Die 3. Liga im internationalen Vergleich: Spanien

In Deutschland regiert zurzeit die Winterpause das Fußball Geschehen – nichts spielt mehr, sieht man mal von Testspielen und Hallenturnieren ab. Zeit also einen Blick über den Tellerrand zu werfen und die 3. Liga Deutschlands mit den dritthöchsten Klassen in anderen Ländern zu vergleichen. Heute wollen wir die deutsche 3. Liga in einen Vergleich zur iberischen Halbinsel setzten. Wie schaut in Spanien das Ligensystem aus? Wer steigt auf, wer ab? Und wie ist das Zuschauerinteresse auf der iberischen Halbinsel für den spanischen Drittligafußball?

Das Ligensystem

Über allem thront die Primera División, gefolgt von der Segunda  División, Spaniens 2.Liga. Beide Ligen sind eingleisig. Die Primera División beinhaltet 20 Mannschaften, während die Segunda  División gar auf 22 Teams kommt. Spaniens dritte Liga nennt sich Segunda B – gespielt wird in vier Gruppen á 20 Mannschaften. Auf Grund der Größe Spaniens und der damit verbundenen Topologie macht es Sinn die Gruppen nach geographischen Gesichtspunkten aufzuteilen. Die Liga spielt übrigens seit der Saison 1987-88 in dieser Form mit insgesamt 80 Teams. Eine Saison vorher hatte man sogar in einer eingleisigen Liga mit 22 Mannschaften gespielt.

Wer steigt auf, wer ab ?

Wie bereits erwähnt, kämpfen in jeder Gruppe 20 Mannschaften um Punkte. Die besten vier jeder Gruppe qualifizieren sich für die Aufstiegsplayoffs – insgesamt nehmen somit 16 Mannschaften an diesen Playoffs teil. Das Ziel heißt ganz klar – Aufstieg in die Segunda División. Insgesamt sind hier vier Aufstiegsränge zu vergeben. Reserveteams (2.Mannschaften) dürfen allerdings nur in die 2.Liga aufsteigen, wenn ihre erste Mannschaft in der Primera División antritt. Die je vier Gruppenersten jeder Gruppe haben die Möglichkeit schneller aufzusteigen, indem sie in einem separaten Finale gegeneinander antreten. Die beiden Sieger spielen in der nächsten Saison direkt in der 2.Liga. Die übrigen 12 Mannschaften treten in 6 Spielen gegeneinander an (je Hin- und Rückspiel). Die 6 Sieger qualifizieren sich zusammen mit den beiden Verlierern des separaten Finales (siehe oben) für das Halbfinale. Diese acht Mannschaften spielen dann wieder mit Hin- und Rückspiel einen Sieger aus. Die letzten vier Mannschaften spielen nun in je zwei Finalspielen (natürlich wieder mit Hin und Rückspiel) die letzten beiden Aufstiegsplätze aus. Und dann stehen sie fest – die vier Sieger, die nächstes Jahr in der Segunda División spielen dürfen. Insgesamt dauern die Playoff-Spiele übrigens ca. vier Wochen.

Hier ein kleines Beispiel, um das ganze zu verdeutlichen

Finale I:
Gruppensieger I – Gruppensieger II 1:0
Gruppensieger III – Gruppensieger IV 1:2

Gruppensieger I und Gruppensieger IV steigen auf. Gruppensieger II und Gruppensieger III qualifizieren sich als Verlierer für das Halbfinale.

Viertelfinale:
Gruppenzweiter I – Gruppenvierter IV 1:0
Gruppenzweiter II – Gruppenvierter III 1:2
Gruppenzweiter III – Gruppenvierter I 2:1
Gruppenzweiter IV – Gruppenvierter II 3:0
Gruppendritter I – Gruppendritter IV 0:2
Gruppendritter II – Gruppendritter III 0:1

Gruppenzweiter I, Gruppenvierter III, Gruppenzweiter III, Gruppenzweiter IV, Gruppendritter IV und Gruppendritter III stehen im Halbfinale. Der Rest ist ausgeschieden und kann nicht mehr aufsteigen.

Halbfinale:

Gruppensieger II – Gruppenzweiter III 1:0
Gruppensieger III – Gruppenzweiter IV 2:3
Gruppenzweiter I – Gruppendritter IV 6:5
Gruppenvierter III – Gruppendritter III 1:2

Gruppensieger II, Gruppenzweiter IV, Gruppenzweiter I und Gruppendritter III stehen im Finale II. Der Rest ist ausgeschieden und kann nicht mehr aufsteigen.

Finale II:

Gruppensieger II – Gruppenzweiter IV 2:1
Gruppenzweiter I – Gruppendritter III 1:2

Gruppensieger II und Gruppendritter III steigen in die Segunda División auf. Die beiden anderen Mannschaften sind ausgeschieden und können nicht mehr aufsteigen. Alle Spiele werden mit Hin- und Rückspiel ausgetragen.

Die Abstiegsregelung ist nicht ganz so aufwendig gestaltet. Die letzten vier jeder Liga steigen direkt in die Tercera Division ab. Der fünft letzte jeder Gruppe muss in die Abstiegsplayoffs. In diesen Abstiegsplayoffs muss jeder ein Relegationsspiel (mit Hin und Rückspiel) bestreiten. Gewinnt man, bleibt man in der Segunda B. Bei einer Niederlage spielt man in der folgenden Saison nur noch viertklassig. Eine zweite Mannschaft steigt automatisch ab, wenn die jeweilige erste Mannschaft aus der Primera División absteigt.

Medien- und Zuschauerinteresse

Das Zuschauerinteresse ist eher mäßig – viele zweite Mannschaften nehmen an der Liga teil, was die Liga nicht unbedingt attraktiver macht. Einzige Ausnahme ist der Club CD Tenerife, der durch einige Urlaubsgäste und durch seine lange Tradition teilweise auf einen Zuschauerschnitt von ca. 8.000 kommt. Die übrigen Drittligisten müssen sich im niedrigen dreistelligen Bereich begnügen.
Das hat auch zur Folge, dass kaum ein TV Sender Live Spiele der Segunda B überträgt. Wenn überhaupt, dann kann man bei den Reserveteams im clubeigenen TV Sender auf ihrer jeweiligen Homepage eine Zusammenfassung des Spiels genießen. Die dritte Liga Spaniens ist durch seine Beschaffenheit eher eine bessere Amateurliga mit regionalem Bezug.

 

Fazit

Zugegeben: Die Aufstiegsregelung ist auf den ersten Blick schon kompliziert gestaltet. Allerdings macht sie Sinn, da man möglichst vielen Mannschaften noch die Chance geben möchte, sich für die 2.Liga zu qualifizieren. Durch die vier Gruppen sind die Reisewege relativ gering für die spanischen Vereine – allerdings ist jeder spanische Drittligist auf Grund des Fehlens von TV Einnahmen extrem auf seine Sponsoren und (wenigen) Zuschauer angewiesen. Mittelfristig ist für jeden Teilnehmer der Segunda B ein Aufstieg unverzichtbar.

   

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