Die Absteiger und der schwere Start in die 3. Liga

So richtig gut sind die drei ambitionierten Zweitliga-Absteiger nicht aus den Startlöchern gekommen. Die Traditionsmannschaften Alemannia Aachen, Karlsruher SC und Hansa Rostock  sind von den Aufstiegsplätzen zumindest nach fünf Spieltagen noch ein gutes Stück entfernt. liga3-online.de nennt die Ursachen für diesen Fehlstart der populären Vereine. Vielleicht liegt das größte Problem beim ehemaligen Bundesligatrio auch an der hohen Anspruchshaltung aufgrund der erfolgreichen Vergangenheit. Alle drei Teams konnten im letzten Jahrzehnt in der deutschen Eliteklasse gegen Mannschaften wie Bayern München, Borussia Dortmund und Schalke 04 kicken. 

Nun spielt man in der Drittklassigkeit gegen Teams wie Babelsberg, Burghausen und Wehen Wiesbaden. Auch für die treuen wie leidenschaflichen Fans ist diese Situation ein wenig ungewohnt, zumal die Stadien sogar  Bundesligaansprüchen genügen.

 

Sitzt der Schock zu tief?

Möglicherweise sitzt der Schock über diesen unerwarteten Abstieg noch tief in den Gliedern, da vor allem in Aachen und Karlsruhe die Voraussetzungen für einen Mittelfeldplatz gegeben waren. Der Kader der beiden Traditionsverein war durchaus ansprechend. Mehrere Nationalspieler und erfahrene Bundesligaspieler hatte das Duo in seinen Reihen. Beim Aufsteiger aus Rostock hingegen reichte letztlich die individuelle Qualität für den Klassenerhalt nicht aus. Das Geld war so knapp, dass in zweitligareifes Personal nicht ausreichend investiert werden konnte. Zumindest in einer Statistik ist das Absteiger-Trio aber Drittliga-Spitze: Die Ausländerquote ist bei den drei Teams am Höchsten. Spitzenreiter ist der FC Hansa Rostock, der mit neun Ausländern bei 24 Spielern im Kader auf einen Schnitt von 37,5 % kommt. Nachfolgend der Karlsruher SC, der mit sieben Akteuren von 25 Kickern immerhin noch einen Durchschnitt von 28,0 % aufweisen kann und nicht zuletzt Alemannia Aachen, die mit sechs von 23 Fußballern auf eine Quote von 26,1 % kommen.

 

Der Trend in Rostock zeigt nach unten

Nun sind die Rostocker mit einem Mittelfeldplatz, genauer gesagt auf dem 10. Tabellenrang nach fünf Spieltagen, noch in relativ sicheren Gewässern. Dennoch haben die letzten Spiele, wo in Unterhaching mit 0:3, in Münster mit 2:5 und gegen den Chemnitzer FC (0:0) gespielt worden ist, für kollektive Ernüchterung im Lager der Hansa.Kogge gesorgt. Vielleicht fehlt mit Stefan Beinlich für den erfahrenen Trainer Wolfgang Wolf auch ein kompetenter Ansprechspartner. Dies war nämlich in der abgelaufenen Spielzeit anders, wie der ehemalige Bundesligatrainer ehrlich zugibt: „Stefan war ein Top-Mann, fachlich wie menschlich.“ Nach dem Abstieg gab es den Rücktritt von Beinlich zu betrauern. Nun muss also Wolf in Personalunion sich als Trainer und Manager versuchen. Gegenüber der Sport Bild beklagt er sich ein wenig über die schlechte, finanzielle Situation, wenn er sagt: „Der Verein hat das Ziel Wiederaufstieg ausgegeben. Dabei haben wir den Etat eines durchschnittlichen Drittligisten.“ Bei rund zwei Millionen Euro ist der Lizenzspieler-Etat veranschlagt. In der Tat ein schwieriges Unterfangen, da Teams wie die Mitaufsteiger aus Aachen und Karlsruhe und auch der finanziell potente SV Wehen Wiesbaden mit bis zu doppelt so viel planen können.

 

8,5 Millionen Euro Schulden

Die Schulden sind für den letzten DDR-Meister absolut drückend. So ist der Stand der Verbindlichkeiten auf rund 8,5 Millionen Euro angewachsen. Der Verein kann sich letztlich glücklich schätzen, dass nur wegen eines Hilfspakets der Stadt Rostock der drohende Konkurs letztlich abgewendet werden konnte. Immerhin versucht Wolf sportlich ein wenig Hoffnung zu verbreiten, wenn er sagt: „Noch habe ich die Mischung allerdings nicht gefunden. Aber ich habe bereits vor der Saison gesagt, dass wir bis zu zehn Spieltage brauchen, um uns zu finden.“ Ehrliche Worte. Das Konzept ist bislang noch nicht gänzlich aufgegangen, das besagt, dass erfahrene Spieler den hoffnungsvollen Hansa-Talenten aus der eigenen Akademie den notwendigen Halt geben sollen.

 

Kontakt zu den Aufstiegsplätzen

Bei Alemannia Aachen sieht die Situation zumindest tabellarisch ein wenig besser aus. So liegen die Kaiserstädter auf dem 7. Tabellenplatz und haben drei Zähler Rückstand auf einen Relegationsplatz und sogar schon fünf Punkte Differenz auf einen direkten Aufstiegsplatz. Besonders die letzten Spiele waren schwach. Das 1:3 im Heimspiel gegen die Offenbacher Kickers war ein Rückfall in längst verloren geglaubte Zeiten. Ohne spielerisches und kämpferischen Vermögen gab es diese bittere Heimniederlage, die auch die über 15 000 Anhänger im „Neuen Tivoli“ ein wenig fassungslos hat werden lassen. Auch wegen der Art und Weise dieser Niederlage fand Manager Uwe Scherr deutliche Worte gegenüber seiner eigenen Mannschaft. So wurde er vom kicker zitiert: „Das war heute ein Schritt in die falsche Richtung.“ Und die erste Niederlage der Alemannia sah er als „ganz klar verdient“ an. Der meinungsfreudige Scherr wurde ein wenig konkreter, als er sagte: „Schon der Auswärtssieg in Saarbrücken war glücklich, anschließend haben wir es offenbar nicht hinbekommen, uns neu zu konzentrieren und wieder alles zu geben.“ Nicht minder deutliche Worte fand Spielführer Albert Streit gegenüber dem kicker, als er drastisch mitteilte: „Das kotzt mich langsam an.“ Und nannte einen Grund für die momentane Problematik: „Wir lassen uns den Schneid abkaufen und verlieren zu schnell die Bälle.“ Und schickt einen Wunsch gleich hinterher: „Ich hoffe nur, dass das für lange Zeit der letzte dieser Tage war.“

 

Abstiegsplatz für den KSC

Der einst so stolze Karlsruher SC hatte besonders Anfang der 90er Jahre unter Trainer Winfried Schäfer schon erfolgreichere Zeiten und machte im Europapokal sich einen ehrbaren Namen. Diese Zeiten sind längst Vergangenheit. Die bittere Gegenwart hat den Verein aus dem Wildparkstadion wieder eingeholt. Mit nur drei Zählern nach fünf Spieltagen belegen die Baden den 18. Rang, was gleichbedeutend mit einem Abstiegsplatz ist. Es ist noch zu früh, um wirklich eine Krise beim KSC herbeireden zu wollen, dennoch muss konstatiert werden, dass diese Ausbeute für den ehrgeizigen Verein deutlich zu wenig ist. Immerhin gibt es mit Markus Kauczinski einen Trainer, der die notwendige Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt. Auch nach dem 0:1 bei Arminia Bielefeld behielt der sympathische Trainer auch weiterhin seinen Optimismus bei. Ergebnistechnisch gibt es für das Bundesliga-Gründungsmitglied erheblich Luft nach oben. Leistungsmäßig sind die Karlsruher hingegen ganz klar auf dem richtigen Weg. Schon beim 1:1 Unentschieden gegen das Spitzenteam aus Osnabrück war eine Leistungssteigerung zu bemerken. Gegen Bielefeld fehlte die Effizienz.

 

Chancenverwertung als großes Manko

So war es auch nicht allzu verwunderlich, dass der KSC-Trainer gegenüber dem kicker von einem „richtig guten Spiel“ seiner Spieler gesprochen hat. Er ist davon überzeugt: „Wir sind jetzt richtig in die Gänge gekommen.“ Auch als neutraler Beobachter muss konstatiert werden, dass die Gäste das ganze Spiel überlegen gewesen sind. Unzählige Möglichkeiten wurden geradezu fahrlässig vergeben. Auch Sportdirektor Oliver Kreuzer konnte dieses Manko nicht begreifen, indem er nach dem Spiel den Medien mitteilte: „Ein Wahnsinn, was wir für Chancen gehabt haben.“

FOTO: Flohre Fotografie

   

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