Die Abwehrkönige stehen sich selbst im Weg

Am Freitagabend hatte der derzeitige Tabellenführer SV Sandhausen den – neben sich selbst – gegentorärmsten Verein zu Gast: Zweitligaabsteiger VfL Osnabrück. Mit genau 15 Treffen der Gegner erweisen sich beide Clubs als äußerst harte (Defensiv-)Nuss. Im Torhüterduell hat hierbei jedoch haarscharf Sandhausens Ischdonat die Nase vorn, der nur 14 Mal hinter sich greifen musste. Verletzungsbedingt musste im Punktspiel bei Carl Zeiss Jena ausgewechselt werden. Ersatzkeeper Kühn musste in seinem Pflichtspieldebüt für den SVS prompt einen Gegentreffer hinnehmen.

Seit Februar im eigenen Stadion ungeschlagen

Nichts desto trotz ist der VfL ein schwer einzuschätzender Gegner. Bei dem Blick auf die Tabelle könnte man zwar sagen, es sollte für die – über die Saison hinaus – heimstärkste Mannschaft der Liga eine machbare Aufgabe sein gegen den dezimierten Absteiger zu punkten, wo man doch zu Hause seit Februar nicht einmal verlor. Allerdings hat Trainer Fuchs ein Händchen dafür Dais – trotz nicht verheißungsvoller Tabellensituation – den Abend zu verderben. Beim letzten Aufeinandertreffen in der Saison 2009/2010 war dieser noch Trainer des damaligen Tabellenletzten Wuppertaler SV. Trotzdem konnte er gegen den SVS (zu diesem Zeitpunkt 7.) siegen. Das war gleichzeitig auch das letzte Spiel seiner ersten Trainerperiode beim SVS, wonach er im Februar 2011 seine 2. Amtszeit antrat (abgesehen von seiner Co-Trainer Tätigkeit viele Jahre zuvor).

Kevin Kampl mit großen Engagement

Die Zeiten als Dais noch aus dem Vollen schöpfen konnte sind nun auch vorbei. Dass Danneberg noch immer und Pinto neuerdings auch zum Kreise der Verletzten gehören trug keinesfalls zur Entspannung von Dais bei. Dennoch gab er sich gewohnt cool. Zumindest war Spielmacher Ulm nach abgesessener Gelbsperre wieder mit von der Partie. Fießer musste draußen bleiben, Kandziora bekam wieder den  Vorzug. Die Anfänge des defensiv bestimmten Spiels waren kaum von Höhepunkten geziert. Der Gast aus  hatte leichtes Überwasser. Besonders stechend: Nummer 8 Kevin Kampl. Der 21-Jährige zeigte ein außerordentliches Gespür für den Ball. Als nahezu einziger Feldspieler auf dem Platz schienen ihn die ungemütlichen Witterungsbedingungen nur peripher zu tangieren. Wo der Ball war, war er auch. Er suchte ständig die Nähe zum runden Leder, war praktisch immer anspielbar. Das hielt den Kicker nicht davon ab, ihm eine mir unverständliche 4 zu verpassen. Während der Herr mit der Pfeife trotz spielentscheidender Fehlentscheidung (siehe unten) eine 2 bekam.

Wenig Spielfluss

Eine erste ernsthafte Torchance für Spitzenreiter SVS löste sich in Wohlgefallen auf. Toptorjäger Löning agierte nur wie ein Schatten seiner selbst, rückte auch nur in den Fokus als zum einen eine zu gut deutsch ‚Hundertprozentige‘ vergab. Und noch einmal später im Duell mit Osnabrücks Keeper. Auch in Hälfte 2 fehlte beiden Teams der Zug zum Tor. Eine Schwäche die eigentlich dem VfL zu Lasten liegt und weniger dem SVS. Den Spielfluss blockte leider auch Kandziora, der dem Gegner alles andere als clever begegnete, ihnen sogar das ein oder andere Mal den Ball fast gezielt in den Lauf spielte – ganz zum Leidwesen von Dais, der endlich seine Rechnung mit Fuchs begleichen wollte. Auch Öztürk schaltete und waltete bei weitem nicht cool genug, um VfL-Keeper Riemann – der schon mit Burghausen am Hardtwald gastierte – ernsthaft in Gefahr zu bringen. In einer weiteren Szene rückte Riemann ins Scheinwerferlicht. Hier legte er Löning unsanft im eigenen Strafraum, Schiedsrichter Perl war jedoch nicht gewillt auf den Punkt zu zeigen. Fehlentscheidung! Zumal ein Tor der Partie den fehlenden Pepp hätte verleihen können.

Abwehrreihen überwanden sich nur selten gegenseitig

Für den ersten frischen Wind sorgte die unglücklich spät getimte Einwechslung von Blum, der im Spiel zuvor mit Offensivdrang und Debüttor glänzte und unverständlicherweise nicht in der Startformation auftauchte. Trotz des Aufblühens der Offensivbereitschaft unserer Hardtwaldhelden, bekam man die Pille einfach nicht im Riemann’schen Kasten unter. Froh sein konnte man aber, dass der Fußballgott die erneute Leichtsinnigkeit – im Umgang mit Chancen – nicht in Form von einem Gegentor rächte. Pünktlich wurde die Partie im Schmuddelwetter abgepfiffen. Tore blieben aus. Nur selten überwanden sich die beiden besten Abwehrreihen der Liga gegenseitig.

Fazit & Vorschau

Unter dem Strich zumindest ein Punktgewinn. Und wie es nicht anders sein sollte patzten Schweinsteiger (verschoss Elfmeter) und sein Club – Tabellenzweiter Jahn Regensburg – in Oberhausen und ermöglichten dem SV Sandhausen doch noch die vorzeitige Herbstmeisterschaft an diesem Wochenende. Damit fuhren sowohl die 1. Garde als auch die Landesligareserve die – laut Dais ‚Titel ohne Wert‘ – Herbstmeisterschaft ein. Mit weiterhin 5 Punkten Polster kann man am kommenden Wochenende beruhigt nach Heidenheim fahren. Ein Sieg wäre ein weiterer schöner Meilenstein, zumal sich die Sandhäuser in der Vergangenheit dort immer schwer taten. In so guter Verfassung wie momentan befand man sich seit Heidenheims Aufstieg in die 3. Liga aber auch nicht. Einziges Ärgernis, dass den Sandhäusern zusätzlich Probleme bereiten könnte ist, dass Glibo in der Partie am Freitag seine 5. Gelbe Karte zu Gesicht bekam, was ihm den Auftritt in Heidenheim verwehren wird.

FOTO: Flohre Fotografie

   
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