zu bieten. Bereits nach wenigen Sekunden verursachte Paderborns Christian Strohdiek einen Elfmeter, den Benjamin Pintol zum 1:0 verwandelte. Doch schnell bahnte sich das ungeheure Potenzial des SCP an, der nur vier Zeigerumdrehungen später durch Ben Zolinksi zurückschlug und bis zur Pause nach weiteren Treffen von Marc Vucinovic (18.) und Dennis Srbeny (45.) mit 3:1 davon zog. Und als Sven Michel in der 60 Minute das 4:1 erzielte, war die Partie eigentlich entschieden. Es war eine Machtdemonstration des glücklich in der Liga verbliebenen Clubs, der aber urplötzlich die Konzentration verlor und so eine unglaubliche Aufholjagd ermöglichte. Innerhalb von zwei Minuten verkürtzten Hilal El-Helwe (73.) und Petar Sliskovic (74.) zunächst auf 3:4, ehe der eingewechselte Braydon Manu in der 84. Minute den 4:4-Endstand erzielte – absolut irre!

 

35 Minuten waren am letzten Spieltag des Jahres gespielt, als Wiesbaden verdient in Führung ging. Zwar glichen die Hausherren kurz vor der Pause aus, doch spätestens mit der gelb-roten Karte für Dennis Slamar in der Nachspielzeit sprach alles für den SVWW. Doch in Unterzahl drehte ein Spieler auf: Timmy Thiele, der nach 43 Minuten schon den Ausgleich erzielt hatte, schnürte kurzerhand seinen Viererpack mit einem lupenreinen Hattrick innerhalb von nur 14 Minuten (51./55./65.) – was für ein Wahnsinn! Wiesbaden war konsterniert und berappelte sich erst spät, in einem teils vogelwilden Spiel gelang dem SVWW schließlich sogar noch der 2:4- und 3:4-Anschluss. Es passte zu diesem Spiel, doch zu mehr reichte es nicht mehr. Jena hatte bis zuletzt mit dem Maximum an Kampf und Leidenschaft erfolgreich um die drei Zähler gekämpft. Während SVWW-Trainer Rüdiger Rehm nach Spielende stocksauer war, konnte Thiele sein Glück kaum fassen. Sicher ist: Dieses Spiel wird der Stürmer nicht mehr vergessen.

 

Im August gelang dem 1. FC Magdeburg eine echte Pokal-Überraschung. "Opfer" war der FC Augsburg, der im weiteren Verlauf der Hinrunde noch zahlreiche Bundesligisten vor Probleme stellte. Es war von Beginn an ein intensiver Kampf auf Augenhöhe, was klar für den Drittligisten sprach. Vor fast 22.000 Zuschauern explodierte die Hütte am Heinz-Krügel-Platz dann in der 87. Minute: Christian Beck verwertete einen Freistoß von Nico Hammann in seiner unnachahmlichen Art. Tobias Schwede legte mit dem letzten Angriff des Spiels gar noch das 2:0 ins leere Augsburger Tor nach. Beendet wurde der FCM-Pokaltraum dann eine Runde später mit einem deutlichen 0:5 gegen Borussia Dortmund.

 

Der SC Paderborn war im Rauschzustand angekommen. 5:0 in Aalen! 6:0 über Jena! Und dann war da noch die offene Rechnung mit dem VfL Osnabrück, der im Vorjahr den vermeintlichen Abstieg des Sportclubs an der Bremer Brücke mit Hohn und Schadenfreude begleitet hatte. Man sieht sich immer zweimal, dachten sich die Blau-Schwarzen – und nahmen den ohnehin taumelnden VfL gehörig auseinander. Es war vielleicht das beste von vielen sehr guten Spielen der Baumgart-Elf, allen voran die zweite Halbzeit war eine pure Machtdemonstration mit vier SCP-Treffern – es hätten auch sechs oder sieben sein können. Nach dem 5:0 feierten die Fans im Gästeblock, die vor einem Jahr an Ort und Stelle noch bitter geweint hatten. Die Rückkehr in die 2. Bundesliga war so gut wie perfekt.

 

Was für ein Finale! In buchstäblich letzter Minute holt sich der 1. FC Magdeburg doch noch die Meisterschaft der 3. Liga – und dann auch noch durch einen der Spieler, der den langen Weg vom Niemandsland der Regionalliga bis in die Zweitklassigkeit mitgegangen ist: Nils Butzen. Es war lange ein mäßiges Spiel bei sommerlichen Temperaturen, in dem mehr als 6.000 mitgereiste Magdeburger Anhänger absolute Heimspiel-Atmosphäre im Tecklenburger Land erzeugten. Als dann jedoch der SC Paderborn in seinem letzten Spiel bei Fortuna Köln in Führung ging, schien Magdeburg den prestigeträchtigen Meistertitel aus seinen Händen zu geben. Nicht aber mit Nils Butzen, der in der 88. Minute goldrichtig stand und einen Querpass aus kurzer Distanz versenkte – der Rest war eine einzige große Jubeltraube.

 

Pünktlich zum Saisonfinale präsentierte sich der SC Paderborn im April in absoluter Gala-Form und schoss auch den FC Carl Zeiss Jena überdeutlich aus der heimischen Benteler-Arena. Bereits zur Pause stand es nach Toren von Antwi-Adjej (22. / 35.) und Michel (38.) 3:0, nach dem Seitenwechsel machten Michel (64. / 82.) und Yeboah (85.) den Kantersieg schließlich perfekt. Dass Jena an diesem Samstagnachmittag "nur" sechs Gegentore kassierte, war Torhüter Joe Coppens zuzuschreiben. Denn gegen Tietz (66.), Klement (66.), Michel (72.), Yeboah (75. / 79. / 87.) und Ritter (75.) hielt der 27-jährige Keeper in der zweiten Halbzeit jeweils überragend und verhinderte damit ein zweistelliges Ergebnis. Auch FCC-Trainer Mark Zimmermann musste nach dem Spiel zugeben: "Wir hätten auch zehn Tore bekommen können und hätten heute in der 3. Liga gegen jeden Gegner verloren."

 

Gleich drei Pokalüberraschungen auf einmal landete der SC Paderborn "on top" auf seine überragende Hinrunde. Zunächst musste der FC St. Pauli dran glauben – 2:1 der Endstand. Schon das war stark. Dann versuchte mit dem VfL Bochum der nächste Zweitligist sein Glück und unterlag ebenso verdient mit 0:2 in der Benteler-Arena. Im Achtelfinale reiste schließlich der FC Ingolstadt an und musste sich mit 0:1 geschlagen geben. Auch das war hochverdient! Erst im Viertelfinale, das der SCP erstmals in seiner Vereinsgeschichte erreichte, war gegen den FC Bayern München Endstation. Doch auch wenn es die 0:6-Pleite nicht vermuten lässt: Die Ostwestfalen machten ein starkes Spiel und erhielten nach Spielende viel Lob.

 

Sieben Tore für eine Mannschaft in einem Drittligaspiel! Das gab es noch nicht oft, erst recht nicht beim SC Paderborn. Schon nach 34 Minuten stand es 5:0, der Aufstiegskandidat aus Ostwestfalen zerstampfte bemitleidenswerte Jungspunde aus dem Norden in seine Einzelteile. Selbst über eine zweistellige Niederlage hätte sich die Werder-Reserve an diesem denkwürdigen Nachmittag in der Benteler-Arena nicht beschweren dürfen. Die überragenden Akteure waren Sven Michel mit insgesamt drei Treffern und einer Vorlage sowie Marlon Ritter mit einem Tor und drei Vorbereitungen.

 

Es wäre wohl kein Spiel geworden, an das man sich lange erinnert hätte. Gut, ein Heimsieg von Rot-Weiß Erfurt – das war in dieser Spielzeit eine Seltenheit. Aber mehr auch nicht. Doch Tom Müller, Torhüter des Halleschen FC, machte aus einem gewöhnlichen Kick ein denkwürdiges Ereignis. Denn er rückte in der fünften Minute der Nachspielzeit beim Stand von 0:1 aus Hallenser Sicht in den gegnerischen Strafraum auf – und köpfte den letzten Eckball des Spiels in Stürmermanier ins linke Toreck. Was für ein Kunststück!

 

Sechs Tore für eine Mannschaft sind in der 3. Liga für gewöhnlich eine Rarität. Der 1. FC Magdeburg widerlegte am 29. Spieltag diese These – und ganz nebenbei ließ er auch jene Kritiker eindrucksvoll verstummen, die ihm mangelnde spielerische Klasse vorwarfen. Sechs Tore schenkte der FCM der sonst so sattelfesten Aalener Defensive um Keeper Daniel Bernhardt ein, 3:0 stand es bereits nach 14 (!) Minuten. Magdeburg spielte sich phasenweise in einen Rausch, gönnte sich aber – was für eine Majestätsbeleidigung – auch Auszeiten vor und nach dem Seitenwechsel, lieferte gewiss nicht sein allerbestes Saisonspiel ab. Tatsächlich reichten 35 grandiose Minuten zu Spielbeginn sowie in der Schlussphase, um Aalen vor 17.000 begeisterten Zuschauern aus dem Stadion zu schießen. Verrückt: Die sechs Treffer erzielten sechs verschiedene Torschützen.

 

Mit Toren geizte Hansa Rostock in nicht wenigen seiner vergangenen Drittliga-Jahre – gerne auch in den Heimspielen. Ganz anders sollte es in einem völlig verrückten Kick gegen Fortuna Köln werden. Erstes Kapitel: Die Gäste gehen nach nicht einmal einer Minute in Führung und legen das 2:0 (13.) nach. Doch Marcel Hilßner und Soufian Benyamina gleichen nach nicht einmal einer halben Stunde aus. Nach dem Seitenwechsel markiert Hilßner zwei weitere Treffer, auch Ex-Fortune Selcuk Alibaz trägt sich als Torschütze ein. Der 4:3-Anschluss von Hamdi Dahmani währt nur wenige Minuten. Es war eines der verrücktesten, vielleicht das spektakulärste Hansa-Heimspiel der jüngeren Historie in der 3. Liga.

 

Vor dem 24. Spieltag hatte sich die Negativserie in Osnabrück weiter zugespitzt. Nur noch drei Punkte war der Chemnitzer FC entfernt, der zudem zum direkten Duell anreiste. Und tatsächlich starteten die Sachsen gar nicht übel, hätten in Führung gehen können – doch das Tor machte Marcos Alvarez für den VfL per Elfmeter. Stand es zur Pause damit 1:0 für die Gastgeber, wurden die Hoffnungen des späteren Absteigers aus Chemnitz in der zweiten Halbzeit auf bittere Art und Weise zunichtegemacht: Zwischen der 57. und der 68. Minute zappelte jeder Abschluss der Elf von Daniel Thioune im Netz, darunter ein Eigentor von Dennis Grote. Vier Mal musste Ersatztorhüter Kevin Tittel in diesen Minuten hinter sich greifen, ein weiteres Mal kurz vor dem Schlusspfiff. Da nützte auch der Ehrentreffer von Tom Baumgart nichts mehr: Das 1:6 glich einer Demontage und legte die Abwehrprobleme der Himmelblauen gnadenlos offen.

 

Seinen höchsten Auswärtssieg markierte der 1. FC Magdeburg im Nachholspiel des 30. Spieltags. Bei Carl Zeiss Jena, sonst eine heimstarke Mannschaft, hieß es 5:1 – entschieden war die Partie schon beim Stande von 3:0 nach 33 Minuten. Philip Türpitz schnürte dabei einen ungewöhnlichen Dreierpack, denn er durfte gleich dreimal vom Elfmeterpunkt aus antreten: Den ersten verwandelte er "lediglich" im Nachschuss, bei den folgenden zwei Versuchen netzte er direkt. Noch absurder: Marcel Costly war es, der in allen drei Fällen zuvor gefoult worden war und sich die entsprechenden Punkte als Vorlagengeber abholen durfte. Weil der fünfte FCM-Treffer bereits nach 60 Minuten fiel, war kurzzeitig sogar eine denkwürdige Heimniederlage für die Thüringer drin. Doch Magdeburg schaltete etwas zurück und vergab seine finalen Chancen auf das halbe Dutzend.

 

Selten waren die Voraussetzungen für das Derby zwischen Münster und Osnabrück so prekär gewesen wie im Oktober, befanden sich doch beide mitten im Abstiegskampf und hatten eine mächtige Negativserie auf den Schultern. Befreit auf spielte nur der SCP, der schon nach wenigen Minuten durch Ole Kittner in Führung ging und zur Pause 2:0 in Front lag. Dann hagelte es in sechs Minuten drei Elfmeter – erst verkürzte der VfL, dann zogen die Adler wieder davon und vergaben sogar noch das 4:1 vom Punkt. Das holte schließlich Nico Rinderknecht nach. Wenig später war das Kapitel Joe Enochs als Trainer des VfL Osnabrück beendet.

 

Aus der Winterpause heraus ereignete sich schon am ersten Spieltag des neuen Jahres ein Kantersieg: Der SV Wehen Wiesbaden schoss den VfL Osnabrück mit 5:1 aus dem eigenen Stadion  – fünf der sechs Treffer fielen dabei bereits vor dem Seitenwechsel. Klar: Die Lila-Weißen hatten sich nach einer größtenteils enttäuschenden Hinrunde vorgenommen, schnell ins Mittelfeld vorzumarschieren und dafür beim Aufstiegskandidaten wenigstens einen Punkt mitzunehmen. Doch während die Niedersachsen offensiv halbwegs mithielten, offenbarten sich in der Defensive gravierende Lücken – ein Vorbote für die folgenden Wochen und Monate. Der überragende Stephan Andrist erzielte ein Tor nach einem selbst herausgeholten Elfmeter und bereitete zwei weitere vor. Für den SVWW ging es anschließend näher an die Spitze heran, der VfL verblieb mitten im Abstiegskampf.

 

Es lief die 53. Minute, als Matthias Kühne den Ball zu FCC-Keeper Jo Coppens zurückspielte. Dieser nahm das Leder mit aller Ruhe an und brachte es mit einem weiten Schlag zurück in die gegnerische Hälfte. Der Ball wurde immer länger und kam etwa 18 Meter vor dem Bremer Tor auf. Werder-Keeper Eric Oelschlägel stand etwas zu weit vor dem Kasten, sprang zwar zum Ball, erreichte ihn aber nicht mehr und musste mit ansehen, wie der Abschlag von Coppens aus über 80 Metern tatsächlich im Tor landete. "Ich weiß gar nicht, was ich fühlen soll. Das ist das erste Mal, dass ich so ein Tor erziele", sagte der Belgier nach Spielende bei "Telekom Sport". Sein Treffer führte zum 2:2, am Ende gewann Jena mit 4:2 und besiegelte damit den Abstieg des SV Werder Bremen II.

 

Es war eine furchtbare Saison für Rot-Weiß Erfurt. Hinter den Kulissen knarzte es gewaltig, sportlich hatte RWE einfach keine drittligafähige Mannschaft an den Start gebracht und auf der Trainerbank trennte man sich viel zu früh von Stefan Krämer, der stets den Eindruck erweckte, an den widrigen Umständen noch so viel Gefallen zu finden, um das Maximum herauszuholen. Zum Saisonende hin stand schließlich nur noch der Schatten des einstigen Drittliga-Dinos auf dem Rasen – es war eine Einladung für alle Gegner, Selbstvertrauen zu tanken. Zwickau nutzte das, Chemnitz auch, Meppen auch. Niemand aber war so erbarmungslos wie Sonnenhof Großaspach, das schon nach 45 Minuten mit 4:0 im Steigerwaldstadion führte und mit 6:0 Toren und Partystimmung pur nach Hause fuhr. Für die Statistiker: Der "Kicker" verteilte elf Mal die Note "ungenügend", bei Großaspach erzielten sechs Spieler jeweils einen Treffer.

 

   
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